Trump-Bewegung, Neuwahltermin, Russlandpolitik: Leserbriefe zur Ausgabe 48/2024 (2024)

Leserbriefezu "Lasst uns schlauer sein" von Ijoma Mangold

Ein großes Dankesehr vonmir an Ijoma Mangold für den genau beobachteten und überfälligen Artikel. Alsein engagierter Verfechter des öff.-rechtlichen Rundfunks wurde mir dieProblematik erst in der Wahlnacht richtig klar, als ich einmal zum TV Kanal derWELT wechselte, wo die Politik Trumps und der Demokraten nicht nur, aber auch,sehr analytisch seziert wurde, einschließlich der Fakten ihres Artikels.Unvoreingenommene Analyse aller relevanten Aspekte muss - und sollte wiedermehr - unser ständiger Anspruch sein. - Prof. Dr. Frank Habann

Ijoma Mangold geht demfalschen Umgang der deutschen Medien mit Trump nicht auf den Grund. Den Medienkäme "Moral" dazwischen? Um es klar zu sagen: Moral ist absolutwichtig nur für den Selbstgebrauch (an die eigene Nase fassen), niemals(!!!) fürden Diskurs. Hier wird Moral immer zur Waffe, zum pharisäischenMachtinstrument. Punkt. Ein bessere Verständnis des Trump-Phänomens und der USAscheitert vor allem am absoluten Unwillen (Unvermögen) der Medien, dasseuropäische, bzw. deutsche Modell von Demokratie und Staat schonungslos zukritisieren. Was der Autor und viele andere als "widersprüchlich" und"disruptiv" verkennen, ist in Wirklichkeit FREIHEIT.

Europa ist eineStändegesellschaft geblieben, wo der Staat seinen Untertanen diese und jeneFreiheit huldvoll gewährt oder erzieherisch den Landeskindern verweigert. Unddie neue, herrschende Adelskaste sind die Intellektuellen in Politik, Staat undMedien. Mit ihrer arroganten Selbstbezüglichkeit und der Verteidigung ihrerprivilegierten Stellung, haben sie die Interessen der Wirtschaft und derarbeitenden Bevölkerung aus den Augen verloren. In Panik, die Kontrolle zuverlieren, ziehen sie Brandmauern hoch, die ihnen freilich auch die eigeneSicht auf die Probleme nimmt.

Bei Trump ist diesekindisch-bösartige Strategie gescheitert. Es geht also nicht um Moral an sich,sondern um die Verteidigung der eigenen Machtpositionen. Wenn schlauer zuwerden bedeutet, sich selbst auf die Schliche zu kommen, dann aber richtig. DerMensch ist ein übles, machtversessenes Subjekt. Und das beginnt nicht beiTrump, sondern bei mir selbst. Erst dann ist man schlauer. Doch SO schlau willman dann doch lieber nicht sein. - Fred Klemm

Herzlichen Dank für Ihrenklugen Text zur richtigen Zeit. Ich stimme Ihnen zu, dass wir die Welt nurverstehen können, wenn wir sie neugierig analysieren und uns dabei nicht vonunseren persönlichen Wünschen, Meinungen, Vorurteilen und Ängsten beeinflussenlassen. Ich gebe zu, dass mir das auch oft sehr schwerfällt. Gerade gesternAbend habe ich den Vortrag einer forensischen Psychiaterin gehört, dieGutachten in schweren Kriminalfällen, also Mord, Sexualstraftaten oder auchIntimiziden erstellt. Sie machte klar, dass sie im Sinne des Rechtsstaates dasVerhalten der Täter und Täterinnen analysiert und erklärt, aber damit wederentschuldigt oder rechtfertigt. Dieses Vorgehen wäre auch für gutenJournalismus hilfreich. - Tatjana Kimmel

Ich möchte nur auf einender vielen zustimmungspflichtigen Gedanken zurückkommen: Was wir wissen, wissenwir durch die Medien, und die spiegeln die Fakten nicht wider. Hier meineprovinzielle Frustration darüber: Wie oft hab ich nicht vermutet, dass der Journalistins selbe Horn tutet und nicht die Quelle ist. Wie oft habe ich gedacht, dassder Redakteur sich wenig Mühe macht, nicht mehr weiß als der Friseur. Wie oftbin ich irritiert, dass der Kommentar nicht vor Ort geschrieben wird, sondernam fernen Hochaltar. Worauf ich mich verlassen kann, was nicht fremd ist,sondern eigen, sind von Schmitz und Mustermann die Todesanzeigen. - Johannes Kettlack

Ich möchte euch alsgeneigter Leser, angefangen bei Giovanni di Lorenzo, raten euch diesen Artikeleinzurahmen und an für alle einsehbarer Stelle zu platzieren an denen dieredaktionellen Konferenzen stattfinden. - Mayrhofer Herbert

Ijoma Mangold bleibtseinem Foucault treu - und unterscheidet folgerichtig zwischen Establishmentund Anti-Establishment, doch gewiss nicht im Sinne des Ideengebers. DieUS-Demokraten und die Washingtoner Ministerialbürokratie bildeten das Establishment- in der Erzählung der Libertären verkörpern sie den verhassten, als übergriffigund undemokratisch gelabelten "deep state".

Trump, Musk und ihnen gewogenerechtsintellektuelle Vordenker sind, so verstanden, die Speerspitze einer demokratischenGraswurzelbewegung, die die kulturelle Hegemonie der "Wokies" brichtund durch den Wahlsieg des Republikaners auch demokratisch legitimiert ist. Wervon der neuen Führung und ihren Spin Doctors erfrischende intellektuelle Impulseerwartet, die das starre Lagerdenken aufbrechen, Ambivalenzen anerkennen undeinen konstruktiven Diskurs ermöglichen, bedient (ungewollt) das zerstörerischeNarrativ extrem rechter Kulturkämpfer. - Rüdiger Paul

Die Überschrift desArtikels verspricht eine interessante Ambiguität, sollen wir danach doch schlauersein. Schlauer und mit neu geschärftem Blick, aber weiterhin in deratlantischen Tradition, sich auf jedwede Änderungen der Amerikaner einzulassen.Dabei scheut sich der Autor auch nicht, den Schwerpunkt seiner Kritik in derfehlenden Anschaulichkeit durch deutsche Medien zu verordnen. Auch einefehlende Wahrnehmung für rechtspopulistische Strömungen jenseits des Atlantiksdurch die Medien pauschaliert er mit putziger Wortwahl und stilisiert dieseszur bedeutenden zukünftigen Aufmerksamkeit gegenüber den Amerikanern hoch.

Die Notwendigkeit,gegenüber den Amerikanern schlauer zu sein, liegt im Gegenteil zu einerverstärkten Wahrnehmung amerikanischer Unsitten. Sie besteht in einer aufSouveränität und Autonomie ausgerichteten, nachhaltigen und gesichertenStärkung Europas, um jeglichen schwachsinnigen Herausforderungen aus welcherEcke des Globus auch immer gewachsen zu sein. Statt von moralfreien Analysen zufabulieren, empfehle ich die selbst geforderte Schlauheit erst einmalanzustreben. - Jürgen Dressler

Ich habe mich auf dasLesen dieses Artikels gefreut, weil ich abweichende Meinungen, kritischeStimmen gegen das, was alle sagen, mag. Ich finde auch, dass man inunterschiedliche Perspektiven schlüpfen muss, um Menschen und Positionen zuverstehen. Ihr Artikel ist jedoch keine differenzierte argumentativeAuseinandersetzung. Hier ein paar Anmerkungen: Man muss sich in den USA alsWähler nicht überall ausweisen. Das macht Wahlen verdächtig. Besser wäre estatsächlich, obwohl selbst Trump nicht behauptet hat, dass unautorisierteWähler ihm die Wahl gestohlen haben. In den USA gibt es keinen Personalausweisund Wahlunterlagen werden einem nicht zugeschickt. Wie kompliziert es ist, sichals Wähler registrieren zu lassen, vor allem ohne Reisepass und Krankenkassenausweishabe ich bis heute nicht verstanden.

Darin liegt eineDiskriminierung. Auch historisch waren die Wahlregelungen in den USA oft eindurchaus erfolgreiches Mittel zur Wählerabschreckung. (Nachzulesen in: Levitsky/Ziblatt,Wie Demokratien sterben, DIE ZEIT Brennpunkte) Bei den Republikanern geschiehtintellektuell Hochinteressantes und die Demokraten sind Heuchler. Für wie blödhalten Sie mich, Ihre Leserin, eigentlich, eine ältere weibliche Person, diedie Entwicklung gefährlich findet? Ich bin keine naive Gläubige. JA, derMoralismus vor allem woker Personen bei den Demokraten geht mir arg auf dieNerven, obwohl ich die Ideale teile. Die Demokraten wollen aber nicht mit derBrechstange eine internationale Ordnung aufheben, finden Umweltschutz wichtigund haben auch nicht den Glauben, dass überreiche Techmillionäre, dieGewerkschaften nicht wollen, auch noch zum Vorteil aller Bürokratie abbauen.

Auch Bürokratie mussdifferenziert gesehen werden. Ich weiß, in Deutschland lassen sich leichtBeispiele für ihre Disfunktionalität finden, aber sie schützt auch. MancheÜberschwemmungsgebiete wären durch genauere Regelungen und Vorschriften besserdran gewesen. Die demokratische Partei war in der Auswahl der Kandidatinundemokratisch. Ich wähle keine Kanzler, sondern Parteien. (Leider tendierenwir inzwischen auch zu mehr Personalisierung und messen den Spitzen zu vielBedeutung bei.) Nach Ihrer Logik muss Deutschland sehr undemokratisch sein.Spitzenkandidaten werden hier nicht durch eine Art Wahlkampf in den Parteienbestimmt. Kamala Harris wurde immerhin von der Mehrheit der Parteimitgliedernominiert.

Ich persönlich finde,dass diese personalisierten Vorwahlkämpfe nicht gerade den Wettstreit von Ideenfördern. Ich finde die repräsentative Demokratie ganz gut. Direkte Demokratievor allem angesichts der manipulativen Macht neuer Medien, die man unbeschränktSuperreichen überlässt, ist keine Option. Man könnte da allerdings neueBeteiligungsverfahren erfinden, ohne dass angeheizt durch Massenmedien eineimmer neue Sau durchs Dorf getrieben wird. Was Sie da als intellektuelleNeuerungen verstehen, sind uralte Kamellen, die ich bis jetzt für überwundengeglaubt habe.

Ich war froh darüber,weil sie ein repressives Denken und Unterdrückung beinhalten: Also das Heildurch einen freien Markt, männliche Stärke als Dominanzgebaren, Nationalstaatmit Freihandel. Ich kenne das alles, weil ich noch ein Deutschland erlebt habe,dass gesellschaftlich nicht annähernd so liberal war wie der Text desGrundgesetzes. Meine Lebensumstände wurden nicht durch Nationalismus besser,sondern durch ein vereinigtes Europa. Ich kann Nationalismus überhaupt nichtmehr verstehen, auch wenn ich mich natürlich mit der Sprache und meinenHeimatorten verbunden fühle. - Martha Wilmes-Siebert

Danke für diesenAnalyse-Ansatz zur US-Wahl! Entscheidend ist eben, was "hinten" (an notwendigenReformen) rauskommt. Nach der Ampel-Katastrophe bräuchten wir def auch etwasmehr populistische Autokratie als moralinsaure Weitermacherei! - P. Roetzel

Danke Ijoma Mangold fürIhre medienkritische Betrachtung der Berichterstattung über die US-Wahlen. Gingdie hiesige Medienlandschaft einhellig von einem knappen Kopf-an-Kopf-Rennenzwischen Trump und Harris aus, fiel man nach Bekanntgabe des Wahlergebnissesaus allen Wolken. Wie konnte sein, was einfach nicht sein darf? Da hatWunschdenken eine realistische Einschätzung der amerikanischen Gesellschaftverhindert. Vom moralisch hohen Ross herab wurde ein Framing in Schwarz-Weißgesetzt: Republikaner böse, Demokraten gut. Die tieferen Ursachen für dasWählerverhalten wurden nicht erkannt. Genauso geschieht es leider auch in derBerichterstattung über hiesiges Wählerverhalten. Unisono wird das Etikett"populistisch" verteilt, ohne dem Volk wirklich auf's Maul zuschauen, um zu erfahren, was es zu den populistischen Parteien treibt. - Mia Herber

Ijoma Mangold hat inseinem hervorragenden Artikel der eigenen Branche am Beispiel der extremeinseitigen Berichterstattung zu den US-Wahlen die Leviten gelesen. Jede Zeileder Leitartikel, jeder Satz der Tagesschau, jede Talkshow wurde dem Kampf gegenden größenwahnsinnigen Narziss, dem neuen Hitler gewidmet. Kein Wunder, dassbei einer Umfrage 75% der TV-Zuschauer angaben, dass Harris die Wahl gewinnt.Die Amerikaner würden ja wohl nicht den Leibhaftigen wählen. Auch durch die"Zeit" zieht sich dieser Geist.

Wer einmal als "böse"gilt, wird niedergeschrieben. Fakten werden dafür ignoriert oder nach Gutdünkenangepasst. Vier Seiten nach Mangolds Artikel schreibt Bernd Ulrich: "WladimirPutin interessierten eben keine funktionierenden autonomen Republiken. DieAmtssprache im Donbass war ihm in Wahrheit egal. Er wollte lieber die Ukraineüberfallen." Putin war ganz und gar nicht egal, dass ‚russisch’ als Amtsspracheabgeschafft und die Minsker Verträge von der Ukraine ignoriert wurden. Ulrichskizziert ihn hingegen als böses jähzorniges Kind, das etwas haben undkaputtmachen will. "Schlauer" ist das nicht. - Bert Ehgartner

Natürlich gibt es inallen Parteien Politiker, die sich auf angenehme Art und Weise von ihrer Parteiund der Masse ihrer Mitglieder unterscheiden. Aber wird die Partei dadurchliberaler und in ihrer Haltung demokratischer? Ohne Vivek Ramaswamy und seine politischeGrundausrichtung zu kennen (ich habe seinen Namen zum ersten Mal gehört) –Trump und seine Anhänger werden sich in ihrer Grundhaltung von ihm kaumbeeinflussen lassen. Heiner Geisler und Richard von Weizsäcker haben das beider CDU ja auch nicht geschafft. - Werner Fischbach

Ijoma Mangold hat mitdieser sowohl überfälligen als auch überzeugenden Analyse dafür gesorgt, dassIhnen mein Abo erhalten bleibt. Sie sollten dringend in Ihren Redaktionen aufOpen Mindset achten, der es auch ins Blatt schafft. - Franz M. Meister

Mit großem Interesse habeich Ihren Artikel über die Möglichkeiten und Notwendigkeiten analytischer Klugheitgelesen. Er scheint mir gleichwohl nicht nur im Hinblick auf die Wahl in denUSA relevant, sondern deutet auf ein sehr viel tiefer liegendes Problem hin. Esin Augenschein zu nehmen ist zwar schon seit langem an der Zeit, wird durch denerdrutschartigen Sieg Trumps nun aber in seiner ganzen Dringlichkeitersichtlich.

Von Niklas Luhmann stammtauch die Idee, dass Systeme durch eine Art operativer Blindheit gekennzeichnetsind, die es ihnen erschwert, die basalen Unterscheidungen ihrer eigenenFunktionsweisen in den Blick zu bekommen. Im Feld des Journalismus und der Medienmacht sich dies nicht nur im Hinblick auf ihr politisches Substrat bemerkbar,sondern auch in Bezug auf den sogenannten News Value, der sich durch diezunehmende Digitalisierung und die damit einhergehende Beschleunigung ja immermehr am Skandalösen, Gefälligen und Empörten orientiert. Darüber hinaustendiert ja leider die gesamte zeitgenössische Öffentlichkeit zur Insulierungund zur Bildung von Echokammern. Es mag hier also nicht lediglich einkognitiv-intellektuelles, sondern durchaus auch ein strukturell-soziologischesProblem vorliegen. Dies aber nur vorweg und am Rande.

Dass die deutschen Mediennicht nur einhellig in das Lied der US-Amerikanischen Demokraten einstimmen,sondern auch über jedes Stöckchen springen, das ihnen von den Republikanern unddem politischen Genius Trump hingehalten wird, stellt in der Tat ein fundamentalesProblem dar. Dass sich die nahezu gesamte Medienlandschaft dabei ständig einigist, wirkt befremdend. Ob in der ZEIT, der Süddeutschen, dem Deutschlandfunkoder ARD/ZDF - es ist überall dieselbe Leier. Die lauwarm servierte Suppe derlinksliberalen Medien.

Das Versäumnis ist dabeiein doppeltes: nicht nur verkennt man die Wähler Trumps, den Charakter desTrumpismus, sowie die historische Bedeutung der durch ihn verursachtenDisruptionen, sondern man verhält sich gemeinhin auch vollkommen unkritischgegenüber den Demokraten und ihren Diskursen (dasselbe ließe sich über dasVerhältnis zu den demokratischen Parteien der Bundesrepublik sagen - um derenVerwicklung mit Partikularinteressen zu erkennen, braucht man keinVerschwörungstheoretiker sein - ein Blick in die Arbeiten des ElitensoziologenMichael Hartmann genügt). Das bedeutet aber nicht weniger, als dass man immedialen Mainstream die Verbindung der liberalen Demokratie mit bürgerlicherHerrschaft, mit Unterdrückung und mit Ungleichheit schlichtweg leugnet.Stattdessen singt man das Hohelied der DEI, an dem sich nun wirklich kaum einMächtiger noch stört. Der Linksliberalismus ist zum letzten Verteidiger desStatus Quo geworden. Gefundenes Fressen für die Rechte.

Geschähe dies inargumentativer Überzeugung und analytischer Aufrichtigkeit, wäre das Problemvermutlich ein nur halb so großes. Es geschieht aber im Wesentlichen durchMoralismus, politischen Subtraktismus, und durch Zurechnungsmechanismen. DieSchärfe und Selbstgefälligkeit, mit der dabei "die gute Sache" vertreten wirdund mit der alles, was von dieser guten Sache auch nur ansatzweise abweicht,unter Generalverdacht gestellt wird, ist ebenso unerträglich wie dieProgrammatik man würde gemeinsam die Demokratie retten und die bad guysverhindern armselig ist. Was uns an erkenntnisstiftenden Einsichten hindert,ist nicht nur ein problematisches moralisches Bewusstsein, sondern auch einMangel an historischem, politischem, und an analytischem Bewusstsein. Wir sindintellektuell borniert.

Siegfried Kracauer, dervielleicht bedeutendste Feuilletonist der zwanziger Jahre, schrieb 1931 einenText mit dem Titel "Minimalforderung an die Intellektuellen". Darin wies er aufzwei Dinge hin: Erstens müssten sich Intellektuelle auf die Realität einlassenund sich durchs konkrete Material der Welt hindurcharbeiten. Nichts schienKracauer gefährlicher als den Kontakt mit der Wirklichkeit zu verlieren oderderen Ambiguitäten durch synthetische Verstehensweisen zu übergehen. Zweitensmüssten die Intellektuellen laut Kracauer sämtliche vorgegebene Positionen inZweifel ziehen - etablierte diskursive und konzeptuelle Setzungen ebenso wieneu eingeführte. Sein Aufsatz endet mit dem Aufruf: "Intellektuelle, wendeteure Intelligenz an!"

Der Sieg Trumps ist derletzte Sargnagel für die Linke, die wie Uma Thurman in Kill Bill lebendigbegraben wurde. "Kiddo", wie ihre Figur in Tarantinos Film heißt, zerschlägtden Sargdeckel mithilfe gezielter Faustschläge auf kurze Entfernung und befreitsich. Dafür, dass die Linke wieder aus ihrem Grab aufzuerstehen vermag, bestehtwenig Hoffnung. Bereits 2016 hatte Slavoj Zizek die Hoffnung geäußert, TrumpsWahl werde Anlass zur radikalen Reflexion und somit zur Veränderungdemokratisch-emanzipativer Kräfte bieten. Diese Chance blieb ungenutzt. Dassinnerhalb dieser historischen Farce jemand eine Lanze für die Selbstkritik derIntelligenz bricht, ist lobenswert. Ob diese weit genug geht, seidahingestellt. Einen Anfang macht sie immerhin. - Steffen Andrae

Vielen Dank für diesenArtikel (und dafür, dass die dort zum Ausdruck kommende Haltung immer wieder inder Zeit vorkommt)! Ich finde, das von Mangold beschriebene Abtun von Trump undseinen Anhängern ist auch in Europa spürbar. Ich lebe in Österreich, wo dierechte FPÖ gerade stärkste Kraft bei den Nationalratswahlen wurde. Von linksist man mit dem "Faschisten-" und "Nazi"-Begriff schnell bei der Hand und auchin den Medien findet dies gelegentlich Niederschlag.

Aber tiefgehend begründetwird selten und noch weniger setzt man sich ernsthaft mit Argumenten von FPÖ,AFD usw. auseinander. Mit dieser Strategie aber holt man keine Wähler zurückund ich fürchte, man verprellt auch Unentschlossene. Menschen wollen nichtabgewertet werden, sondern ernstgenommen und überzeugt! (Und nicht zuletztschärft man – wie Mangold schreibt – durch solche Auseinandersetzungen deneigenen Verstand.) - Philipp Sutner

Vielen Dank für dieGedanken und den Hinweis auf die (zunehmende!) Oberflächlichkeit der Presse,die mehr nach Sensation giert als die Vielschichtigkeit der Wirklichkeit zuerforschen und verständlich darzustellen. Viel Ambiguität - in sichwidersprüchliche Wahrnehmungen und Erkenntnisse sind dabei unvermeidlich. Dieschöne Eindeutigkeit, die uns veranlasst, sich gemütlich zurück zu lehnen undgleichzeitig die "Bösen" zu hassen, anstatt auch deren Motive undHintergründe wahrzunehmen, ist kontraproduktiv. Nur wer die Widersprüche undKonflikte analysiert und als wichtigen Teil der Realität wahrnimmt, hat alsverantwortlicher Politiker oder Manager die Chance tragfähige Lösungen zufinden und als Bürger die Chance die politischen Kräfte zu stärken, die Lösungenumsetzen können. Hass oder auch ein angewidertes Sich Abwenden schafft keineLösungen. - Tilmann Wolf

Ist dieser Artikel auchein wenig Selbsterkenntnis? Warum jetzt erst ein Bericht, der nicht zu100%Trump-Ablehnung beinhaltet? Wird jetzt versucht, das Schreckgespenst"Trump" etwas differenzierter, sachlicher, und vor allem neutraler zubetrachten? Da ich weder Trump- noch Harrisanhänger bin, fehlt mir zuMeinungsbildung diesbezüglich unpolitisch, neutrale Berichterstattung. Dies warzumindest ein Anfang, leider ein wenig zu spät. - Cornelia Schott

Der Artikel ist soermüdend lang, dass es kaum möglich ist auf alle Standpunkte einzugehen. Ichbeziehe mich auf den Schluss, der alles zusammenfasst. "Die Medien tunsich schwer mit Ambiguität." Das ist einfach falsch. Trump ist vollkommendurchsichtig. Ein kranker, alter Egomane, mit Wahnvorstellungen, Lügen undGewaltfantasien. Die Medien haben leider nicht einhellig diese Meinungvertreten. Fox News, Elon Musk, viele social media Stationen halten einen irrenKriminellen geeignet, Präsident der USA zu werden. Auch die Bemerkung:"Aber dazwischen wäre ein bisschen moralfreie Analytik hilfreich" istder größte Humbug.

Diejenigen, die dasGesetz, die Institutionen, die Verfassung retten wollen, haben, Hitler- Trump,Gott sei Dank, nicht schön geredet. Für wen sind sie eigentlich - einenDiktator oder für die Demokratie? Alle Medien sprachen leider nicht mit einerStimme. Das zu behaupten ist eine glatte Lüge. Warum hat Trump die Wahlgewonnen - wegen der Armut und den Vorurteilen gegenüber Frauen und vor allenDingen gegen schwarze Frauen. Bitte treten Sie nicht weiterhin ein für Trump! -Man könnte Sie für einen Anhänger der AFD vermuten, die übrigens auch die Wahlbei uns gewinnen wird, wenn nichts getan wird gegen die Armut von 3 MillionenKindern und wenn Arbeitslose, die vollkommen unschuldig in die Arbeitslosigkeitkommen ,beschimpft und dehumanisiert werden. Mit freundlichen Grüßen verbundenmit der Hoffnung, dass die Zeit für Moral und Anstand eintritt. - Monika Utermann

Warum erscheint dieserArtikel erst jetzt? Auch die ZEIT war bis zur Wahl auf der gleichen OMG Welleunterwegs. Gerade von der ZEIT durfte man kritische Stimmen gegenüber denDemokraten erwarten. Wer baut bei uns die Bürokratie ab? Auch wir haben einen "DeepState" und ein wenig Disruption täte uns gut. Auch wenn es schmerzt: die Kritikan uns (2% für Verteidigung, keine Gaspipeline…) war berechtigt. - Dr. Wolfgang Konrad

Einer der besten Artikeldieses Jahres. Lasset uns die Renaissance der Aufklärung einläuten. - Kurt Schäfer

Herzlichen DANK für dieerfrischende und erhellende Betrachtung zur Trumpwahl sowie das Echo imdeutschen Medienwald. Ijoma Mangold zeigt, wie Verständnis geht ohne eineBeurteilungsfähigkeit zu verlieren - und dabei im vollsten Genuss daswichtigste Werkzeug AMBIGUITÄT zu benutzen! - Frauke Roloff

Ich danke Herrn Mangoldfür diesen Betrag, in dem ich meine Meinung abgebildet finde. Ich möchte ihn umein Detail ergänzen, dass in den deutschen Medien allenfalls eineuntergeordnete Rolle spielte: Tech-Milliardäre hin Tech-Milliardäre her, Stand16. Oktober 2024 hatte die Demokraten mit 883 Mio Dollar mehr als doppelt soviel Geld für den Wahlkampf ausgegeben, wie die Republikaner mit 345 MioDollar. An den finanziellen Ressourcen allein kann es also nicht gelegen haben.Das führt die Erzählung, dass in den USA allein das Geld zählt, ad absurdum.Das darf nicht sein! - Dirk Hoppe

Ich muss gestehen, dassich nicht wusste, dass frau*man in manchen Staaten der USA wählen darf, ohnesich auszuweisen. Trotzdem war und ist Donald Trumps seit inzwischen vierJahren permanent wiederholte Behauptung, ihm sei der Wahlsieg gestohlen worden,eine Lüge. Ich stimme Ihnen zu, dass die hiesige Presse Joe Biden und KamalaHarris in Anbetracht der Alternative quasi mit Samthandschuhen angefasst undBidens Versagen (kein rechtzeitiger Verzicht auf eine erneute Kandidatur unddamit keine Ermöglichung von anständigen Primaries) wenig thematisiert hat.Dass Donald Trump nun wieder Präsident wird, könnte gleichwohl fatal sein -schon weil er wahrscheinlich nichts gegen und viel für den Klimawandel tunwird.

Im Übrigen lehne ich alsSchwuler nicht nur Diktaturen ab (siehe die Verhältnisse in Russland,https://www.lsvd.de/de/ct/10920-Queeres-Leben-gilt-ab-heute-in-Russland-als-Extremismus),sondern sehe auch Demokratien dann kritisch, wenn sie nicht liberal sind undnicht die Freiheitsrechte und sonstigen Rechte auch von Minderheiten achten. Esist ja leider nicht so, dass Minderheiten in Demokratien grundsätzlich keineDiskriminierung und keine Strafverfolgung erleiden (siehehttps://www.lsvd.de/de/ct/1245-LGBT-Rechte-weltweit). - Dr. Ulrich Willmes

Leserbriefezu "O Tannenbaum" von Tina Hildebrandt

Vielen Dank für den obengenannten Artikel, ich freue mich auf jeden Donnerstagmorgen, wenn ich vor derArbeit einmal durch die neue Ausgabe stöbern kann. Bei Ihrem Artikel stelltesich mir die Frage, ob der Wahlkampf zur Bundestagswahl 1987 am 25. Januarnicht auch in die Zeit zwischen Weihnachten und Karneval fiel? - Andrea Foltan

"Halleluja" istan Ostern, an Weihnachten singen wir "Gloria". - Florian Wegmann

"Von einerRichtungsentscheidung ist nun die Rede." Die Phantasie eine Richtung (alsschon lange nicht mehr SPD-Wähler) bei der SPD zu sehen habe ich eher nicht.Sollte sich die SPD wirklich für die "einfache" Bevölkerung mitentsprechenden Maßnahmen (die möglichen Beispiele sind dringend und unendlich)einsetzen, wäre sie vielleicht wieder wählbar, aber nur von "Respekt"faseln und keine "Führung" liefern ist halt einfach zu wenig! DieWahl scheint eher auf ein irgendwie weiterwurschteln hinauslaufen und beide"Lager" scheinen nicht mehr als eben das anbieten zu können.Eigentlich traurig für das ehemalige Land der Dichter und Denker(?). – W. Michel

Es kommt nicht oft vor,dass ein Leitartikel der ZEIT mit einer falschen Tatsachenbehauptung beginnt;der die neueste Ausgabe liefert ein Beispiel. Tina Hildebrandt schreibt, dieDeutschen erlebten zum ersten Mal eine Neuwahl "zwischen Weihnachten undKarneval." 1987 wurde am 25. Januar ein neuer Bundestag gewählt, also nochnäher an Weihnachten, als es jetzt geplant ist. - Jochen Pöhlandt

Eine kleine Korrektur zuIhrem Artikel auf Seite 1. Es gab durchaus schon einmal eine Bundestagswahlzwischen Weihnachten und Karneval: am 25.01.1987. Das ist mir noch genau imGedächtnis, weil mein Cousin genau am Tag der Wahl 18 geworden ist, mein Bruderaber erst zwei Wochen später. Darum durfte er noch nicht wählen. - Dr. Gerrit Praefcke

Zweifellos ein Artikel,der entscheidende Probleme anspricht. Ich wäre beruhigter, wenn ich daraufvertrauen könnte, dass die Wähler*innen gut informiert zur Wahl gehen und beider Wahl nicht nur ihre eigenen individuellen - und meistens finanziellen - Interessenim Blick haben, sondern auch das Allgemeinwohl und das Wohl künftigerGenerationen.

Aber schon an derInformiertheit hapert es ja wohl - und zwar nicht deshalb, weil keine seriösenInformationen zur Verfügung stünden - und zwar zum Teil sogar kostenlos im Netz-, sondern weil die seriösen Informationen von einem Großteil der Wähler*innennicht gesucht oder nicht gefunden werden. Stattdessen werden insbesondere diesogenannten sozialen Medien - Facebook, X, Tiktok, YouTube usw. - vondiktatorisch regierten Staaten, von diktatorisch agierenden Unternehmern sowievon AfD, BSW und sogar von ehemals halbwegs seriösen Parteien wie der CSU mitDesinformation geflutet.

Wenn das so weitergehtund weiterhin nichts oder kaum etwas dagegen unternommen wird, werden wir hierwohl bald Verhältnisse wie in den USA haben, wo ein verurteilter StraftäterPräsident, ein Permanentlügner Justizminister und ein bekennender ImpfgegnerGesundheitsminister werden soll. Ihr Satz "Es geht in diesem Wahlkampfnicht nur darum, wer das beste Programm anbietet, sondern vor allem darum, werein Gefühl für das Gefühl der Deutschen hat." beschreibt leider treffenddas Problem, dass zunehmend nicht Vernunftgründe und eine prinzipiellmenschenfreundliche Haltung zur Wahlentscheidung führen, sondernDesinformation, negative Gefühle wie Verunsicherung, Angst und Wut und nichtzuletzt ein überzogener Egoismus. - Dr. Ulrich Willmes

Das Getöse um denWahltermin war eine populistische Wahlkampfaktion von CDU/CSU, und TinaHildebrandt ist drauf reingefallen: Der Wahltermin findet nun gerade mal zweiWochen früher statt als zuletzt von Olaf Scholz vorgeschlagen. In derKarnevalszeit sind viele Räume, die sonst für Wahlen zur Verfügung stehen,belegt und es wird schwierig, die vielen freiwilligen Wahlhelfer zumobilisieren - besonders in Ländern, die Schulferien haben werden und wo vielesonst Engagierte bestimmt längst Urlaub gebucht haben.

Wenn es dann Unregelmäßigkeitenaufgrund unzureichender Vorbereitung geben sollte, weiß ich schon genau, werwieder das populistische Maul aufreißen wird. Die paar Wochen hätten doch nichtallein der SPD geholfen, sondern allen Parteien gleichermaßen. Vor allem hättensie den Rathäusern mehr Ruhe gegeben. Man kann allein an diesem Termin-Theaterablesen, wie viel vorausblickender Olaf Scholz im Vergleich zu seinemHerausforderer Merz ist. - Stephan Maihold

Einen Weihnachtswunschhabe ich an die Mitglieder des Bundestages: Setzen Sie sich zusammen undvergraben Sie im Interesse der nächsten Legislaturperiode für EINEN BeschlussIhr Parteibuch. Sorgen Sie dafür, dass nach den Neuwahlen dasBundesverfassungsgericht und damit das Grundgesetz der BundesrepublikDeutschland geschützt ist vor den rechtspopulistischen und rechtsextremenParteiengemenge, das sich nach den Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen undSachsen breit gemacht hat. Wieder profilieren können Sie sich nach denNeuwahlen. Gerade jetzt, wo zwei starke, aber unberechenbare Egos an der Spitzezweier Weltmächte stehen und sich mit China ein weiteres Land in derWeltpolitik beweisen will, braucht es "wetterfeste" Demokratien, diedem trotzen können. - Ralph Weindel

Frau Hildebrandts These,dass erstmals ein Wahlkampf in die Weihnachtszeit und Karnevalssession fällt,ist definitiv falsch. Nach der Wende 1982 stellte Bundeskanzler Kohl am 17.Dezember 1982 die Vertrauensfrage, die Wahl fand dann am 6. März 1983 statt.Auch das Duell zwischen Kohl und Johannes Rau im Jahr 1987 wurde im Januar 1987entschieden. Und selbst zur ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2.Dezember 1990 leuchtete schon die erste Kerze auf dem Adventskranz. - Arne Willms

Mich wundert, dass es beider letzten Krisensitzung der Koalitionsspitzen, die dann zur Entlassung desBundesfinanzministers Lindner führte, keinen Kakao und Kuchen gab, wie in jedemanständigen Kindergarten. Dann das trotzige "Nachtreten" des BundeskanzlersScholz und das Schmollen und "Beleidigtsein" des Herrn Lindner. Keiner hatangeblich Fehler gemacht und von Demut oder gar Einsicht auf beiden Seitenkeine Spur. Auch die Grünen, allen voran Herr Habeck, haben sich dabei nichtmit Ruhm bekleckert. Das unwürdige Verhalten der "demokratischen Mitte" istWasser auf die Mühlen der AfD und des BSW.

Wenn das Aus derAmpelregierung nicht so traurig wäre könnte man herzhaft darüber lachen. Aberdie nüchterne Realität sieht leider trostlos aus. Selbst Olaf Scholz derGefühle von Karten abliest ist sich offensichtlich über wesentliche politischeGegebenheiten nicht im Klaren=Die Gewalt geht vom Volk aus; Der Amtseidverpflichtet; Jeder, jede Politiker/innen sind nur auf Zeit gewählte Vertreterdes Volkes (Wahlvolkes). Darüber hinaus sind Erinnerungen an zurück liegendeHandlungen und/oder Nichthandlungen (Ex und Bank) für einen Bundeskanzler, derselbst cool zu sein vorgibt, eigentlich mehr als wichtig. Die Wirtschaft, derSozialstaat, das Klima, das Wohlergehen der bisher Abgehängten sowie dieUkraine-Hilfe stehen auf dem Spiel.

Die gesamte Terminierungdes Neuwahlverfahrens ist für sich schon ein "derbes Bauerntheater" mitDarstellern die textlich und spielerisch wie eine ungeübte Laienspielgruppewirken. Gegeben wird ein bürgerliches Trauerspiel: "Die Schauspielgruppe des"Hospiz Bundestag" nach der Lindner Entlassung auf dem Weg zur möglichenUnregierbarkeit." Gott sei Dank werden die Wählerinnen und Wähler vomGlühweinkonsum, dem Neujahrsfeuerwerk und dem närrischen Treiben hinreichend abgelenkt,um sich nicht wieder von großartigen Wahlversprechen einlullen zu lassen. Dastaunen wir nun enttäuscht und sehen betroffen den Ampelvorhang zu und allewichtigen Fragen offen. (frei nach Bert Brecht) – Felix Bicker

Frau Hildebrandt schreibtim aktuellen Leitartikel, dass die Deutschen zum ersten Mal eine Wahl zwischenWeihnachten und Karneval erlebten. Das ist jedoch nicht richtig, denn die Wahlzum 11. Deutschen Bundestag (die letzte vor der Wiedervereinigung) fand am 25.Januar 1987 statt. Wir hatten somit schon einmal Wahlkampf auf demWeihnachtsmarkt. - Dirk Elbert

Die gute Nachricht fürdie SPD: Sie verfügt nicht nur über einen unbeliebten Bundeskanzler, sondernmit Boris Pistorius auch über den beliebtesten Spitzenpolitiker. Die schlechteNachricht: Wie das Beispiel USA zeigt, bringt es nichts, einen unpopulärenRegierungschef kurz vor der Wahl durch einen anderen Spitzenkandidaten zuersetzen. Die mittelgute Nachricht: Es spricht vieles (wenn nicht alles)dagegen, dass sich die SPD, die (mit einer vierjährigen Unterbrechung) seit1998 in der Bundesregierung sitzt, nach der Wahl am 23. Februar 2025 "inder Opposition erholen" kann. Vielmehr wird sie wohl in einer weiterenGroßen Koalition unter dem Kanzler Merz den Vizekanzler undVerteidigungsminister Pistorius stellen. - Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

Ihr Artikel O Tannenbaumist wohl der für Deutschland relevantere. Jedoch wird eines der KernansätzeDonald Trumps auch hier an Relevanz gewinnen: Wie kann das staatlicheOrdnungssystem an Effizienz gewinnen? Leider hat das deutsche und europäischeOrdnungssystem in den letzten Jahrzehnten sich verklausuliert und dabei anEffizienz verloren. Der Vollkasko Staat ist gescheitert. Der hohe Aufwand unddie geringe Zielerreichung dieses staatlichen Ordnungssystems verleitet vielenMenschen die Zustimmung zum etablierten Regierungswirken. Dies trifft nicht nurdie Ampel, sondern auch CDU, und CSU.

Es wird im Februar vieleWutwähler geben. Donald Trumps Ansatz die staatlichen Ordnungssysteme radikalzu reduzieren, um sie effizient zu machen fehlt leider bei uns bisher in derDiskussion. In vielen Fällen zeigt empirische Beobachtung, dass aufEigenverantwortung aufbauende Systeme sehr viel effizienter sind. Die Antwortauf die Frage wie viel staatliches Ordnungssystem und wie vielEigenverantwortung die Gesellschaft haben will ist aber genau der in derpolitischen Diskussion fehlende Punkt. Selbst die FDP strebt ein Ordnungssysteman, welches den Bürger dann vor diesem Ordnungssystem beschützen soll.Eigentlich paradox.

Die grundsätzlicheDiskussion wie viel staatliche Ordnung gewünscht ist muss geführt werden. Dabeiwird ein schlankeres, effizienteres auf mehr Eigenverantwortung basierendesSystem herauskommen. Entweder durch Selbstbeschränkung der staatstragenden Parteien,oder nachdem die Populisten das System durcheinander gewirbelt haben. Alsobesser über Eigenverantwortung und Effizienz des Ordnungssystems reden als inStarre den Populisten ins Auge zu sehen. - Michael Horbaschk

Im o.g. Artikel haben Siesehr Recht mit Ihrem spöttisch-sarkastischen Ton, fast wie eine ArtGalgenhumor, denn die gegenwärtige Entwicklung in Deutschland, Frankreich, derUkraine, Italien etc. und allem voran den USA kann einen das Gruseln lehren,falls man das nicht schon vorher tat oder erlitt. Die aggressiven Diktatorenauf dem Vormarsch, das Klima nur noch einige Jahre vor dem endgültigen Kippenund von fast allen Ländern im Stich gelassen, die Schuldenstände im Steigflugangesichts nicht mehr endender Krisen, und eine Wählerschaft, die zu großenTeilen Wut-, Verachtungs-, Enttäuschungs- und Hassgefühle als Beweis für dieRegierungsunfähigkeit -- aller beteiligten Parteien -- ansehen und glauben,wenn diese Parteien und alle Migranten erst mal weg wären und die größtenWut-Versteher und Schreihälse an der Macht, dann werde alles gut und alle auchunvereinbaren Forderungen würden endlich erfüllt, egal welche demographischen,wirtschaftlichen, finanziellen, klimabezogenen, bildungs- undsicherheits-politischen Probleme und Krisen wir auch haben.

Hauptsache, dieSündenböcke sind in die Wüste geschickt, dann wird's gut, ohne mehr Steuern zuzahlen oder Steuerbetrüger wie bei CumEx/CumCum mit mehr Befugnissen undMitteln für die Verfolger stärker zu bekämpfen, ohne mehr oder länger im Lebenzu arbeiten, ohne neue Wehr- oder Dienstpflicht, ohne quälende Entscheidungen,welche bürokratischen Vorschriften und Berichtspflichten weg können, ohnewieder mehr Bescheidenheit bei Tarifkämpfen und kollektiv-egoistischenForderungen, Gemeinsinn und Pflichtbewusstsein statt einseitig immer mehrRechte.

Nur in einem möchte ichwidersprechen: Das Wort "Scheitern der Regierung" ist mir zupauschal, zu sehr alle über einen Kamm scherend: Es klingt zu sehr nach"selbst schuld" für alle beteiligten, während Teile der Regierungnicht wesentlich an eigenen Unzulänglichkeiten oder Fehlern scheiterten,sondern eher "gescheitert wurden" mit einseitiger polemischerBerichterstattung und Kommentierung, insbesondere, aber nicht nur von der BILD undOppositionsparteien, mit Verdrehungen, Tunnelblick-Verbreitung in der Berichterstattung,mit unrealistischen Erwartungen und Forderungen, mit Streiks, die zur Leerungder Staats- und Bahnkasse beitrugen, mit Tabus gegenüber fast allem, was zurwirklichen Bewältigung der Krisen nötig gewesen wäre ohne die Rechnungen an dieZukunft und dann lebende Menschen abzuwälzen und ohne nur alle anderen zubelasten außer der eigenen Wähler- und Spender-Klientele.

Der Hauptfehler derGrünen war nicht so sehr, was sie taten und ihre Kompromisse, sondern diesez.T. erzwungenen oder erpressten Kompromisse auch noch als "Erfolge"zu feiern, statt zu betonen, was eigentlich nötig gewesen wäre, warum es nötigwäre und bei Alleinregierung verwirklicht würde, und ganz vor allem, vor undteils noch nach der Wahl immer wieder viel zu viel -- sich selbst und anderen-- zu versprechen und auch selbst alle "Belastungen" angesichts dermehrfachen gewaltigen Krisen zu tabuisieren und sich und anderen vorzumachen, dasginge alles schmerzfrei und bequem, außer mit "kluger Politik" mit"einfach" Abschaffung oder "Reform" der Schuldenbremse,ohne sich Gedanken über Tilgung der geforderten gewaltigen neuen Kredite samtZinsen zu machen, ohne dass damit die Belastungen einseitig und unfair aufInflationsopfer und kommende Generationen abgewälzt würden, sei es auf Seitender Schuldner oder der Gläubiger.

Immerhin gibt es auch beiden Grünen und auch anderen auch linken Parteien doch einige, die eine Lösungaller Probleme durch mehr Schulden für illusionär halten, wie vor Monaten beiihnen der BW-Finanzminister Danial Bayaz. Auch dass die Wahl offen und damiterstmal etwas Gutes sei, sehe ich höchstens teilweise so: Diese Wahl kann, wieleider vieles im Leben nur eine Wahl des geringeren Übels sein, denn keine Seitevertritt ein Programm und die Konsequenz dazu, das auf allen Gebieten sowohlrealistisch, als auch fair als auch zukunfts-rettend wäre, schon gar nicht,solange eine deutsche Regierung damit gegen allzu viele mächtige andere Länderstehen würde und nicht einmal ernsthaft versucht das mit Argumenten,Propaganda, Hilfszahlungen und Bedingungen dafür zu ändern, damit nicht die --noch -- demokratischen Staaten gegeneinander ausgespielt werden, sei es vonKlimaanheizern, von Steuervermeidern, von Aggressoren oder sonstigenGroß-Egoisten.

Es werden voraussichtlichwieder fast alle versprechen oder die "Vision" verbreiten: "Mituns wird alles gut, allein mit unserer klügeren Politik, ohne dass ihr nennenswertmehr beitragen, verzichten oder belastet werden müsstet, denn das wollen nurdie anderen". Ich werde trotzdem wählen, vielleicht mich sogar amWahlkampf beteiligen, für das bestmögliche an Zukunftsverantwortung, aber ohneBegeisterung, für die ich mehr Ehrlichkeit, Realismus, Fairness im Rahmen desMöglichen und Forderungen an alle brauchen würde.

P.S.: An die Hybris/Dusagst dem, der mit Mühe kaum/Geklettert ist auf einen Baum/Dass er nun schonein Vogel wär/Um abzuheben in die Atmosphär‘./Und blind für andrer Wesen Geist,Gefühl, Sozialverhalten/Lässt du den Mensch sich für der Schöpfung Krone halten./Dusagtest Ikarus nicht nur zu fliegen,/sondern der Sonne nah zu rücken;/Du sagstdem, der Experten hört: "nicht hinzukriegen"/"nur feige, dumme: tu’s, um dich,die Leute zu entzücken!"./Du treibst den Wahlkampf-Champion zuGroß-Versprechen/Die mehr dem großen Maul als dem Genie entstammen,/du ließ‘stAtomkraft-Chefs für Tests die Regeln brechen,/so dass man sah Verseuchung,sprüh’nde Flammen./

Du lässt Konzernchefsexpandier’n im Größenwahn,/Bis die Verluste seh‘n Rekorde, Kurs aufAbsturzbahn./Du lässt Erob’rer mit viel Macht- und Ruhm-gier denken:/"Ich werd‘ein großer und bewundert mehr der Welt zu lenken!/Die Gegner sind so feig‘,bequem und schwach;/Ich wird‘ schnell siegen, dass ich sie verlach‘!"/Und Dulässt auch die Friedensgrößen sinnen/Zu hol’n auch Monster von denTerror-Zinnen/Mit Worten nur, mit Kunst und großen Gesten /Dass sie sich vonGewalt und Machtgier lösten./Du lässt Rauschgift-verführte Warnungenverkennen/Und denken, die woll’n nur die Freud‘ missgönnen,/Sie könn’sbeherrschen und nur schönen Spaß erleben/Und auch noch künftig Lebensglückanheben./

Du ließ‘st den Führergroßer Öl-Plattform zu Warnern sagen/"Es wird nie Unfall geben, keineÖl-Pest-Plagen!/Ihr seid ja nur Kleingeister, feige Hasen;/Wir woll’n schnellvorwärts und zum Reichtum rasen!"/Du lässt den Treibhaus-Produzentverkünden:/"kein Problem, ich werd preisgünstig Lösung finden:/Mit billigenPapieren es kompensier’n/Und schlafen legen die Gewissen und die Hirn‘."/Dulässt Politiker und Medien, Wähler glauben,/die Treibhaus-Erd‘ braucht niemandSchlaf zu rauben,/auch braucht niemand viel zahlen, Müh‘ und bei sichÄnd‘rungs-Pein,/denn schlaue neue Technik rette sie und Kinder ganz allein/umfrei von allem unbequemen, Müh‘, Verzicht zu sein./Und die bisher’gen Opfer,die man schon geseh’n,/sei’n nötig auf dem Weg zu neuen Höh’n,/sei’n nötig aufdem Weg zu Wachstum von Konsum und Menschheit/von dem sie mit genial’n Ideen groß‘Schöpfer sei‘n weltweit./"Bescheidenheit, Verbot, Beschränkung, Müh‘n/sindZumutung, ein Raub an Lebensfreud und Freiheit,/Wir schaffen’s mit Genie auf leichtemWeg zum Ziel zu zieh’n/Zu allem, was ihr wollt, ohn‘ Preis und Schweiß, ohn‘der Beschränkung Leid!"/

Warum erliegen noch soviele Deinem Märchenschein?/Ist Deine Botschaft nur zu schön um falsch zusein?/Nur wenige hast Du geführt zu Reichtum, Ruhm und Macht,/doch dabei viele insVerderben und in ewige Nacht./Wann werden Mächtige und Mehrheit sehn dieWarnung der Geschichte,/und endlich machen süßer Illusion Verlockungenzunichte?/Wähl’n nur das gute, das beständig, Zukunft nicht zerstört,/dasseinst man nicht mit Fluch und Trauer von uns hört,/dass einst die jetzt nochkleinen Kinder/uns nicht sehn als des Unheils, Elends Wegs Verkünder,/sondern denEnkeln Zukunft gebende Pfad-Finder. (geschrieben 07. – 08. 02.2023, ergänzt undgeändert 12.4.23 ) – Dr. Peter Selmke

Der Bundespräsidentkönnte alle Probleme lösen. Er müsste nach dem Scheitern der Vertrauensfrageeben nur keine Neuwahlen ansetzen, sondern ebenso verfassungskonform FriedrichMerz mit der Bildung einer Regierung beauftragen. Dieser könnte so schon jetzt(wie höchst wahrscheinlich auch nach einer Neuwahl) eine Koalition mit der SPDbilden und diese als Kanzler anführen. Folgen: keine Instabilität inkrisenhafter Zeit, kein Wahlkampf an Weihnachten und im Karneval; die Wählerkönnten beim regulären Termin die Arbeit dieser neuen Regierung bewerten. Undganz nebenbei hätte der Bundespräsident, der in der öffentlichen Diskussionkaum präsent war oder vielleicht auch einfach nur übergangen wurde, Macht undAnsehen seines Amtes verteidigt. - Burkhard Croon

Nun haben wir dieBescherung. Aber das liegt nicht oder zumindest nicht nur an der Ampel. Auch zuWeihnachten kann man sich nicht alles auf einmal wünschen. Dass es bis vorkurzem in der Politik aussah, als wäre dem so, liegt daran, dass beimExportweltmeister genug Mittel vorhanden waren. Nun aber hat sich das geändert."Alles zugleich, das hat die Ampel hart erfahren, wird es nicht mehr geben."Oder anders ausgedrückt, es gibt Zielkonflikte zwischen verschiedenen Zielen,die vordem parallel erreichbar schienen.

Und das vergrößert danneben auch den Graben zwischen links und rechts. Dahinter stehen auchZielkonflikte bedingt durch Konflikte zwischen einzelnen Menschenrechten. Fürderen optimale gleichzeitige Realisierung fehlen eben auch die Mittel.Insbesondere betrifft es den Zielkonflikt zwischen den Menschenrechten aufLebensunterhalt und dem Menschenrecht auf Eigentum. Zu den Rechten aufLebensunterhalt gehört auch das abgeleitete Recht, mehr Kinder in die Welt zusetzten als die eigenen Ressourcen erlauben. Hohe Geburtenraten bewirken hoheJugendarbeitslosigkeit, was zu Krisen und Perspektivlosigkeit führt. Daswiederum führt zu steigender Berechtigung, das Recht auf Asyl (und damit dasRecht auf fremdes Eigentum) in Anspruch zu nehmen, was wiederum dazu führt,dass das Recht auf Eigentum in den Zielländern immer weniger berücksichtigtwerden kann.

Nur ein kleines Beispielbasierend auf kürzlich verbreiteten Zahlenangaben: Die Beanspruchung vongeschützten Frauenhäusern nimmt (wohl auch wegen der Migration) zu ebenso wiedie Beanspruchung der Notfallstationen von Krankenhäusern. Gleichzeit fehlen genugMittel für die notwendigen Erweiterungen. Dass das auch politische Auswirkungenhat, ist kein Wunder. Nötig ist, das Problem auf den Tisch zu legen und faireLösungen für alle Beteiligten zu suchen. Solche Lösungen muss es geben.Schließlich hat die Menschheit lange überlebt ohne übermäßiges Plündern derRessourcen unseres Planeten. - Gernot Gwehenberger

Leserbriefezu "Sternstunde bei Steinmeier" von Jörg Lau

Der Beitrag von J. Lauist bester diffamierender Boulevard. Ein Eklat um eine kurze Rede desSchriftstellers Marko Martin beim Empfang des Bundespräsidenten wird zu einer"Sternstunde der Demokratie" hochgejubelt. Der Redner fasste dort zumMissvergnügen des Bundespräsidenten in vier Punkten zusammen, was nach Meinungvon Herrn Lau ohnehin "schon in zahlreichen wissenschaftlichen undjournalistischen Recherchen über die gescheiterte deutsche Ost- undRusslandpolitik stand." Also eigentlich nichts Neues.

Die Kritik auf denjournalistischen Punkt gebracht: "Verkennung von Solidarnosc", "Russlandkitsch"und "Putin-Affinität". Besten Dank für diese Schnellanalyse "der"vierzigjährigen Ost- und Russlandpolitik von Egon Bahr (1975) bis zuSteinmeier, Merkel und anderen (2016)! Lau nutzt schnell noch die Gelegenheit,Steinmeier unter die Nase zu reiben, dass er es in seiner Amtszeit nichtgeschafft habe, mit einer "treffenden Formulierung" den Lauf der Dinge zubeeinflussen – wie z.B. Roman Herzog mit seiner "Ruck-Rede". Für die Auswahlund Propagierung "treffender Formulierungen" sind ja bekanntlich die Medienzuständig. – Dr. Wulf Hopf

Das muss für Steinmeiereine Gehirnwäsche gewesen sein, unverblümt mit seinen Fehlleistungen pro corapublico düpiert zu werden. Im Rückblick eher erbärmlich für einen bestensinformierten Insider in dem bekannten Spiegel-Interview, alles als kollektivesVersagen der politischen Elite umzudeuten. Auch diplomatische Gepflogenheitenals Außenminister müssen ihm fremd gewesen sein, als er 2016 Trump im Wahlkampfeinen "Hassprediger" schalt. Für Merkel eigentlich ein triftigerEntlassungsgrund. Ob es Trump deshalb besonders auf Deutschland abgesehen hat?- ChristophSchönberger

Marko Martin hat Recht,wenn er dahingehend zitiert wird, dass wahrer Mut in den DDR-Amtszimmernbewiesen werden musste. Er verkennt jedoch, dass das den meisten Menscheninsbesondere nach fast 80 Jahren erlebten "Friedens" innewohnende"Gewohnheitstier" eine Strategie zur Abwehr jedweden Unbills kultiviert hat,das gegen jede Veränderung Sturm läuft. Das dabei wachsende Unvermögen, densich drastisch verändernden Realitäten gebührend Rechnung zu tragen,manifestiert sich nicht nur in einem zögerlichen Auftreten gegen den AggressorPutin, sondern auch im Bagatellisieren bis hin zur Leugnung der durch den liebgewordenenLebenswandel entstandenen und entstehenden, schon heute spürbaren Gefahrenlagefür künftige Generationen. Schon die Bibel weiß seit Daniel, dass wir Menschenwie Belsazar nur selten die "Schrift an der Wand" erkennen wollen (undtrotzdem haben wir als Art bislang überlebt)." - Deodat von Eickstedt

Ich sage einfach nur"Bravo, Marko Martin". - L. Hampel

Wohltuend, dass Sie andie Rede von Marko Martin erinnern und auch an die Verantwortung nicht nurSteinmeiers, sondern auch anderer Akteure der damaligen verfehltenRusslandpolitik. Ich würde sogar weiter gehen und einen Bogen in die Gegenwartspannen. Auch heute ist die Haltung Russland und Putin gegenüber auffallendwage und vorsichtig. Es sollte uns eine Warnung sein, wenn Scholz von Putin alsvernünftig und moderat eingestuft wird. Angst vor Putin und das Schielen aufeine Zusammenarbeit mit Russland nach dem Ukrainekrieg könnten sich erneut alsfatale Fehler in der Russlandpolitik erweisen! - Dr. med. Martin Krivacek

Die Zeitenwenderede imNachgang zum russischen Überfall auf die Ukraine: Steinmeier hätte sie haltensollen. Oder besser eine Zeitenwenderede, die nicht nur die Geopolitik, sondernauch die umfassende Transformationsnotwendigkeit anspricht, die vom Klimawandelausgeht. In einer Welt zunehmender Zumutungen konzentriert sich derBundespräsident auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt, fährt in die Regionund hört zu. Das alles ist ja auch nicht falsch, es fehlt nur die größereEinordnung in unsere geschichtliche Situation:

Die Herausforderungensind gigantisch. Dies fordert uns alle: Politik, Wirtschaft und jeden einzelnenMenschen in Deutschland. Wir verlassen gerade die gesicherte Zone gewachsenerGewissheiten, und der Bundespräsident schweigt. Schlimmer noch: In seinen Mahnungenlehnt er sich an die alten Gewissheiten und überlässt die Einordnung in denhistorischen Maßstab der streitenden Tagespolitik. Diese ist damit völligüberfordert und so entsteht eine große Leerstelle, in der der Populismus wächstund gedeiht. Und den gesellschaftlichen Zusammenhalt strapaziert. Es ist nie zuspät. Es ist die Zeit, die Rede seines Lebens zu halten. - Reinhard Koine

Was ist passiert? Dergeladene Schriftsteller Marko Martin tut etwas Ähnliches wie Philipp Jenninger1988 im Bundestag und Martin Walser 1998 in der Paulskirche: Er hält eine Rede,die gegen den Strich geht. Dies allein ist noch kein Qualitätssiegel. – Dassder Festredner Martin seine Meinung zum Besten gab, ist sein gutes Recht. Dassder Journalist diese völlig unkritisch übernimmt und sogar noch aufbauscht,verstört allerdings, umso mehr, als dass er mit der Stilisierung von Martin alsgleichsam aufgeklärtes sächsisches Gegenmodell zum Mehrheitstypus des"demokratiefernen, autoritätsfixierten Ostlers" Legendenbildung betreibt. – Dersachliche Kontext ist viel komplexer als der Umgang damit:

Deutschland stand undsteht einerseits zwischen einer transatlantischen Schutzmacht, die nie Zweifeldaran zuließ, dass paneuropäische Einigkeit den amerikanischen Interessenzuwiderliefe, und andererseits Russland, welches spätestens seit Peter dem Großeneuropa-orientiert ist. Insofern war die deutsche Politik nach 1990 der Versuch,beiden Seiten (und auch sich selbst) gerecht zu werden, was in der Sachefriedensnobelpreiswürdig hätte sein können, wäre nach 1990 die Notwendigkeiteiner paneuropäischen Friedensarchitektur erkannt und umgesetzt worden. Diesgeschah aber nicht, weshalb man die deutsche Politik dieser Zeit in der Tatrückblickend als Irrweg interpretieren kann.

Jedoch würde einkritischer Intellektueller bei multikausal verstrickten Themen wie diesem eheranalysieren und abwägen, statt – wie hier - eine platte Meinung hinauszuplärren,historisch wohlwissend, dass sich der gute Wille nach den 1990ern ja auch hättenachhaltig durchsetzen können, was Europa den Ukrainekrieg mit guten Chancenerspart hätte – von den Kriegsfolgen für die deutsche Volkswirtschaft ganzabgesehen. Spricht aus Marko Martin wirklich "moralische Klarheit"? Ist seineRede wirklich intellektuell satisfaktionsfähig, gar eine "Sternstunde"? - Kurt Schäfer

In der Ausgabe 48 aus2024 unter Politik, Überschrift "Sternstunde bei Steinmeier"beschreiben Sie eine Rede vor Bundespräsident Steinmeier, die diesem aus gutenGründen peinlich gewesen sein dürfte - soweit, so gerecht, so gut. Allerdingsstellen Sie zur North Steam 2 Pipeline die kühne Behauptung auf, dass Warnungender Osteuropäer bezüglich der Pipeline als Vorbereitung des Krieges gegen dieUkraine sich bewahrheitet hätten, indem Sie feststellen "Die Umgehung desGas-Transitlands Ukraine war Teil von Putins Kriegsvorbereitung, undDeutschland hat sich daran beteiligt", aber was belegt diese Behauptung??

North Steam 2 war mitSicherheit eine krasse Fehlinvestition, aber die Pipeline ging nie in Betriebund trotzdem wurde der Ukraine-Krieg angefangen, also brauchte es diesePipeline nicht für diesen Krieg und die Ukraine ist sogar nach mehr als 2Jahren Krieg immer noch Gas-Transitland für russisches Gas(!!!) und die Ukrainewird das meines Kenntnisstandes nach erst zum Jahresende beenden, trotz desKrieges.

North Stream 2 war keinenotwendige Bedingung für den Ukraine-Krieg sondern "nur" einemordsmäßige Fehlentscheidung diverser deutsche Politiker, die das aber partoutnicht zugeben wollen!! Und die Osteuropäer hatten mit ihrem Misstrauen gegenüberPutin recht, aber bestimmt nicht mit der Behauptung, North Stream 2 mache denKrieg erst möglich. - Volker Thomaszik

Eine Sternstunde war esnicht. So wie Marko Martin von den westdeutschen Ex-Regierungen Selbstkritik inder Russlandpolitik einfordert, fehlen auf der Seite des Autors ebenfallsselbstkritische Fragen wie beispielsweise die Frage: Hat das Nato-Manöver 2016Russlands Verhalten im Minsker Abkommen beeinflusst? Für diesesFriedensabkommen war Bundespräsident Steinmeier als Außenminister mitverantwortlich.Die Einseitigkeiten und Verkürzungen der Rede Marko Martins sind so gravierend,dass sie an Populismus grenzen. - Ursula Lemke

Dass die deutscheOstpolitik gescheitert wäre, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, auch wenndies zur Lieblingsformel in den Zeitungen zu werden scheint. Brandts "Wandeldurch Annäherung" und die Entspannungspolitik nachfolgender Regierungen haben dieKSZE-Vereinbarungen ermöglicht, den Austausch zwischen Ost und West gefördert,der Opposition insbesondere in der DDR Auftrieb gegeben und damit deutlich dazubeigetragen, die sowjetkommunistischen Systeme zu destabilisieren undAlternativen dort populär zu machen. Nach den friedlichen Revolutionen1989-1991 begannen alle Staaten des ehemaligen Ostblocks, das westliche Systemzu adaptieren. Heute sind fast alle diese Staaten Mitglied der EU und der NATO.

Es fehlen, außer denbaltischen, nur die anderen aus der Großmacht Sowjetunion hervorgegangenenStaaten. Wie sollte sich politischer Erfolg denn noch deutlicher zeigen?Natürlich hat dies nicht allein die deutsche Ostpolitik bewirkt, aber siewirkte in diese Richtung. Damit ist nicht bewiesen, dass eine konfrontative,aufs Militärische setzenden Politik nicht das Gleiche bewirkt haben könnte. Esdarf aber bezweifelt werden, dass dann friedliche Revolutionen die Wendegebracht hätten. Ich betrachte die Ostpolitik daher als großen Erfolg, auchwenn Fehler gemacht wurden und sie Russland nicht bzw. nicht mehr erreicht hat.- Dr. Eberhardvon Faber

Worin besteht das"Scheitern der Russlandpolitik" der Regierung Merkel/Steinmeier ? War es nichteinen Versuch wert, mit Russland zu einem tragbaren Verständnis zu kommen? WennDeutschland von vornherein auf Konfrontation gegangen wäre, was hätte dasverbessert? Oder besteht das Scheitern vielmehr darin, dass es Merkel nichtgelungen ist, die NATO-Partner, insbesondere die USA, von ihrem Kurs zuüberzeugen? - Hermann Weigmann

Ja, es gibt sie, dieJournalisten und Autoren die mit "freiem Kopf" (?) versuchen die Schuld amUkrainekrieg ausgerechnet denen zuzuschreiben die sich über Jahre fürVerständigung und Frieden eingesetzt haben. Dieses verquere Denken in DER ZEITals die "unangenehme Wahrheit" zu verkaufen macht mich sprachlos. Und natürlichwar Putin interessiert über Nord Stream 2 Gas zu verkaufen nachdem der Westendie Ukraine mit Wirtschaftsverträgen an sich gebunden hat. Marko Martin hatoffensichtlich gelernt, dass es sich lohnt, dem Mainstream in Presse undRundfunk zu folgen. - Manfred Stauss

Großen Dank an Jörg Lau,denn diese lehrreiche Sternstunde ist im Getümmel des Vorwahlkampfes schlichtuntergegangen. Interessant ist auch die berichtete Reaktion desBundespräsidenten. Da hat Herr Marko Martin offensichtlich einen Coup gemacht.Dieser Treffen sollte Anlass sein, mal etwas ausführlicher über die Irrungenund Wirrungen der SPD-Politik gegenüber Osteuropa der letzten 80 Jahre zuschreiben. Innerhalb der SPD war ja immer Kampf zwischen Atlantikern und denFreunden der "friedliebenden Sowjetunion". Und um die von der SPD ungeliebteBundeswehr hat’s ja auch viel Gezeter gegeben. Eine ehrliche Aufarbeitung derGeschichte wäre eine lehrreiche Sache für das ganze Land. - Peter Schröder

Ich möchte der Zustimmungvon Jörg Lau zur Meinung des Autors Martin, wonach F-W. Steinmeier"Russlandkitsch" aufgesessen sei und eine Putin Affinität (gehabt) habewidersprechen. Meine Lebensgeschichte als Angehöriger des Geburtsjahrganges1948 ist unter anderem geprägt von der Begegnung meines Großvaters 1963 miteinem gleichaltrigen Franzosen, die bei einem Essen mit Hilfe meinerÜbersetzung entdeckt haben, dass sie 1916 je ca. ein Jahr lang sich um wenigeKilometer versetzt im Elsass in Schützengräben gegenüber gelegen haben.

Mein Vater war 1945 biskurz vor Stalingrad unfreiwillig im Krieg gewesen, um das dt. Reich zuvergrößern. Ich selbst wurde 1964 im Probelauf des dt. französischenSchüleraustausches in eine Familie in Südfrankreich vermittelt, die 1942/43viele Familienangehörige die zum Teil in der Résistance aktiv waren durchstandrechtliche Erschießungen seitens der Waffen-SS verloren haben. Die wolltenihrerseits prüfen, ob man mit den deutsche "Bastards" wirklich Europa gestaltenkann.

Ich habe dann 1965entschieden, Russisch als 3. Fremdsprache zu wählen, um das Land, die Menschenund deren Kultur besser einschätzen zu können und bin dann auch während desStudiums 2 Monate durch die Sowjetunion gereist, weil ich zur Überzeugunggekommen war, dass Frieden in Europa nur durch Kennen und ''Verstehen" derVaterländer gelingen und gewahrt werden kann. Das gilt erst recht vor demHintergrund der atomaren Bewaffnung der wichtigsten Nachbarn Deutschlands inder Folge des zweiten Weltkriegs, an der jeweils deutsche Physiker beteiligtwaren.

Dass wir Deutschen, dieselbst in der jüngeren Vergangenheit grausame und völkerrechtswidrigeAngriffskriege gegen unsere Nachbarn geführt haben, nun die richtige"Russlandpolitik" verfolgt hätten, wenn wir die tatsächlich völkerrechtswidrigeund völlig unakzeptable Annektion der Krim zum Anlass genommen hätten, schondamals den Friedensprozess auf dem europäischen Kontinent unsererseits sofortabzubrechen oder zu beenden, ist nachträgliche Besserwisserei. Erst jetzt, nachder Kriegführung gegen die Ukraine ist es richtig und zwingend geworden, eineeuropäische - und nicht nur deutsche - Gegenposition einzunehmen. Langfristigbrauchen wir einen gesamteuropäischen Konsens wie das Zusammenleben langfristigfriedlich gelingen kann. - Michael Protz

Dem Herrn Lau möchte ichan dieser Stelle aufrichtig danken für den von ihm in "Sternstunde beiSteinmeier" (Die ZEIT Nr. 48) stringent geführten Beweis, dass Russland schon2016 befasst war mit den Vorbereitungen zu dem brutalen Einmarsch in dieUkraine. Als einfacher und also von russischer Propaganda durch und durchinfiltrierter Bundesbürger hätte ich sonst weiterhin geglaubt, dieimmer-noch-irgendwie Bolschewisten hinterm Kaukasus wollten sich mit dem Bauvon Nord Stream 2 mitten durch die Ostsee die Zahlung der erklecklichenTransitgebühren an die ehemalige Sowjetrepublik einfach nur sparen. Welchfataler Irrglaube!

Wer auch nur mit einemNeurönchen kapitalistischen Verstandes ausgestattet ist, wird uns Übereuropäernin Europa zustimmen, dass die Gebühr (mit angemessenem Aufschlag für denZwischenhandel, versteht sich,) in Ländern wie der Türkei eine viiieeel friedlichereVerwendung findet. Selbst Steinmeier konnte sich der späten Einsicht nichtverschließen, dass die Pipeline ein weiteres Lehrstück ist der historischinvariant-arglistigen Täuschungsabsichten Russlands. Also ehrlich: WelcherStaat legt schon für teures Geld Rohre um ein Land, das er kurz daraufannektiert?! Und wo die Russen dann am Annektieren waren, haben sie inentlarvender Konsequenz den imperialen Rohrkrepierer gleich voll ganz in dasMeer gesprengt. Ich danke. - Marc Dressler

Die Abrechnung mitFrank-Walter Steinmeiers Russlandpolitik, die der Schriftsteller Marko Martinzum 35. Geburtstag des Mauerfalls im Schloss Bellevue vornahm, ist sehrwichtig. Als deren politischer Schädiger erscheint Steinmeier hier auch auf derblamablen Abbildung von der Münchner Sicherheitskonferenz 2016, auf der er sichals damaliger deutscher Außenminister mit dem skrupellosen russischenAußenminister Lawrow hochvertraut am Arm betätschelt. Zu einen Zeitpunkt also,als die russische Annektion der Krim schon zwei Jahre zurücklag und somitPutins verbrecherischer Angriffskrieg gegen die Ukraine längst eröffnet war.Deren Land wurde auch mit der von Steinmeier noch 2022 befürworteten PipelineNordstream 2, für die sich insgesamt ja unter Mitwirkung seines Mentors GerhardSchröder die CDU/CSU/SPD-Regierung unter Angela Merkel aussprach und damitmaßgeblich auf Zustimmung von der Linken und AfD stieß, bewusst ignoriert. Einschamloser zynischer Wirtschaftsopportunismus siegte über die Moral, worauf auchder Grüne Werner Schulz in einem Phoenix-Interview kurze Zeit vor seinem Todbei einer Rede Steinmeiers am 9.11.22 hinwies.

Es kann hinzugefügtwerden, dass 2012 leider auch dessen Parteigenosse Helmut Schmidt, Altkanzlerund ehemaliger "Zeit"- Mitherausgeber, Putins gewaltpolitischen Kursmit Inneren und Äußeren (Unterdrückung der Opposition inklusive Ermordung Einzelner,Georgien und Tschetschenienkrieg mit brutaler Tötung der Zivilbevölkerung)ignorierend mittrug, als er mit ihm im Kreml dinierte. Mit dessen Hofierungerwies sich Schmidt trotz seines früheren Widerstands gegen Russland (soNato-Doppelbeschluss) ähnlich provokant hinweggehend wie der von Jörg Laukritisierte sozialdemokratische Ostpolitiker Egon Bahr, als dieser den Aufstandder polnischen Freiheitsbewegung Solidarnosc " noch 1982 mit 'Vorwärts'als ‚Gefahr für den Weltfrieden' denunziert und indirekt die Militärdiktatur inWarschau gerechtfertigt hatte. "Was für eine fatale anmaßendeBequemlichkeit!? – Dr. Leonhard Fischer

Leserbriefezu "Das hätte nicht passieren dürfen". Gespräch mit Volker Wissing geführt vonPeter Dausend und Tina Hildebrandt

Ich habe der Ampel biszum Schluss die Daumen gedrückt. Ich hatte den Eindruck, dass Herr Lindnerimmer wieder mit Herrn Merz in Kontakt stand. Ob er wollte oder nicht, seineRolle als Anwalt der Freiheit ist damit ins Wanken geraten. - Michael Scheppler

Ein folgenschwerer Irrtumdes Ex-Bundesfinanzministers Lindner - sowohl inhaltlich als auch situativ. DerEx-Bundesfinanzminister versucht nach dem "Ampel-Aus" der aus seiner Sicht vomBundeskanzler veranlassten und vom Bundespräsidenten vollzogenen Entlassungdurch eine Retourkutsche besonderer Art zu begegnen. So behauptet er (Lindner)doch in mehreren Interviews, der Bundeskanzler hätte von ihm ultimativ einenVerstoß gegen das Grundgesetz (GG) und demzufolge eine Verletzung des Amtseidesgefordert.

Diese Aussage stellt sichaufgrund der zwischenzeitlichen Verlautbarungen aus Teilnehmerkreisen desKoalitionsausschusses als schlichtweg falsch dar. Vielmehr habe derBundeskanzler die Aufforderung an Herrn Lindner adressiert, gerade eben auf derBasis des Grundgesetzes (Artikel 115) eine zulässige Begründung zur Abweichungvon den Grenzen der Schuldenbremse zu erarbeiten. Und da heißt es ausdrücklichin Abs. 2, Satz 6 zu Artikel 115 GG: "Im Falle von Naturkatastrophen oderaußergewöhnlichen Notsituationen, die sich der Kontrolle des Staates entziehenund die staatliche Finanzlage erheblich beeinträchtigen können dieseKredit-Obergrenzen aufgrund eines Beschlusses der Mehrheit der Mitglieder desBundestages überschritten werden."

Fazit 1: Dieseaußergewöhnliche Notsituation liegt mit dem von Russland in 2022 begonnenen undfortdauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine vor. Dieser Krieg entzieht sich unsererstaatlichen Kontrolle. Er beeinträchtigt aber den Bundeshaushalt mittlerweilein Form von Finanz- und Materialhilfen an die Ukraine sowie durch die Kostender Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge mit bisher 37 Mrd. €erheblich. Demnach liegt der grundgesetzlich geregelte Ausnahmetatbestand vor.Eine Bewertung, die längst durch anerkannte Staatsrechtler undVerfassungsrichter bestätigt wird.

Fazit 2: Mein Eindruck:Dem ehemaligen Bundesfinanzminister Christian Lindner und seinem Kollegen, dem"Recht-Schaffenden" Ex-Justizminister Marco Buschmann fehlte es aberaugenscheinlich entweder an der notwendigen Kapazität eine ausreichendjuristisch abgesicherte Begründung zur Abweichung von der Schuldenbremse zuliefern oder – noch schlimmer – BEIDE VERWEIGERTEN DIE ARBEIT. Fazit 3: HerrLindner war von sich und dem Irrglauben beseelt, der Geduldsfaden desBundeskanzlers sei unendlich, welch folgenschwerer Irrtum. Fazit 4: DasVorgehen des Bundeskanzlers sowie des Bundespräsidenten ist daher folgerichtiggewesen. - Rainer Häusler

Wer hätte das gedacht:Das Volker Wissing am Ende der Ampel ziemlich einsam für die demokratischenPrinzipien steht. Und für den Liberalismus. Durch seine Geradlinigkeit in eineran der Sache orientierten Kompromissbereitschaft. Durch die Freiheit eines Christenmenschen,die Nächstenliebe in Toleranz übersetzt. Durch die Freiheit zur Verantwortung.Das verbreitete Unwesen des Berechnens für den eigenen Vorteil ließ die Ampelscheitern. Der unbedingte Wille, immer als Gewinner dazustehen, hat aus allen BeteiligtenVerlierer und Beschädigte gemacht.

Im Scherbenhaufen stehteinzig noch Volker Wissing aufrecht da. Er kann sich im Spiegel weiter selbstin die Augen schauen, wo andere triumphal ihr Bild bereits wieder durchSelbstlügen und falsche Inszenierungen schönen. Wer will sich jetzt noch aufdas Abenteuer einlassen, mit einer von Christian Lindner geführten Partei zukoalieren? Wie die Ampel unter Christian Lindner gelitten hat, so wird eineunionsgeführte Regierung unter Markus Söder leiden, dem es stets auch nur umdie eigene Kenntlichkeit geht, gerne zu Lasten anderer. Der einzige Ausweg:Deutlich mehr Volker Wissing wagen. - Reinhard Koine

Vielen Dank für dasInterview mit Volker Wissing, das mich in diesen politisch anstrengenden Zeitensehr berührte. Die Haltung von Herrn Wissing zur Freiheit und Verantwortung desMenschen in der Gesellschaft finde ich wohltuend und bewundere seinen Mut zukonsequentem Handeln. Das gibt mir Hoffnung und Energie. - Karola Lieck-Wieckhorst

"Nachtigall, ick hördir trapsen !" könnte man heraushören, wenn Volker Wissing in soleuchtenden Farben das Bild einer liberalen Partei an den politischen Horizontwirft. Man könnte meinen, dass er an eine runderneuerte FDP denkt -befreit von Figurenwie Lindner und Kubicki- und dabei ins Schwärmen gerät. Gemeint sind dieseSpitzenpolitiker der FDP, die in der Ampel dafür sorgten, dass am Ende nur nochein Hauen und Stechen den politischen Alltag beherrschten. Lindner alsParteivorsitzender, dem es gelang, die FDP schrottreif zu deformieren. Der esmit fast religiösem Wahn schaffte die Schuldenbremse zu einer FDP-Ideologie zuformen. Es dabei aber nie schaffte, andere politische Felder zu beackern -diemöglicherweise neue Wählerschichten erschlossen hätten.

Doch so weit zu denkenoder gar zu gehen ist nicht die herausragende Eigenschaft eines zweitklassigendeutschen Parteipolitikers. Stattdessen zelebriert er mit seinem PolitclownKubicki was das Publikum angeblich von einem gestandenen Parteivorsitzenden imAmt des Finanzministers erwartet : Demonstrieren was man mit weniger als einemDrittel an Macht in einer Dreierkoalition alles anrichten kann. GefundeneKompromisse werden gleich wieder infrage gestellt, sprich verworfen. Das istunseriöse Politik in Reinkultur -Markenzeichen Lindner. Schon erstaunlich wieLindner in über drei Jahren Regierungsarbeit die einmalige Chance verstrichenließ, ganz nebenbei seiner Partei ein neues Profil zu verpassen.

Was auch noch denriesigen Vorteil gehabt hätte, in der Koalition für politischen Schub zu sorgen-der auch für seine dahinvegetierenden Wählerschaft wie eine Wachstumsspritzegewirkt hätte. Aber Lindner ist nicht der Mann für politische Geniestreiche undbleibt auf seinem dürftigen politischen Niveau wie festgeklebt. Seine Parteihat nie den Ruf einer Klientelpartei verloren und man fragt sich schon seitJahrzehnten, warum die FDP mit ihrem Anspruch liberal zu sein, in Wirklichkeitnur versucht, kleinkarierte Interessen von Wählerschichten, die nur den Statusvon Minderheiten haben, zu bedienen.

Eine weitere Frage zu derFDP betrifft ihre Mitglieder. Wieso gibt oder gab es keinen Widerstand gegenden Parteivorsitzenden Lindner und dem schleichenden Niedergang der Partei?Wenn die FDP bei den vorgezogenen Neuwahlen Anfang nächsten Jahres aus dem Parlamentfliegt, stellt sich die Frage, ob diese Partei nicht endgültig ihre politischeExistenzberechtigung verloren hat und der liberale Gedanke nur durch eine neuzu gründende Partei wiederbelebt werden kann. - Klaus Reisdorf

Egal, wer der eigentlicheDrehbuchautor oder Regisseur dieser Aufführung gewesen ist: Die politischeGlaubwürdigkeit der sogenannten Mitte hat dadurch erheblichen Schaden genommen,was spätestens am Wahltag im Februar kommenden Jahres für alle sichtbar seinwird. Dann wird wieder erstaunt nach den Gründen gefragt werden, wie derStimmenzuwachs an den extremen Rändern zu erklären sei. Die richtige Antwortkann man schon jetzt geben:

Die breitbeinigeBierzeltrhetorik mit persönlichen Verunglimpfungen hat parteiübergreifendzugenommen ("Haut den Habeck"), und es werden nur noch Brandmauernhochgezogen, die Mehrheitskoalitionen zwischen den demokratischen Parteiennahezu unmöglich machen. Wie kann denn die FDP als 5 Prozentpartei kategorischauf den Positionen "keine Steuererhöhungen" und "keine Aufweichungder Schuldenbremse" beharren sowie gleichzeitig soziale Leistungen inFrage stellen, als ob sie die Mehrheit der Bevölkerung repräsentieren würde?

Dass eineRegierungspartei ggf. bereit sein muss, zum Wohle des Landes auchGrundsatzpositionen aufzugeben, haben (unter Schmerzen) die Grünen bewiesen. Eswäre wünschenswert, dass in zukünftigen Koalitionen Ehrlichkeit, Fairness undMut zur Kompromissbereitschaft als selbstverständliche Tugenden und nicht alsGesichtsverlust angesehen werden. - Dieter Höner

Schwer, sich einen Reimzu machen auf den Profi Volker Wissing. Statt die Freiheit zu entfachen,verirrte er sich wie ein Quisling. Minister dank Parteifahrtschein - auch ernur Marionette? Macht sich mit Rot und Grün gemein, für kurze Zeit in ihremBette. Mögen sie Wissing, Quisling heißen, sie überzeugen nicht: Wenn sie denBettel hinschmeißen, zugleich Kläger und Gericht. - Johannes Kettlack

Es ist lange her, dasssich ein, nun schon ausgetretenes, Parteimitglied der Freien Demokraten so vomParteiklüngel losgelöst äußert. Danke für die Basisgedanken und den Einsatz(auf Zeit) für unsere Gesellschaft. Wenn Herr Dr. Wissing diese Grundsätze auchals Grundlage der FDP-Ausrichtung bezeichnet, habe ich leider seit"Genschers Zeiten" nur noch "Zünglein an der WaageAktionen" wahrnehmen können. Diese habe ich satt. Wie folgerichtig istdann der Austritt, wenn Kräfte in einer Gemeinschaft einen anderen, zwiespältigenWeg eingeschlagen haben. Danke für die ehrlichen Worte basierend auf einer mirnachvollziehbaren Lebensanschauung. - Michael Strauch

Demokratie undDiskurskultur – Ein Aufruf zur Verantwortung. "Ich bin überzeugt am Ende machtes eine Gesellschaft menschlicher, wenn sie Unterschiede akzeptiert" VolkerWissing. Danke für die anregenden Gedanken von Volker Wissing in IhremInterview. Das Scheitern der Ampel-Koalition in Deutschland wirft grundlegendeFragen über unser Demokratieverständnis und die Diskurskultur auf. DieDemokratiefähigkeit des Menschen ist untrennbar mit seiner Diskursfähigkeitverbunden. Können wir andere Positionen aushalten? Sind wir bereit, in einenoffenen Dialog zu treten?

Diese Fragen sindentscheidend, denn wie Volker Wissing im Zeit Interview treffend bemerkt, istKompromissfähigkeit ein Willensakt des Einzelnen: "Wenn man will, gibt es immerdie Möglichkeit, zusammenzufinden." Die Ampel-Koalition, bestehend aus denunterschiedlichen Positionen von Rot, Grün und Gelb, war von Anfang an mitHerausforderungen konfrontiert. Wissing hebt hervor, dass der Rahmen für dieseDreierregierung einen besonderen Schutz erfordert. Jede*r Beteiligte trägt dieVerantwortung, diesen schützenden Rahmen im Diskurs zu gestalten.

Menschen, die sich einergemeinsamen Aufgabe für das Volk annehmen, beeinflussen durch ihreindividuellen Entscheidungen kontinuierlich die Möglichkeit oder Unmöglichkeiteines konstruktiven Dialogs. Diese Verantwortung ist nicht delegierbar, auchwenn dies in vielen Diskursen oft versucht wird. Die zentrale Frage, nicht nurin der Politik, bleibt: Nehmen die Beteiligten den Gestaltungsrahmen wahr undnutzen sie ihn, oder wird dieser durch die Eigenprofilierung des Einzelnenüberwuchert? Letztlich kann dies die Möglichkeit eines überlegten undausbalancierten Kompromisses gefährden. Der Respekt vor dem anderen Menschenist essenziell und stärkt die Menschenwürde.

Im Kontext des Scheiternsder Ampel resümiert Wissing: "Ampelbündnisse sind nun nach der Wahl ebensoschwer vorstellbar wie Jamaika-Koalitionen. Damit entkernt sich die politischeMitte selbst." In Anbetracht dieser Entwicklung ist es nicht verwunderlich,dass populistische Ideen und autokratische Systeme zunehmend Zulauf finden,insbesondere wenn die Pflege einer konstruktiven Diskurskultur als anstrengendempfunden wird. Demokratie erfordert von jedem Einzelnen, Verantwortung für dieeigene Freiheit zu übernehmen – sowohl im Kleinen als auch im Großen. JederMensch hat etwas zu sagen und muss für sich eine Entscheidung treffen, um aktivan der Gestaltung unserer Gesellschaft teilzuhaben.

Nur durch einenrespektvollen und offenen Dialog können wir die Herausforderungen meistern, vordenen wir stehen, und die politische Mitte stärken. Noch besteht dieMöglichkeit, unsere Diskurskultur zu stärken und die Demokratie zu beleben.Lassen Sie uns gemeinsam an einem respektvollen und offenen Dialog arbeiten, umdie Herausforderungen unserer Zeit zu meistern. "Ever tried. Everfailed. No matter. Try again. Fail again. Fail better." Samuel Beckett - Uta Skowranek

Die Antwort von HerrnWissing auf Ihre letzte Frage finde ich etwas befremdlich: Liberalismus sei dieFreiheit zur Verantwortung. Diese Freiheit wurde wohl zu wenig genutzt, was unsin die Lage gebracht hat, in der wir jetzt sind; ob Umwelt, Wirtschaft,Soziales/Verrohung, Bildung etc. Nur 1 Beispiel: Jeder hat die Freiheit, sichungesund zu ernähren und Körperertüchtigung zu vermeiden, wodurch ich keineFreiheit habe, stabile Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge zu haben.

Natürlich gibt es nochmehr Beispiele: Wenn jemand einen breit bereiften SUV fährt, habe ich keineFreiheit saubere Luft zu atmen: Etc: Herr Wissing scheint sich in einemsozialen Umfeld von hoher Moral, Bildung und Einkommen zu bewegen. DieWirklichkeit und das Verhalten der Masse sehen anders aus. - Marianne Leuninger

Das Interview habe ichmeinen Kindern empfohlen, da es viel Grundsätzliches zum Liberalismus enthält.Besten Dank dafür. Aber zu Folgenden habe ich eine andere Erinnerung anGelerntem: "Diese christlichen Gedanken finden sich aber auch in unseremGrundgesetz, im bedingungslosen Schutz der Menschenwürde. Toleranz ist derSchlüssel zur Freiheit des Einzelnen in einer Gemeinschaft." Das sindkeine christlichen Gedanken, sondern Gedanken des Humanismus und derAufklärung, die gegen die Christen durchgesetzt bzw. erkämpft werden mussten. Ichempfinde das immer als Geschichtsklitterung, wenn Christen die Erfolge desHumanismus und der Aufklärung vor sich hertragen, nachdem sie ihnen abgerungenwurden. Freiwillig hätten die doch den Liberalismus niemals zugelassen. - Christian Fahn

Kein Staat zu machen.2017 wollte die FDP nicht regieren. 2024 will die FDP nicht länger regieren undflieht aus der Regierungsverantwortung. Mit der Lindner-FDP ist offensichtlichkein Staat zu machen. Eine Partei, die zweimal in Folge kneift, sollte eineLegislaturperiode aussetzen. Es bleibt zu hoffen, dass der Tag der nächstenBundestagswahl für die FDP zum Doomsday wird. - Roland Sommer

Leserbriefezu "Gefährliche Strömung" von Mariam Lau

Zu den Gesetzen, die nochvom jetzigen Bundestag beschlossen werden sollten, sollte aus meiner Sicht nocheines dazukommen, das die bisherige Fünfprozenthürde modifiziert. Begründung:Auch wenn es bisher hingenommen wurde, bei den Zweitstimmen einen Teil derWählerstimmen unberücksichtigt zu lassen, so kann das bei der zunehmendenAuffächerung der Parteienlandschaften nicht mehr länger hingenommen werden.Parteien mit einem Zweitstimmenanteil unterhalb einer gewissen Grenzeunberücksichtigt zu lassen, hat zwar im Sinne einer Verhinderung vonKleinstgruppen im Parlament seine Berechtigung. Dass man bei der bestehendenRegelung aber gleichzeitig auch den politischen Willen der betreffenden Wähleraußer Acht lässt, ist bedenklich. Bei der kommenden Bundestagswahl könnte diesangesichts der erwähnten Veränderung der Parteienlandschaft mehr Wählerbetreffen als jemals zuvor, und wohl auch zunehmend Wähler der politischenMitte.

Eine mögliche Lösungwäre, bei der Zweitstimme mindestens eine Ersatzstimme einzuführen, die dann zuzählen wäre, wenn die eigentliche Zweitstimme an eine Partei vergeben wurde,die an der Fünfprozenthürde scheitert. Dieses System ließe sich durch Einführungmehrerer Ersatzstimmen vervollkommnen (wenn auch zugegebenermaßen gleichzeitigverkomplizieren), von denen die jeweils nächste zu zählen wäre, wenn auch dievorherige an eine Partei vergeben wurde, die an der Fünfprozenthürde scheitert.- Roland Finkler

Ein apodiktisches Neinzur AfD, Merz' Mantra. Schon in Sachsen könnte ihm das auf die Füße fallenwegen des Egotrips der Altstalinistin Wagenknecht. Ihm müsste langsam dämmern,dass die Brandmauer möglicherweise ein Danaergeschenk linksgrüner Medienwächterwar und ihn in eine Falle gelockt hat. Ohne Not gibt man keinen Joker imKoalitionspoker preis, zumal wenn er 20 - 30 % auf die Waage bringt. Zumindestnicht im Falle einer Minderheitsregierung. Sie könnte zum Testlabor werden fürdie Wandlungsfähigkeit extremistischer Strömungen. Wer weiß, ob Rechtsaußen inVerantwortung nicht ideologischen Ballast abwirft und damit salonfähig würde.Meloni in Italien ist ein Beispiel dafür. - Christoph Schönberger

Unsinnige Brandmauen undeine FDP, die es nicht schafft, machen es wahrscheinlich, dass die Union mitSPD und sogar den Grünen regieren muss. Eine Politikwende, die Land undGesellschaft liberal entfesselt, wird es darum nicht geben. Die Parteien derMitte werden sich mit faulen Kompromissen und neuen Schulden wieder zu Todekoalieren. Mariam Lau verkennt den Ernst der Lage, wenn sie hier nur nachParteien und Politikern Ausschau hält.

Was bedeutet das für dasLand und seine Menschen? Wirtschaft und Wohlstand werden sich nicht erholen.30% der Wähler sind (mit steigender Tendenz) hinter Brandmauern entsorgt undJuden leben schon jetzt nicht mehr in Sicherheit. Wenn man nicht mit hohemGehalt und opportuner Ignoranz gut gebettet ist, lässt sich leicht sehen, dassdiese deutsche Ausformungen von Demokratie und Staat keinen Ausweg bieten. Auchden neuen Kanzler schickt man mit Platzpatronen in die Schießerei. Deutschlandist unfähig, sich zu wenden. Von Zeitenwende ganz zu schweigen. - Fred Klemm

Erfreulich zu lesen, dassFriedrich Merz die politischen Werke angesehener Wissenschaftler liest und sichheftig vom Vorwurf des Populismus distanziert. Noch besser wäre es, wenn er soviel Vernunft auch in seinen Äußerungen zeigen würde. Bisher ist mir seinebillige Polemik mehr aufgefallen. Als Wahltermin hat er mit vehementenVorwürfen gegen Kanzler Olaf Scholz den 19. Januar vorgeschlagen, obwohl jedemerfahrenen Politiker völlig klar gewesen sein musste, dass dieser Termin nichtzu halten war. Selbst der 23. Februar ist ja nur möglich, weil der Zeitraum fürdie Briefwahl von sechs auf zwei Wochen verkürzt wird.

Auch wird Friedrich Merzwissen, dass die unkontrollierte Einwanderung von Flüchtlingen nicht an denStraßenübergängen der deutschen Grenze aufgehalten werden kann. Wer es durchdie Sahara und das Mittelmeer schafft, wird auch einen Wald- oder Feldwegfinden. Dennoch greift Merz die Grünen scharf an, weil sie bei derGrenzkontrollengaukelei nicht richtig mitziehen würden und obwohl die Grünendie wirksamen und brutalen Maßnahmen, die mit nordafrikanischen Küstenwachenvereinbart sind, an der EU-Außengrenze im Mittelmeer mittragen.

Die aktuellen Bedrohungendurch Klimakrise, unkontrollierte Einwanderung, Putin und Trump sind schwerauszuhalten und treiben viele Menschen in den Selbstbetrug und in denPopulismus von AfD und BSW mit rot-grüner Feindbildpflege. Ich hoffe, dassFriedrich Merz und seine Union aufhören, in dieses Horn zu blasen. Die Unionkann die Wahl auch mit einem ehrlicheren und vernünftigeren Wahlkampf gewinnen.- Jürgen Klute

Als die Merz-Versteherinunter den Autoren der ZEIT versucht Mariam Lau, den Kanzlerkandidaten der Unionweichzuzeichnen: als Populisten mit Gefühlen, nicht nur für sich selbst. SeinProgramm lässt sie im Nebel. Die Stichworte "Bürgergeld abschaffen"und "Atomkraft zurückholen" tauchen nur als Ideen Christian Lindnersauf. Man hätte gerne gewusst, wie der Wirtschaftslobbyist Merz mehrWirtschaftswachstum erzeugen will oder wie der Volljurist Merz dieZurückweisung von Geflüchteten mit dem Grundgesetz vereinbaren kann. Vor allemverliert Lau kein Wort darüber, was er gegen die Klimakatastrophe zuunternehmen gedenkt, die er bisher geleugnet hat ("Die Welt geht morgennicht unter"). Die typisch populistischen Leerstellen der trumpisiertenCDU darf seriöser Journalismus nicht übergehen. - Jürgen Thiede

Aufgabe der Politik inDeutschland muss es aktuell auch sein, dass alle Menschen gleiche Chancen imLeben erhalten, damit das ganze Potenzial in der Gesellschaft voll ausgeschöpftwird. Wenn der Herr Merz (der Friedrich aus dem Sauerland) Bundeskanzler wird,wird es keine gleichen Lebenschancen für alle in Deutschland geben. Er hat sichübrigens vor Jahren verdrückt, als Dr. Angela Merkel (CDU) ihn politischausschaltete. Politisch interessierte Menschen haben das genau bemerkt. Ichhoffe sehr, dass dieser Mann kein Bundeskanzler wird.

Macht (Erlangung,Erhaltung, Verteilung) erlebe ich aus der Ferne auch als langweilig. Ichglaube, dass er sich ein bisschen an Angela Merkel (CDU) rächen will. Das wirdihn antreiben. Und der Herr Habeck (Die Grünen) hat keinen Machtinstinkt, wieAngela Merkel (CDU). Sonst würde er nämlich bis zur übernächsten Bundestagswahlwarten, wie seinerzeit Angela Merkel (CDU), die Dr. Edmund Stoiber (CSU) denVortritt zur Kanzlerkandidatur überließ, und ihn damit eiskalt ausschaltete.Ich glaube außerdem, dass Angela Merkel (CDU) sehr gut ihre Impulse in derÖffentlichkeit beherrschen kann. Dankeschön. - Tino Kolpin

Was mir beim Artikelsauer aufstößt: Frau Lau verliert leider immer mehr den notwendigenjournalistischen Abstand zu ihrem "Beobachtungsobjekt" Friedrich Merz undstolpert über Illusionen und Zirkelschlüsse (offen: Ihre eigenen oderkolportiert die der CDU/CSU?). Eine "geistig-moralische Wende" etwa wie weilandbei Helmut Kohl? Die Westbindung Adenauers ohne den Streit um die Folgen füreine Wiedervereinigung? Die CDU/CSU unter Merkel als Streiter gegen Putin undNorth-Stream II im Gegensatz zur SPD? Das neue Bundestagswahlrecht zurVerkleinerung des Bundestags ohne die jahrelange ‚Geiselnahme‘ der Union durchdie CSU in der Frage der Überhangmandate?

Oder gar das"Aufplustern" einer Spitze von Rolf Mützenich zum konstruktivenMisstrauensvotum (im Klartext wohl "Das reicht nicht!", die genannten 362Stimmen sind eben nicht die derzeit notwendige Mehrheit der Abgeordneten mit369) zur "vergifteten strategischen Falle"? Etwas viel unreflektierteIrrlichterei auf einmal. P.S.: Die Aussage zu Rolf Mützenich ist meine,allerdings sachverständige, Interpretation! Abgeleitet aus den derzeit 736Bundestagsmandaten. - Martin Hommel

Ja, gefährliche Strömung.Zu den Gefahren für die CDU gehören neben den übergroßen realenHerausforderungen in der Welt nicht nur eine aggressiv und clever kämpfende SPDund eine disruptive AfD, sondern auch russische Fake News, oder ein MarkusSöder, der nur auf seine Chance wartet. Gut, wenn Friedrich Merz so klar gegendie AfD steht, wenn er klar zu Europa steht, wenn er eine starketransatlantische Ader hat, wenn er nicht nur auf Loyalisten im engen Sinnesetzt, sondern auch andere starke Persönlichkeiten einbezieht (z.B. NorbertRöttgen). Gut, wenn er auch möglichst viele starke Frauen in sein Team holt(z.B. Karin Prien).

Friedrich Merz hat auchdie Chance, von den Mängeln der Vorgängerregierungen zu lernen und das bereitsjetzt zu zeigen: Besser nicht über Führung reden, sondern sie tatsächlichüberzeugend praktizieren. Regierungsinterne Blockaden vermeiden. Starke kommunikativeFlankierung der eigenen Politik. Auch über die Notwendigkeit von Zumutungensprechen. Selbstgefälligkeit unbedingt vermeiden. Klimaschutz wirklich ernstnehmen. Ratsam ist für den Wahlkampf auch: Nicht über jedes Stöckchen springt,dass die SPD ihm hinhalten wird. Dies steigert die Souveränität von FriedrichMerz. Voll auf die Regierungsambition setzen, weniger auf das CDU-Programm.Kulturkämpfe vermeiden. Als künftiger Kanzler wird er führen und integrierenmüssen. - ReinhardKoine

Dass Mariam Lau daszugegebenermaßen klischeehafte Bild des Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merzaufhübschen, ihn uns als den nachdenklichen "neuen Fritz" vorführen möchte,ist aus der Sicht einer liberal-konservativen Autorin verständlich. Die SPDhingegen als "Schulhof-Bully der Politik" zu bezeichnen, ist untersteSchublade und missachtet die Regeln journalistischen Fairplays. - Rüdiger Paul

Wie immer gelingt MariamLau eine präzise und kluge Analyse zur aktuellen politischen Situation inDeutschland. Darum schätze ich Frau Lau so sehr! Die Ampel-Koalition hat einunwürdiges Ende gefunden. Die SPD und Kanzler Olaf Scholz sehen sich als Opferihrer Koalitionäre, das ist falsch, um das zu erkennen muss man kein Fan derGrünen oder der FDP sein. Olaf Scholz hat drei Jahre dabei zugschaut, wie sichseine Koalitionspartner gegenseitig das Leben schwer gemacht haben, seineRichtlinienkompetenz als Kanzler hat er in entscheidenden Momenten nichtgenutzt.

Anscheinend ist er keinTeamplayer. Es ist schwach, äußert schwach, dass er die Fraktionsvorsitzendenvon SPD, Rolf Mützenich, und CDU, Friedrich Merz, ins Rennen geschickt hat, umeinen Termin für die Neuwahlen zu finden. Als gescheiteter Kanzler wäre esseine Aufgabe gewesen. Auch einem Herrn Mützenich stünde es angesichts derparteipolitischen Zersplitterung in Deutschland gut zu Gesicht, kleine Brötchenzu backen, statt herumzutaktieren. Zynismus ist hier fehl am Platze.

Olaf Scholz istseinerzeit nicht mit großer Mehrheit zum Kanzler gewählt worden, er hatvielmehr von der Schwäche des damaligen Kanzlerkandidaten der CDU, ArminLaschet, profitiert. An ein Comeback von Olaf Scholz glaube ich deshalb nicht,er gilt zudem als unbeliebtester Kanzler Deutschlands. Man muss wahrlich keinBefürworter von Friedrich Merz sein, um zu durchschauen, dass der Versuch derSPD, ihn an den rechten Rand zu drängen und ihn als Populisten darzustellen,sehr unredlich ist.

Genauso unredlich ist es,jetzt die Zustimmung der CDU zu äußerst wichtigen Gesetzesvorhaben zuerzwingen, um sie unter Druck zu setzen oder als Bremser vorzuführen, wenn siees nicht ohne Weiteres tun will. Die SPD und ihre Koalitionspartner hatten dreiJahre Zeit, ihre Vorhaben zu verwirklichen. Ihre Aufgabe. Es ist ihnen nichtgelungen. Ihr Dauerstreit hat die Bevölkerung zermürbt, es ist endlich an derZeit für eine konstruktive Politik in Deutschland. Eine starke SPD gehört dazu,sie muss aber endlich lernen, die Schuld für politisches Versagen nicht nur beiden anderen zu suchen. - Regina Stock

Miriam Lau konstatierthinsichtlich des CDU-Chefs Merz, dass "die Leute in Wahrheit nicht sehrviel über ihn wissen". Was die meisten aber sicherlich schon kennen - ohnedass dies die Autorin ausdrücklich noch einmal hätte erwähnen müssen -, istseine von ihm selbst gepriesene BlackRock-Vergangenheit, sein eifrigesEintreten für europäische Rüstungsaufträge, "um sich ein bisschen (!)unabhängig von den USA zu machen" und seine "wild entschlossene"Russland-Politik. Welche Schlussfolgerung können oder sollen die Leser:innenaber aus den von Lau neu vorgebrachten Hinweisen ziehen, dass Merz von denErzählungen verängstigter jüdischer Gymnasiasten, verzweifelter ukrainischerSoldaten und seiner neuesten Münkler- und Reckwitz-Lektüre "gerührt"ist? - NorbertAlbrecht

Leserbriefezu "Hilft das gegen Antisemitismus?" Streit von Nina Scheer und KonstantinKuhle

Ist Antisemitismusgrenzenlos? Seit dem bestialischen Überfall der "Hamas" auf israelischeZivilisten und dem Wiederaufflammen antisemitischer Gewalt im Lande des"Holocaust" ist eine proisraelische "Staatsraison" für Deutschland, welcheMenschen jüdischen Glaubens, deren Institutionen und die Symbole jüdischerKultur vor Übergriffen, Gewalt und Zerstörung beschützen soll, von deutschenPolitikern immer wieder erneuert und beschworen worden – sicherlich zurecht!Antisemitische Gewalt scheint, wie eine Reihe von Anschlägen zeigt,gesellschaftlich wieder im Aufwind zu sein, und in Anbetracht des schierunaufhaltsam wirkenden Erstarkens rechtsradikaler Kräfte und Parteien (nichtnur in Deutschland) werden grauenhafte Erinnerungen an das dunkelste Kapiteldeutscher Historie geweckt.

Schon längst haben sichdie Militäroperationen Israels gegen die Terror-Organisationen "Hamas" faktischzu einem Vernichtungs-Feldzug gegen die palästinensische Zivil-Bevölkerungausgeweitet, zieht man z.B. die "versehentliche" Tötung von humanitären Helfernmit in Betracht, oder die wiederholte Bombardierung von Schulen, Krankenhäusernund Flüchtlings-Camps, oder auch die Vernichtung von beispielsweise ca. 30Zivilisten (auch Frauen und Kindern), um einen einzigen Hamas-Terroristenauszuschalten.

Soll das etwa alsmoralische oder politische Rechtfertigung akzeptabel sein? Soll es unsDeutschen aus Gründen einer historisch bedingten Staatsraison verwehrt sein,eine unerbittliche, erbarmungslose Kriegsführung gegen Zivilisten aushumanitären Motiven zu verurteilen, ja auch nur zu kritisieren? Wer das von unsverlangt, wäre ein Unmensch. Längst ist es überfällig, dass wir unseren eigenenSprachgebrauch kritisch unter die Lupe nehmen. Es wird höchste Zeit, dass wirgenauer differenzieren, auch in unserer Wortwahl, ist sie doch der Spiegelunseres Denkens. Das gilt umso mehr, als in den modernen Medien der sprachlicheAusdruck immer undifferenzierter und pauschaler, niveauloser und vulgärer,gewaltsamer und denunzierender geworden ist.

Israel-kritisch bedeuteteben nicht automatisch antisemitisch! Eine das Judentum beschützendeStaatsraison darf nicht zum Maulkorb für all jene werden, die aus faktischbelegbaren Gründen sich mit einem gnadenlosen militärischen Vorgehen desStaates Israel nicht einverstanden erklären. In einer freiheitlichen Demokratiemuss es straffrei möglich sein, sich von einer Militärstrategie zudistanzieren, die Tausende von Frauen, Kindern und Alten das Leben kostet unddie weiteren Tausenden von Flüchtlingen selbst ein Mindestmaß an humanitärerHilfe verweigert und ihnen zumutet zu hungern – Staatsraison hin oder her.

Seit Jahren bedienen sichhochrangige Regierungsvertreter Israels einer Rhetorik, die international hätteaufhorchen lassen müssen: schon vor dem Überfall der Hamas wurde wiederholtöffentlich gedroht, für jeden umgebrachten Israeli müssten zehn (oder mehr)feindliche Kämpfer mit ihrem Leben bezahlen. Eine solche "Rechnung" darf manniemals aufmachen, nicht einmal hypothetisch aussprechen, beinhaltet sie dochunvermeidlich, dass ein menschliches Leben mehr wert sei als ein anderes!Niemand auf der Welt hat das Recht, so etwas zu behaupten – nicht einmal dieÜberlebenden eines Holocaust oder deren Nachfahren.

Wir dürfen nichtzulassen, dass aus ehemaligen Opfern, auch wenn sie unmenschliche Grausamkeitenzu erleiden hatten, zwei Generationen später Täter werden, die sich moralischim Recht fühlen. Würden wir das tolerieren und akzeptieren, so würden wir einwilligen,dass in der Spezies Mensch für alle Zeiten niemals und unter keinen Umständenein weltweiter Frieden auch nur denkbar, geschweige denn praktikabel sein würde– bis in ihren Untergang. - Dr. Guido Schorn

Raoul Löbbert alsModerator hat leider erfolglos auf eine Antwort von Herrn Konstantin Kuhle,FDP, gedrängt, wieweit der Entschließungsantrag zum Schutz jüdischen Lebensnicht auch ein später Persilschein für Bettina Stark-Watzinger, BMBF, von derFDP in ihrer "Fördergeldaffäre" ist. So wie bei der früheren BDS-Resolution desBundestags von 2019 (gegen die Bewegung Boykott, Desinvestitionen undSanktionen) die Verhinderung von ggf. geschäftsschädigenden Boykottaufrufengegen Israel wohl Teil der Hidden-Agenda war. Im Kern wirkt hier leider wiegegen Frau Özgüz eine "Cancel-Culture" von rechts. - Martin Hommel

Eine Diskussion über dieSinnhaftigkeit dieser oder jener Maßnahme gegen Antisemitismus muss zumjetzigen Zeitpunkt scheitern, da der Begriff "Antisemitismus" aussprach-lobbyistischen und medialen Gründen inzwischen semantisch durchgereichtwurde, um – so lautet der Verdacht – möglichst viel unter diesem Begriffsubsummieren zu können. Zieht man ersatzweise das Verständnis der weitüberwiegenden Bevölkerung zu Rate, demnach "Antisemitismus" dann gegeben ist,wenn sich jemand zu dem Satz "Ich habe etwas gegen Juden" bekennt, gewinnt manüberhaupt erst eine Grundlage, diese Frage substantiell zu diskutieren.

Tut man dies, wird manselbstverständlich zwischen Bürger*innen aus dem arabischen Kulturraum unddenen, deren Eltern oder Großeltern im Holocaust verstrickt waren,unterscheiden. Denn natürlich gibt es nicht nur aus aktuellen Gründen vieleArabisch-Stämmige, die den Satz "Ich habe etwas gegen Juden" unterschreibenwürden. Unter den Nachkommen der Holocaust-Verstrickten dagegen wird man nurwenige finden, die diesen Satz unterschreiben würden. Persönlich habe ich inden letzten 40 Jahren noch keinen Einzigen in meinem Umfeld erlebt, der sichals antisemitisch geoutet oder sich beiläufig antisemitisch geäußert hätte.

Zumal die Allermeisten inder "normalen" Bevölkerung überhaupt keinen Kopf dafür haben, sich mitjüdischen Angelegenheiten zu befassen – man hat andere Sorgen. Eineparlamentarische Entschließung zum Schutz jüdischen Lebens wird somit letztlicheine Veranstaltung für einen engen Kreis bleiben, in dem sich Fördergeld-Strategenüberlegen werden, welche Positionierung im Einzelfall einzunehmen sei, um anFördermittel im Wissenschafts- und Kulturbetrieb zu kommen. In der Bevölkerungwird ankommen, dass da wieder mal ein Zirkus inszeniert wird, bei denen es umAntisemitismus geht, was dazu führen kann, dass eben dieseBevölkerungs-Einschätzung "von oben" raunend als "latenter Antisemitismus"bezeichnet wird. Womit sich der Kreis schließt - Perpetuum mobile. - Kurt Schäfer

DieAntisemitismus-Resolution des Bundestags ist ein Akt der Hilflosigkeit. Leiderist Antisemitismus inzwischen bis weit in die Mitte der Gesellschaft hineinverbreitet, wenn etwa viele Menschen der Aussage zustimmen, die Juden solltenden Nahen Osten verlassen. Die Resolution des Bundestags wird daran allerdingswenig ändern, denn sie ist hauptsächlich negativ formuliert: Indem sie nämlichformuliert, was NICHT gefördert, was NICHT geduldet werden soll. KulturelleEinstellungen werden jedoch nicht durch Repression und Tabuisierung vonMeinungen, die als verletzend empfunden werden, geändert, sondern allenfallsüber lange Zeiträume durch positive Erfahrungen.

Die Resolution hätte alsobesser Ansätze geliefert, wie die Begegnung zwischen Juden und Nichtjudengefördert werden soll und Investitionen in politische Bildung und daskulturelle Angebot auf kommunaler Ebene angemahnt. Natürlich geht es angesichtswachsender Gewalt nicht ohne Repression - Parteien, Vereine oderDemonstrationen kann man verbieten, wenn sie Antisemitismus propagieren. DenAntisemitismus selbst jedoch kann man nicht verbieten, so sehr der Wunschdanach nachvollziehbar ist. - Dr. Dirk Kerber

Das Gespräch habe ich mitInteresse gelesen. Die tatsächlichen Ursachen des Antisemitismus werden meinesErachtens nicht angesprochen. Der von Frau Scheer gewünschte wissenschaftlicheDiskurs setzt Wissen voraus. Um dieses Wissen zu erwerben, muss man nicht denKoran von vorn bis hinten lesen. Das mussten Kinder muslimischer Eltern vonKindesbeinen an. So wurden sie zu Insidern dieser Religionslehre. Nach demErwerb von Wissen haben diese Insider mit ihrer menschlichen Vernunft ihreReligion bewertet, auch wenn Tradition, Dogmen oder persönlicheWunschvorstellungen dagegenstanden. Diese Erkenntnisse wurden veröffentlicht.Sie stehen jedermann zur Verfügung. Der Koran liefert dazu den Faktencheck.

Bereits zu ZeitenMohammeds, dem Propheten, werden Juden in der von Muslimen beherrschten Weltdiskriminiert, weil sie das Weltbild der Muslime nicht teilen und sich demPropheten nicht anschlossen. Sie durften keine Bärte tragen und in derÖffentlichkeit durch gelbe Merkmale als Juden erkennbar sein. Der Nährboden fürden europäischen Antisemitismus sehe ich vor allem in der unzureichendenVermittlung von Wissen über geschichtliche Zusammenhänge. Die große Zahl derSchulabgänger ohne Abschluss ist seit jeher ein äußeres Signal. Wissen istleider nicht mehr gefragt Die Schüler sollen lediglich befähigt werden, wennnötig, sich Wissen zu erschließen. - R. Ewiger

Ich muss diese Kritik ander Entscheidung meines Parlamentes nur unterstreichen: Wer legt denn fest wasAntisemitismus ist? Ist jede Kritik an Israel bei dieser Regierung schon Antisemitismus?Die letzten Beschlüsse und Taten, die heute bekannt gemacht wurden,unterstreicht nur meine Meinung, dass die jetzige Regierung das Siedlungsgebiet= Landesgebiet Israels zu Lasten der ursprünglichen Einwohner vom Gaza-Streifenund Westjordanland erweitern will. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht -Vertreibung, Zerstörung, Ermordung von Frauen und Kindern.

Mir soll mal jemanderklären, warum das kein Genozid ist und keine Apartheit. Mit dem beschlossenenGesetz bzw. Entschließungsantrag geht das vereinigte Deutschland einen Weg, denich schon kennen gelernt habe. In der DDR wurden andere Meinungen mitArbeitsverbot und Aussiedelung bestraft. Die Verweigerung von Fördergeldern mitsolch einer fadenscheinigen Begründung kommt einem Arbeitsverbot für Vereinemit anderer Meinung gleich. Gehen wir jetzt wieder diesen Weg? Das macht mirAngst! - RolfGeyer

Vielen Dank für diesesStreitgespräch, das mich ein wenig ratlos zurückließ. Warum? Generellgesprochen werden m. E. zu viele Aspekte berührt, ohne sie genauer von einer zutrennen. Im Einzelnen. Was, bitte, ist jüdisches Leben? Was ist Antisemitismus?Da wird auf eine IHRA-Definition verwiesen. Wer sagt denn, dass die "zutrifft"?Die Definition spricht von Juden. Einmalig kommen in der Definition Hass undreligiöse (sic!) Einrichtungen vor. Ist Anti-Semitismus nicht Hass? Hass istein Gefühl. Wird in dem Streitgespräch über Gefühle gesprochen? Nein. Dieentscheidende Frage ist, woher kommt der Hass. Definitionen sind nichtungefährlich, wer legt sie aus? Frei nach Carl Schmitt, Souverän ist, wer überden Ausnahmezustand (aka Definition) entscheidet.

Gibt es Juden oder ist eseine Religion? Denn, wenn es keine ist, dann bezeichnet Jude, was? Eine Rasse(hatten wir schon mal)? Ein Volk? Einen Staat? Das ist ja erstmal einjuristisches Gebilde. Da es viel um juristische Argumente geht, warum reichendas Grundgesetz und ggfs. das Strafrecht nicht zur Regelung aus? Artikel1…Würde, Artikel 4 …Religionsfreiheit (kommt nicht zur Anwendung, wenn es keineist) und Artikel 5…Meinungsfreiheit. Der liberale Hamburger RechtsanwaltGabriel Rießer setzte sich Anfang des 19. Jahrhunderts mit der Hypotheseauseinander, dass man nicht gleichzeitig Bürger zweier Staaten seien könne,womit gemeint war entweder Deutscher oder Jude.

Rießer argumentierte so,dass er in Deutschland geboren sei, also sei er Deutscher und jüdischenGlaubens. Ein bissl mutet es mich an, als würde die Rießersche Diskussionwiedergeführt. Die zunehmende Assimilation im 19. Jahrhundert führte zu einerGegenbewegung, die sich Zionismus nannte und nicht ganz unproblematisch warbzw. ist. Das ist aber wieder etwas anderes. Ich hoffe, ich konnte aufzeigen,woher meine Ratlosigkeit kommt. - Dr. Gerd-Rüdiger Erdmann

Die Bundestagsresolution"Zum Schutz jüdischen Lebens in Deutschland" wird genauso vomBundesverwaltungsgericht kassiert werden, wie schon die unglückselige"Anti-BDS-Resolution" von 2019, denn es ging und geht dabei nicht um- wie vorgeschoben - jüdisches Leben und dessen Schutz, (was eineSelbstverständlichkeit ist!), sondern darum, den Staat Israel und dessenPolitik vor Kritik zu schützen. Und die Unterstützung eines Staates - zumaleines Staates, der seit Jahrzehnten Internationales Völkerrecht missachtet undUrteile des Internationalen Gerichtshofes nicht respektiert, lässt sich nichtvon oben verordnen und steht im Widerspruch zu unserer Verfassung. - Björn Luley

Leserbriefezu "In der Egokratie" von Heinrich Wefing

Für einen Leitartikel zusubstanzlos. Trump und die Demokraten haben einen überwältigenden Sieg davongetragen.Gut ist, dass sich Heinrich Wefing wenigstens mit Horrorszenarien zurückhält.Ich hätte gern gelesen, wie DIE ZEIT und ihre Journalisten beginnen, die eigeneRolle bei ihrer missratenen Aufklärungsarbeit, kritisch beleuchten.Journalismus lebt vom klaren, unparteilichen Blick auf die Wirklichkeit. Undnur so kann er sich und andere gut informieren und Prognosen wagen. Es wäreunverzeihlich, wenn man einfach so weiter macht, obwohl das Flugzeug weit nebender Landebahn verunglückt ist. - Fred Klemm

Donald Trump hat einenErdrutschsieg erreicht. Der Senat und vermutlich auch das Repräsentantenhaushat er auf seiner Seite. Der Supreme Court ist mehrheitlich mit seinenGefolgsleuten besetzt. Die Mitglieder des Supreme Court können nur durch Todausscheiden. Somit hat Trump eine bislang nicht dagewesene Machtfülle. Er hatbereits damit begonnen, die wichtigen Posten in seiner Regierung mit seinenGefolgsleuten zu besetzen. Wenn Trump das ausführt, was er wiederholtöffentlich geäußert hat, sind die USA keine Demokratie mehr sondern werden voneiner extremistischen, rassistischen und frauenfeindlichen Regierung geführt. DieOpposition hat dem nichts Entscheidendes entgegenzusetzen.

Diese Entwicklung machtmich, in Hinblick auf die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte sehrnachdenklich. Die NSDAP wurde nach Wahlen die stärkste Partei im Reichstag undfolglich Hitler Reichskanzler, Hindenburg konnte dies nicht verhindern. Unmittelbarnach der Machtergreifung besetzte auch Hitler die wichtigsten Posten in seinerRegierung mit seinen Gefolgsleuten. Es folgte das Ermächtigungsgesetz und damitwar Hitler der unangefochtene Führer. Die Opposition existierte nicht mehr. EinTrost bleibt, eine Verelendung der Massen wie in der Weimarer Republik gibt esderzeit in den USA nicht.

Trump leugnet denKlimawandel. Sollte er, wie angekündigt aus dem Klimaabkommen aussteigen istdies ein herber Schlag gegen das Erreichen der Klimaziele. Da er auf den Ausbauvon Erdöl, Kohle und Gas fördern will, werden Klimakatastrophen vor allem auchin den USA zunehmen. Es bleibt nur die Hoffnung, dass sich die demokratischenKräfte wieder sammeln, vereinen und alles, was in ihrer Macht steht, tun, umeinen Gegenpol zu dieser Regierung zu bilden. - Ekkehart Staritz

Eine der drängendstenFragen unserer Zeit wird sein, wie die Demokratie in den USA vor Trump undseinen Tea-Party-Leuten zurückgewonnen werden kann. Es ist so gut wie sicher,dass die Republikaner, so wie sie nun mal drauf sind, alles tun werden, um ihreMacht dauerhaft zu sichern. Wie man dies regelt, hat ihnen Putin gezeigt. AuchOrban liefert hierfür eine gute Vorlage. Das Oberste Bundesgericht haben dieRepublikaner schon unter Kontrolle. Die meisten relevanten politischen Akteurewerden sich unterwerfen. X und Fox haben sie sowieso, Buffett als Eigentümerder Washington Post hat sich auch schon angedient, indem er der Redaktionverboten hat, eine Wahlempfehlung zu geben. Systematisch wird die unabhängigePresse aufgekauft und unterwandert werden. Die Demokraten werden zukünftig kaumnoch Gehör finden können.

Trump wird allerelevanten Positionen mit den Loyalsten besetzen. Die bisher bekannt gewordenenzukünftigen Amtsträger zeichnen sich kaum durch ihre Fachkompetenz als durchihre absolute Treue zu ihrem neuen Chef aus. Er will sie ja nicht mal durchseinen kontrollierten Senat checken lassen. So wird er also FBI und dieGeheimdienste beherrschen und sich nicht scheuen, diese gegen seine Feindeeinzusetzen. Nach seiner Überzeugung hat er ja zahlreiche. Denn wer nicht fürihn war, war gegen ihn. Rache hat er schon mehrfach angedroht. Es ist davonauszugehen, dass der Mob, der das Kapital gestürmt hat, und andere alteWeggefährten als erste die Gefängnisse verlassen werden. Damit schafft er auchPlatz, um seine Gegner dort unterzubringen.

Mit diesen Maßnahmen wirder jede Art von Opposition einschüchtern. All dies wird eine Ermutigung für denPöbel sein, sein Mütchen an Andersartigen und Andersdenkenden zu kühlen. Beweishierfür sind die ersten Auswüchse gegen Schwarze, z.B. durch Textnachrichten,dass sie sich einzufinden hätten, um Baumwolle zu pflücken. Wenn er seineAnkündigung wahrmacht, Millionen illegale Migranten auszuweisen, ist ihm derBeifall der Mehrheit der US-Amerikaner sicher. Dann spielt es zunächst auchkeine Rolle, dass es ihnen entgegen seinen Versprechen, materiell nicht besser,sondern eher schlechter gehen wird.

Vier Jahre Trump wärenzur Not auszuhalten, wenn danach die Chance bestünde, dass ein Machtwechselstattfinden kann. Aber die Ankündigung, dass dies die letzte Wahl war, mussernst genommen werden. Er kann, wie erwähnt, bei seinem Lehrmeister Putinschauen, wie man diese erworbene Macht sichert. Es ist jedoch davon auszugehen,dass er nach vier Jahren keine Lust mehr haben wird, weiter zu regieren. Wenner es wollte, würde mit der bisher geübten Praxis gebrochen werden, dass nachacht Jahren für einen Präsidenten Schluss ist. Mittel und Wege würden dieRepublikaner finden.

Trump wird alles daransetzen seinen Kronprinzen zu installieren. Frage ist nur, wer dies sein wird.Dieser Günstling wird sich aus genannten Gründen gegen jeden Demokratenbehaupten. Ich wage die These, dass jeder ernsthafte Konkurrent kriminalisiertund ins Gefängnis muss, wie es in Russland und Belarus gehandhabt wird, und wiees auch andere Diktatoren praktizieren. Sie werden irgendeinen Nobody alsGegenkandidat letztlich akzeptieren, der zudem viel Mut aufbringen muss, aberwenig Unterstützung bekommen wird und insbesondere nicht die erforderlichehalbe Milliarde Wahlkampfgelder bekommen. Das würde eine einseitige und unfaireWahl werden.

Wie kann die Demokratiein den USA wieder hergestellt werden? Das wird extrem schwierig werden und diegesamte Zivilgesellschaft erfordern. Die Zeiten, in denen man sich mit ein paarGewehren und Mistgabeln gegen die Herrschenden durchsetzen konnte, sindaufgrund der gewaltigen Überwachungstechniken längst vorbei. Jede Form desWiderstandes wird von diesen neuen Autoritären als Terrorismus verunglimpft undmit drakonischen Strafen belegt werden. Das Internet wird so zum Fluch werden.Die letzte Chance ist, dass das durch Trumps Personalauswahl beleidigteUS-Militär einen Putsch durchführt mit dem Versprechen die verfassungsmäßigeOrdnung durch Neuwahlen wieder herzustellen. Bisher fehlte die Fantasie, dassdies eines Tages mal eine Wunschoption sein könnte.

Welch goldene Zeiten fürDiktatoren und solche, die es noch werden wollen! Der Druck der Straße wirdnichts mehr bewegen. Eine Chance läge theoretisch in einem Generalstreik. Denkennt man in den Staaten nicht und lässt sich nur schwer organisieren. Die wahrscheinlichsteMöglichkeit ist, dass das neue Regime an den inneren Widersprüchen bzw.rivalisierenden Machtzentren zerbricht. Da sind auf der einen Seite dieOligarchen und auf der anderen die Frommen. Schon die Frage, wer nächsterPräsident wird, ob Vance oder ein Typ á la Musk könnte zum Bruch führen. Muskkann zwar nicht antreten, da er in Südafrika geboren. Aber seinesgleichenwürden die Linie verfolgen, dass New-tech den Staat übernimmt, der dannletztlich obsolet werden würde. Vance ist der Hoffnungsträger frommer Christen,die gerne einen Gottesstaat einrichten würden.

Ich wage die These, dassdie erste Variante, die libertäre, die wahrscheinlichere ist, weil die neuenBeherrschungstechnologien von den Oligarchen kontrolliert werden und sich nureine Minderheit eine fromme, rückwärtsgewandte Regierung wünscht. Vermutlichmacht aber jede Seite ihre Konzession, so dass wir wieder an dem Punktangelangt sind, dass die Demokratie durch eine neue Art Feudalherrschaftabgelöst wird. Vielleicht ist es dann doch ein Glücksfall, wenn die Hillbilliesmerken, dass es ihnen noch dreckiger geht als unter Biden, dass sie bewaffnetsind und dann die Megastädte, wo High-tech und das Kapital sitzt, stürmenkönnen. Kann es sich dann eine rechte Regierung leisten, ihre ehemaligenTreusten mit Maschinengewehren niederzumähen?

Es weist sich, dassPräsidialdemokratien durch den damit verbundenen "Führerkult" mehr dasPotential haben, zu autoritären Gebilden zu mutieren. Deshalb hat ja Erdogandie Verfassung ändern lassen. Eine parlamentarische Demokratie kann meinesErachtens von ihren Feinden weniger gekapert werden. Man wird sehen, ob daszutrifft. All dies ist Spekulation, hat aber aufgrund historischer Erfahrungenund bei der Analyse der Machtverhältnisse eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Essieht ganz so aus, dass sich Amerika Russland angleicht. Oder ist Trumpwomöglich Putins und Xi Jin Pings nützlicher Idiot? Und, was wird dann aus uns?Eine große Aufgabe für die Sozialwissenschaften, hier Lösungen zu finden. - Dr. Stefan Ummenhofer

Weil jemand wie Trumpeine vermeintliche Empörung im Volk damit besänftigt hat, seine Reden mehr denUmständen als der Wahrheit anzupassen, haben sich die Amerikaner mehrheitlichals sein Eigentum verordnet. Es ist unbegreiflich, warum eine solche Mehrheitder Amerikaner Trump derartige Vorteile über sich einräumen und sich ihrereigenen Souveränität feige verweigern. Die in seiner Regierungsbildungerkennbare, gezielte Notzüchtigung der amerikanischen Demokratie beschränktsich aber nicht nur auf die USA, sondern gilt als Exempel darüber hinaus. DieRegierung Trumps setzt sich augenscheinlich aus Gesellen seiner Grausamkeiten,aus Genossen seiner Vergnügungen, aus Zuhältern seiner Lüste und aus Teilhabernseiner Räubereien gleich Putin zusammen.

Bedeutsamer aber sind dieglobalen Folgen aus der wahrscheinlichen und mit anderen Demokratienvergleichbaren Entsagung des amerikanischen Volks, das demokratische Rechtwieder in Stand zu setzen. Der erforderliche Aufwand dafür stellt eine, auchgezielte Unkalkulierbarkeit dar, nur zu teuer erkauft werden zu müssen. Damitwird ein überwiegender Teil der amerikanischen Nation nach dem Vorbild vonRussland, Türkei, Ungarn usw. zu Gesellen trumpscher Begehrlichkeiten auch überseine Wahlzeit hinaus, zu Vollstreckern seiner Rachbegierden und auf langeSicht zu Verrätern mit unermesslichen, globalen Folgen an sich selbst. - Jürgen Dressler

Es ergibt für mich keinenReim, dass diejenigen, die beschimpft und beleidigt wurden, zu einer größerenWählerschaft wurden. Es wundert mich der fulminante Sieg eines Mannes, der auslauter Ehrgeiz das Capitol hatte stürmen lassen, der im Vorfeld immer wiedervon möglicher Wahlfälschung sprach und der Politik als ein sehr hartes Geschäftbegreift. Es besorgt mich außerordentlich das Kleinbeigeben der WashingtonPost, wie auch der unerklärliche Aufstieg des Eigentümers von "X".Ich kann mir nicht helfen, aber dieser Wahl haftet etwas Seltsames an. - Michael Scheppler

Die USA haben sich nichtzu einem Präsidialsystem entwickelt, sondern zu einer Oligarchie. Damit liegensie im Trend: Berlusconi in Italien, Johnson / Sunak in Großbritannien, Putin& Co in Russland, Iwanischwili in Georgien. Der Rechtsruck bei den Wahlenist lediglich der Versuch des kleinen Souverän neben den Oligarchen auf seineKosten zu kommen. Um ein "me first, too" zu leben, braucht es halteinen, der nur "second" ist - und den findet man rechts leichter.Deutschland wird sich dann im Frühjahr einreihen und den"besser-verdienenden Oligarchen aus dem Sauerland" zum Kanzlerkrönen. - G.Hofhaus

Heinrich Wefing schreibt,dass die "persönliche psychische Verfassung" von Trump an Bedeutung gewinntgegenüber der geschriebenen Verfassung. "Dieser Umschlag vom Politischen insPsychologische markiert eine neue Ära der Demokratie in Amerika." Dieser Umschlaggesteht auch darin, dass Egoismus an Bedeutung gewinnt gegenüber Altruismus. ImGrunde genommen geht es um die Betonung des Rechts auf Eigentum an denRessourcen der USA als Einwohner gegenüber den Rechten auf Lebensunterhalt(speziell auf Asyl) der Flüchtlinge aus dem Süden.

Und einem Egoisten wieTrump traut man eher zu, das Recht auf Eigentum zu verteidigen. Zudem traut manihm dabei die als nötig angenommene Rücksichtslosigkeit zu. Dies auch auf Grundseiner Konflikte mit der Justiz. Frei nach Willhelm Busch "Ist der Ruf erstruiniert, lebt man gänzlich ungeniert." Ein kleiner Trost ist, dass Trump 78Jahre alt ist und seine Amtszeit in vier Jahren wieder zu Ende geht. Bleibenwerden vermutlich die Zielkonflikte zwischen dem Menschenecht auf Eigentum undden Menschenrechten auf Lebensunterhalt, also auch dem Recht auf Asyl. Hiermüssen Lösungen gefunden werden im Interesse des übergeordneten Ziels nämlicheines langen gute Fortbestehens unserer Demokratien und der Menschheitinsgesamt. - Gernot Gwehenberger

Leserbriefezu "Der Bruch" von Robert Pausch und Mark Schieritz

Das Zerwürfnis setzte mEnicht erst mit der Entscheidung des BVerfG zu den Haushaltstricks ein, diealles über den Haufen warf. Der Spaltpilz war latent schon im Koalitionsvertragangelegt. Rätselhaft, wie Lindner sich gegen jede liberale DNA auf eindirigistisches Modell wie das Heizungsdiktat oder das Atom- und Verbrennerauseinlassen konnte. Auch die jüngsten Initiativen zur Demokratieförderung aus demHaus Paus sind von einem tiefen Misstrauen gegenüber dem mündigen Bürgergeprägt. Das war auf Dauer nicht ohne Selbstverleugnung durchzuhalten. DieQuittung folgte mit den desaströsen Urnengängen. Und die Rolle als Oppositionin der Ampel sorgte für Dauerzwist. Insofern war der Bruch der überfälligeBefreiungsschlag. - Christoph Schönberger

Die Gaukler. Ausführlichund bis in Detail schildern beide Autoren den endgültigen Bruch der Ampel amwachsenden Vertrauensverlust zwischen Scholz und Lindner. Und auf diesem"Jahrmarkt männlicher Eitelkeiten" lösen sich dann die Versprechen von Fortschrittund einer tragfähigen Zukunftsperspektive für unser Land in Nichts auf? An derwachsenden Kluft zwischen Bevölkerung und Politik wird immer deutlicher, dassletztere mit primär selbstbezogenen Macht- und Psychospiele ihre Legitimationfür eine stabil-tragfähige Demokratie immer mehr verspielt. Die Zeit derGaukler ist vorbei. - Dr. Wolfgangs Klöckner

... Zum Wohle desdeutschen Volkes ... heißt es da im Amtseid, da steht nichts von, z. B. zumWohle des Volkes in der Ukraine! Das hat die Ampel nie gestört, das dürfte auchdiese rot-grüne Minderheitsregierung von Olaf Scholz nicht stören. InDeutschland heißt die Formel nicht "Germany first", die deutscheFormel der rot-grünen Schrumpfregierung lautet weiterhin "Ukrainefirst"! Die Ampel-Story ist zwar eine auserzählte Geschichte, aber dieangezählte Scholz-Regierung, die will so weitermachen, als wäre immer nochalles in bester Ordnung. Im schlimmsten Fall der Fälle müssen wir diesesrot-grüne Gemurkse noch will zum September 2025 über uns ergehen lassen. Wirdas Volks, müssten solch eine Regierung jetzt und sofort abwählen können, daswäre dann eine volksnahe Demokratie! - Riggi Schwarz

Ich habe bei Ihnen eineChronologie der Ampel vermisst, der man entnehmen kann, wer die Ampel zumScheitern gebracht hat. Nach meiner subjektiven Beobachtung hat die FDP vomersten Tag an die Gesetze, die im Koalitionsvertrag standen, die ihnen abernicht gefallen haben, torpediert. Es ging los mit der"Technologieoffenheit" für PKW-Antriebe. Beschlossen warElektromobilität. Die FDP wollte aber Verbrenner. Die Grünen aber habentreudoof jedem Gesetz ohne weitere Debatte zugestimmt, wenn es nur imKoalitionsvertrag vereinbart war, egal wie eklig die Kröte war, die sieschlucken mussten. Gleichzeitig hat es die Springer Presse geschafft, denEindruck zu vermitteln, die Grünen seien unsichere Kantonisten. Und der Kanzlerhat tatenlos zugeschaut, schließlich hat auch er neoliberale Tendenzen. Erstals die FDP sich auch gegen SPD-Vorhaben gewandt hat, hat Scholz gehandelt.Schuld am Ende der Ampel sind FDP und Springer. - Adam Romoth

Spätestens jetzt, nachdem Zusammenbruch der Ampel infolge ideologischer Grabenkämpfe und zwischenmenschlicherZerrüttung, sollten Parteiideologie, Egomanie und Zeitgeistmoral derVergangenheit angehören. Kluge Politik beginnt mit der Wahrnehmung derWirklichkeit ohne rosarote Brille, wird gestaltet allein mit Vernunft undWeitblick. Verzicht auf Personenkult und Parteienprofilierung - Extremfall BSW;stattdessen uneigennütziger Dienst für das Wohl unseres Landes und des ganzenWahlvolks!

Dafür darfleidenschaftlich, aber fair gestritten werden; doch am Ende müssen vernünftigeund zukunftstaugliche Entscheidungen getroffen und in die Tat umgesetzt werden!Wenn dieser Politikstil in Deutschland/Europa erfolgreich ist, könnten sichNachahmer in immer mehr Nationen finden. Wenn wir jedoch lieber lautstarkideologisch streiten und dabei die Vernunft niederbrüllen, höhlen wir dieDemokratie mehr und mehr aus, bis sie eines Tages in sich zusammenstürzt. Aufden Trümmern werden dann all die großen und kleinen Putins, Chis, Ajatollahsdieser Erde ihre meinungsfreiheitsfreien Diktaturen errichten. So oder so, esliegt an uns (Europäern)! - Dr. med. Ulrich Pietsch

Wo ist die Nachricht? Wasist die Story? Wozu dieser Beitrag? Diese Frage an sich selbst sollte die RegelNr. 1 des guten Journalisten sein. Mein Eindruck: Der Verfasser möchte seinepersönliche Antipathie gegen Christian Lindner loswerden und streuen, - dasnennt man shit-storming. Oder er ist leidenschaftlicher SPD-Anhänger und spanntsich vor deren Wahlkampfkarren - das nennt man Wahlkampf machen. AlsJournalist. Einseitig für eine politische Partei. Autsch.

Ganz ehrlich: Das istBoulevardblatt-Niveau. Meint der Verfasser allen Ernstes, wir ZEIT-Leserwüssten nicht, dass so etwas Grundlegendes wie die Beendigung einerregierungsunfähigen Koalition nicht ohne vorherige interne Gespräche auf allenSeiten vonstatten geht?? Glaubt Herr Pausch wirklich, dass wir ZEIT-Leser nichtin der Lage sind zu unterscheiden zwischen Wahlkampfpositionierung nach außenund politischer Strategie hinter den Kulissen??

Keine der drei Parteienwollte unter diesen Umständen weitermachen. Alle drei hatten es drei langeJahre zunächst optimistisch, dann zunehmend gequält versucht. UnüberbrückbareGegensätze wurden zuletzt auch für die Öffentlichkeit immer sichtbarer, der Spagatzwischen Erwartungen der Parteibasis und Kompromissen für die Koalition immergrößer. Das ganze Land wartete seit Wochen auf die Beendigung dieser Koalition.

Und wie konnte das gehen?Es brauchte das Durchspielen unterschiedlicher Szenarien, ein Timing. UndEskalationsstufen des Auseinandergehens. Das sind die demokratischen Regeln.Ein Bruch folgt gewissen Regeln und muss begründbar sein. Alles andere würde zuRecht als Kurzschlussaktion bewertet werden. Diese Eskalationsstufen insicherlich mehreren Varianten, zeitlich und inhaltlich, haben alle dreibeteiligte Parteien intern für sich besprochen. Und sie funktionierten.

Was bringt also eineparteiische Rückschau auf die Historie des Bruchs? Nichts. Keinerlei Nutzen füruns Leser. Der hätte darin liegen können, an diesem konkreten Beispielaufzuzeigen, wie politische Strategie von Partnern mit immer deutlicherwerdenden Gegensätzen funktioniert. Ein erhellender Blick hinter die Kulissen,der zeigt, wann der Zeitpunkt da war, um intern wenn-dann-Szenarien zuformulieren, hart zu verhandeln, mit klaren Exit-Optionen.

Aber bitte, lieber HerrPausch, halten Sie dafür auch die Regel Nr. 2 des guten Journalisten ein:Vorsicht mit der Terminologie!! Von "Regierungssturz" kann hier keineRede sein - dieser Begriff befindet sich in der Nähe von "Staatsstreich"oder "Putsch", geht oft vom Militär aus, für unsere Demokratie imgegenwärtigen Zustand grob unpassend. In einer parlamentarischen Demokratiewürde man doch eher von "ernster Regierungskrise" sprechen. In diesemFall war es wohl noch nicht einmal eine "provozierte Regierungskrise".Wenn, dann haben alle hier einander über Monate "provoziert". Zuletzt:Sich an einzelnen DEMOKRATISCHEN Parteivertretern abzuarbeiten, langweilt dieLeserschaft nicht nur - sie birgt bei der breiten Öffentlichkeit die Gefahr,solchen Frust über unseren geschätzten demokratischen Politikbetrieb zuerzeugen, dass immer mehr Menschen die Alternative dazu wählen.

Ich wünsche mir Ihnen,von unseren Medien, mehr Stärkung für unsere Demokratie. Werdet kreativ, klärtuns auf, ermuntert die schweigende Mehrheit, Geräusche zu machen, sich Gehör zuverschaffen - zum Beispiel selbst in demokratischen Parteien Mitglied zu werden(Farbe egal), um abgesehen vom Wahlgang wenigstens und mindestens ein kleinesdemokratisches Bekenntnis abzugeben. Das braucht unsere Demokratie. Anreize undVorbilder dazu erwarte ich von der sogenannten fünften demokratischen Gewalt imStaate. Es wird ZEIT! - Friderike Knapp

Leserbriefezu "Dann brach die Hölle los" von Evelyn Finger et al.

Vielen Dank für ihrenArtikel, in dem schnell klar wird: die Gewalt ging von beiden Seiten aus,möglicherweise von den Maccabi-Anhängern zuerst. Auch das bis jetzt noch nichtganz aufgeklärt ist, was passiert ist, schreiben Sie. Dennoch lautet IhrAufmacher nicht etwa: "Juden und Muslime prügeln sich in Amsterdam, wasist passiert", sondern "Jagd auf Juden, wer waren die Täter".Wenn Muslime Juden "jagen" ist das ein Pogrom und natürlichantisemitisch. Aber wenn Juden Muslime, und überhaupt Amsterdamer Bürger,bedrohen und verhöhnen, wie offensichtlich auch geschehen, wie nennt man daseigentlich? Ich bin dieser einseitigen Berichterstattung müde. - Henrik Lafrenz

Schrecklich, einfach nurschrecklich! Mein erster Gedanke: Müssen diese Testosteron-gesteuertenVollidioten auf beiden Seiten ihren Hass, ihren Krieg nun auch noch nach Europatragen. Warum werden die 60 Festgenommenen gleich wieder freigelassen. EineStrafanzeige wäre das Mindeste. Und ja, jüdisches Leben muss geschützt werdenund hier hat die Amsterdamer Polizei gründlich versagt. Dabei gab es dochWarnhinweise. So wie sich die Polizei verhalten hat, hat auch sie eindeutliches Antisemitismusproblem – schlimm.

Ich finde allerdingsauch, dass man die fanatischen israelischen Maccabi Fans registrieren und ihnenbei anderen europäischen Fußballspielen die Einreise verweigern sollte. Solcheschrecklichen Gewaltexzesse sind leider auch bei uns und in andereneuropäischen Ländern denkbar. Das Bedürfnis die Gewalttäter möglichst schnellauszuweisen, kann ich durchaus verstehen. - Wenn es so einfach wäre! - Petra Harink

Für die mehr oder wenigerüblichen Keilereien zwischen Fußballfans nun den Begriff Pogrom zu beschwören,nur weil auf einer Seite Fans eines israelischen Vereins beteiligt waren, istnun deutlich überzogen. Die israelischen Fans von Haifa haben die Provokationenbegonnen und dann Prügel bezogen. Wenn die das jetzt hochstilisieren, bitteschön. Aber dass die deutsche Presse auf diesen Zug, wie gerufen, aufspringt,zeugt dann doch von der hoffnungslos unkritischen Haltung gegenüber allem, wasmit Israel zu tun hat. Die israelischen Ultras haben niederländische Migrantenund Fans von Amsterdam brutal angegriffen, Fahnen heruntergerissen, es war u.a.die Rede davon, dass alle Araber vernichtet werden müssen. Offensichtlich warman dann aber nicht Manns genug, den Gegenschlag einzustecken. - Volker v. Moers

Bei der Berichterstattungüber die widerlichen Vorfälle in Amsterdam konnte man genau dieselbePawlow'sche Reaktion der deutschen Medien erleben, wie schon 2021, als derSänger Gil Ofarim sein angeblich "antisemitisches" Märchen erzählteund alle darauf reingefallen sind. Es ist der ansonsten bekanntlich sehrpro-israelischen FAZ hoch anzurechnen, dass sie die erste große deutscheZeitung war, die bereits am 10.11.2024, also nach drei Tagen, bemerkt hat, dassdie angebliche "Judenjagd" von Amsterdam eher die Folge einerwiderlichen Provokation protofaschistischer israelischer Fußballhooligans war.Man sollte eben israelischer Propaganda, die ständig den Antisemitismusvorwurfals politische Waffe einsetzt, nie auf den Leim gehen.

P.S.: Mittlerweile hatsich sogar die Polizeipräsidentin von Amsterdam für die Verwendung des Begriffs"Pogrom" entschuldigt und öffentlich eingestanden, einempropagandistischen israelischen Narrativ "auf den Leim gegangen" zusein. Es wird Zeit, dass die ZEIT das zur Kenntnis nimmt, was der großeisraelische Journalist Gideon Levy von der israelischen Tageszeitung Haaretzjüngst gesagt hat: "Warum hassen sie uns so sehr? Nein, es ist nichtdeshalb, weil wir Juden sind. Sie wollen nicht länger still sein. Die Welt wirduns dafür hassen, und jeder Israeli wird von jetzt an im Ausland ein Ziel seinfür Hass und Gewalt. Das passiert, wenn man beinahe 20.000 Kinder tötet,ethnische Säuberungen durchführt und den Gazastreifen zerstört. Sie magdiejenigen nicht, die solche Verbrechen begehen." - Björn Luley

In dem Artikel"Ausschreitungen in Amsterdam" schreiben Sie: "Donnerstagnachtkursieren dann Videos, die Anhänger des Tel Aviver Vereins zeigen, dierassistische und menschenverachtende Schmähungen brüllen. Etwa: "Warumgibt es keine Schulen in Gaza? Weil es keine Kinder mehr in Gazagibt."" Ich habe gesehen, dass dieses Zitat auf X verbreitet wurde.Aber auf allen Videos, die ich im Zusammenhang mit diesen Posts gesehen habe,grölen die Fans in Wahrheit einen anderen Satz: "Lasst Zahal (die IDF)gewinnen, um die Araber zu f*cken." Schlimm genug, könnte man meinen, abermeiner Ansicht nach immer noch ein wesentlicher Unterschied zu dem Zitat, dasSie nennen.

Haben Sie die Videos, dieSie in sozialen Medien gefunden haben, von einem Muttersprachler ansehenlassen, der/die Ihnen bestätigt hat, dass die Fans dort wirklich von Kindern inGaza sangen? Wenn ja: Alles gut, dann bin ich auf diese Videos einfach nichtgestoßen (in dem Fall wäre ich dankbar für einen Link dazu). Falls nicht, würdeich es für wichtig halten, diesen Fehler zu korrigieren, damit kein falscherEindruck entsteht. In den Leserkommentaren zu dem Online-Artikel kann mansehen, wie sehr dieses Zitat die Menschen schockiert (zu Recht). - Mia Betzar

Leserbriefezu "Wer schützt jetzt noch das Klima?" von Stefan Schmitt

Laut Wikipedia begann diejüngste Eiszeit vor etwa zwei Millionen Jahren und dauert bis heute an. Ständiggab es dabei einen permanenten Wechsel von Kalt- und Warmzeiten usw.! EinigeMenschen könnte es, trotz diesen rauen Zeiten, auch schon auf Erden gegebenhaben, aber von und über das "Klima" wurde damals vermutlich nochnicht diskutiert! Und wieder eine UN-Klimakonferenz, dieses Mal in deraserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Vermutlich sind wieder mal alle diesersogenannten "Klima-Retter", allesamt mit dem Flugzeug angedüst, wiehalt gewohnt, und vermutlich wird es am Schluss das übliche Bla-Bla-Bla geben!Donald Trump will aus dem Paris-Abkommen aussteigen, denn außer Deutschland unddie EU dürfte sich sonst kein anderes Land, bei dieser Art, der angeblichenKlimaretterei beteiligen! - Klaus P. Jaworek

Herr Schmitt und FrauBackhaus bearbeiten dieselbe Großbaustelle: Schmitt sieht dieBrutto-CO2-Emssionen, und lässt sechs weitere Treibhausgase mit immerhin ca. 22% Anteil an allen Treibhausgasen (in CO2-Äquivalenten) beiseite. Frau Backhausbetont Seegraswiesen als Meeresschutz, was nur eine Dimension ist. Beide Themengehören zusammen: Die längere Wegspeicherung von CO2 in Seegraswiesen, Moorenoder Wäldern (CO2-"Senken") ist wichtig für einen seit Millionen Jahrenfunktionierenden Kohlenstoffkreislauf . Die Bandbreite von längerfristigerKohlenstoff-Bindung außerhalb der Atmosphäre fällt bei Klimakonferenzen (CoPs)in die Rubrik "Changed land use".

Dummerweise sindbesonders Staaten der Dritten Welt an der seit 1975 auf über 8 Mrd. Menschenverdoppelten und demnächst um weitere 2 Mrd. anwachsenden Bevölkerung(Südost-Asien, Afrika, …) sowohl an zusätzlich vielen Mrd. t CO2-Emissionen alsauch weiterer Zerstörung wichtiger Kohlenstoff-Senken (Seegras, Wälder,Feuchtgebiete, …) stark beteiligt. Geld allein löst das Problem nicht. - Prof. emer. Dr. WolfgangStröbele

Genauso wenig wie diefossile Lobby und Trump wollen wir wollen uns vorschreiben lassen was wir zutun hätten. Doch unsere Zweifel werden lauter: "Eigentlich müssten wirviel mehr für den Klimaschutz tun, aber wir wollen (noch?) nicht aufhören in SUVszu fahren und noch öfter in den Urlaub zu fliegen bzw. Kreuzfahrten zumachen!" Hoffen wir nicht alle, dass uns "Etwas" aus unsererVerantwortung für die Klimakatastrophe entlässt, so wie es die rechtenPopulisten tun? Spiegeln die gewählten Politiker*innen nicht diese unwirklicheWirklichkeit der Gesellschaft bzw. der Medien wider? Denn gerade die in allenMedien inserierenden PR-Fabriken verschärfen einen Spagat, gegen den keineDemokratie der Welt je eine erfolgreiche Politik machen kann: "Wir wollen dasKlima schützen, aber wir wollen auch immer mehr klimaschädlichen Konsum!"Sehen Sie doch bitte nur mal in Ihr ZEIT MAGAZIN No. 48 "die Erde ist eineScheibe" vom 14.11.2024 und Ihr Verlagsangebot ZEIT REISEN 2025!

P.S. ZEIT MAGAZIN No. 48"die Erde ist eine Scheibe" vom 14.11.2024: Auf dem Cover eineScheibe Brot im Globusständer und drunter der Spruch: "Die Erde ist eineScheibe". Wie witzig wollen Sie sein? Gerade findet die COP 29 in Baku statt.Die Weltdurchschnittstemperatur ist bereits auf über 1,5 Grad angestiegen undwenn es so weiter geht, wird es sehr sehr knapp für die Erdbevölkerung. Nur werso wenig auf die Wissenschaft gibt und z.B. denkt, dass die Erde eine Scheibeist, kann so ein Heft machen:

1. Der Artikel"Unser täglich Brot" auf Seite 20 suggeriert Rezept für Rezepttierische Produkte als Brotbelag. Dabei ist ein schneller Umstieg auf einevegane Ernährung erforderlich, um den weiteren Raubbau an tropischenRegenwäldern und ein Aufheizen des Klimas durch den Ausstoß von Methan vonPaarhufern (Kühen) zu verhindern! 2. Der Artikel "Cheeese!" auf Seite44 könnte der Interessenverband Milchwirtschaft nicht besser machen! Er regtdazu an, noch mehr Käse zu essen und somit den Ernst der Klimakatastrophe weitvon sich zu schieben.

Mit so einem"klima-feindlichen" Heft, ermuntern Sie Ihre Leser*innen dieKlimakatastrophe als unwesentlich, oder Fake-News und als etwas zu betrachten,das von Ihnen keinerlei Lebensumstellung erfordert. "Unser täglichBrot" referiert nach dem biblischen Gebot "sich die Erde untertan zumachen". Der lockere Spruch "Die Erde ist eine Scheibe"suggeriert, dass Sie sehr wohl wissenschaftlich und auf der Höhe der Zeitwären. Dabei ist das Gegenteil der Fall, denn der exorbitant hohe Konsum antierischen Produkten bei uns beschleunigt enorm die Klimakatastrophe: 0,084Mrd. Menschen in Deutschland verbrauchen 6,694 Mrd. kg Fleisch pro Jahr. 1,450Mrd. Menschen in Indien verbrauchen 6,587 Mrd. kg Fleisch pro Jahr.

Die Bewohner*innen derBundesrepublik stellen 1,4% der Weltbevölkerung. Sie verbrauchen aber einengrößeren Fleischberg wie die 17,8% in Indien?https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_und_Territorien_nach_Einwohnerzahlhttps://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Fleischkonsum_pro_Kopf3. Ähnlich wirklichkeitsfremd ist die Reklame auf Seite 6/7 von RANGE ROVERSPORT, denn auch sie beschleunigt unverhältnismäßig den Raubbau an wichtigenRohstoffen und den Energieverbrauch. Geradezu perfide bedient sie unzeitgemäßeDenkmuster: Aus der Verhaltensbiologie wissen wir, dass männliche Dominanz aufFrauen anziehend wirkt, und dass unsere Handlungen/Entscheidungen viel eherdurch Emotionen als durch unsere "Ratio" getroffen werden.

Robert Sapolski, sehenSie bitte das beigefügte Interview, beschreibt das und Daniel Kahnemann hat fürdie Entdeckung dieses, auch in seinem SPIEGEL BESTSELLER "SchnellesDenken, langsames Denken" beschriebenen, Effekt den Nobelpreis für Wirtschaftbekommen. Daher kommt die Reklame von Range Rover ohne Worte aus: Der sehrmaskuline, bärtige Mann posiert wie ein antiker Held lässig vor einemköniglichen Palast. Von oben herab tätschelt er eine löwenähnliche Dogge, sodass er wie der ultimative Bezwinger des Königs der Tiere und damit wiederjenige erscheint, der über sämtliche Natur herrscht.

Die Range Rover Reklamehebt den männlich dominanten Mann auf den Thron der Schöpfung. Der königsblaueRange Rover SPORT ist sein entsprechendes königliches Gefährt. BMW hebt ganzähnlich in DIE ZEIT vom 24. Oktober 2024 auf Seite 5 neben einer "abdankenden"umwelt- und sozial-bewegten Ricarda Lang, triumphierend "THE 7" aufden Granit/Asphalt-Thron! Gehören nicht schon längst viel mehr Moore und Bäumeauf unseren emotionalen Thron?

4. Ebenso die Reklame fürKreuzfahrten auf Seite 13. Gerade der Luxustourismus trägt immer massiver zurKlimakatastrophe und globaler Ungerechtigkeit bei. Wussten Sie, dass eineeinzelne Person bei einer Kreuzfahrt so viel fossile Energie verbraucht, wie 10mal in den Tank eines SUV passt? Beim Hin- und Rückflug wirkt das aber durchdie Verbrennung in der großen Flughöhe dreimal klimaschädlicher! Also in etwagenauso schädlich wie wenn Sie 30 mal ein SUV tanken oder ein ungedämmtesMehrfamilienhaus ein Jahr lang mit Heizöl heizen! Reisen Sie zu zweit oder zudritt, dann müssen Sie 60 bzw. 90 mal tanken oder einen ganzen Wohnblockheizen, denn der Klimaschaden verdoppelt oder verdreifacht sich dann! WusstenSie das und haben Sie sich trotzdem dazu entschieden Werbung für solcheKreuzfahrt-Flüge zu machen?

Leider haben Sie auchversäumt, darauf hinzuweisen, dass diese Flüge inklusive der anschließendenKreuzfahrt, die sich nur eher reiche Menschen leisten, ein tollesSteuersparmodell sind. Denn wer 30 mal tankt, der zahlt ca.€ 1.800,- anSteuern, wer genauso viel Heizöl verbraucht, immerhin noch ca. € 600! Wer insAusland fliegt, zahlt nur eine einmalige Luftverkehrsabgabehttps://de.wikipedia.org/wiki/Luftverkehrabgabe von €15,53 - € 70,83. Sonstzahlen sie nichts im Bezug auf ihren fossilen Kerosinverbrauch!

Kreuzfahrt-Flugpassagierezahlen also nur € 71,- an "Energie-, Umwelt- und CO2-Steuer", janicht einmal Mehrwertsteuer auf das Flugticket! Wer ins Ausland fliegt, bekommtalso vom Staat € 1.729 ,- bzw. € 529,- dazu geschenkt! Reisen Sie zu zweit oderzu dritt, bekommen Sie € 3.458,- und € 5.187,- bzw. € 1.058 und € 1.587geschenkt! Dieses Geld holt sich der Staat dann bei all jenen wieder zurück,die tanken oder sich keine Wärmepumpe, bzw. keinen solchen Urlaub leistenkönnen!

Sie müssen alsounbedingt, falls Sie wieder Reklame für Kreuzfahrt-Flugreisen machen, ihreLeser*innen darüber informieren, dass für einen solchen Flug weniger Energie-,Umwelt-, CO2- und Mehrwertsteuer anfällt, als wenn sie ihr Auto auf dem Weg zumFlughafen volltanken! Mit so einem Wissen steigt man doch viel fröhlicher insFlugzeug, diese Urlaubsvorfreude dürfen Sie doch Ihren Leser*innen nichtvorenthalten! Sonst bleibt ja Ihre journalistische Ehrlichkeit und Ihr VorsatzIhren Leser*innen zu dienen, indem Sie immer unvoreingenommen über allesWissenswerte informieren, auf der Strecke!

Aber wahrscheinlichkommen Sie nicht dazu, denn das nächste Heft mit einem Fleisch-, Urlaub-,Uhren-, Mode- oder Design-Thema steht schon vor der Türe. Sie werdenwahrscheinlich nicht aufhören, ganz im Sinne von Edward Bernays, dem Erfinderder modernen PR "Propaganda" für klimaschädliche Sachen zu machen.Werden Sie es jemals schaffen, ein "klimaneutrales" Heft zu machen,so wie es ab 2045 gefordert wird? Stimmt's, das ist alles Illusion und geht garnicht?! Sorry, aber wenn dann Ihre Leitartikler*innen Krokodilstränen weinen,weil wieder alle Klimaziele gerissen und Populisten noch mehr Stimmen gewonnenhaben, tun Sie mir nicht leid, dann hätten Sie als Redaktion endlich auch malgenauso viel Farbe fürs Klima bekennen müssen wie Sie es in Text und Bild andauerndfür den klimaschädlichen Luxus-Konsum tun!

P.P.S. Ich binFlugkapitän bei einer großen Europäischen Airline, aber dass gerade DIE ZEITKreuzfahrten und äußerst klimaschädliche Flugreisen anbietet, bzw. noch immerdafür Werbung in redaktionellen Texten macht finde ich äußerst unzeitgemäß undan der Wirklichkeit vorbei. P.P.P.S. Ohne es zu wollen, oder gerade um es zuwollen(?), entsteht durch Ihre Medienarbeit ein Eindruck, der den Tatsachenwiderspricht! Schon die Tabaklobby wusste, wie wichtig die Tabakreklame in denPolitik- und Wirtschaftsseiten der führenden Publikationen war, um möglichstlange einen wirksamen Nichtraucherschutz, also Rauchverbote, zu sabotieren.Bewusst(?) oder unbewusst, geschieht das Gleiche jetzt wieder.

So wie sich damalsniemand dem "Mitrauchen" entziehen konnte, so kann sich jetzt niemandder globalen Klimakatastrophe entziehen. So wie damals alle PR-Agenturen genauwussten, was sie taten, so wissen sie es auch heute. In einigen Jahren werdenuns unsere Kinder fragen: "Wieso habt ihr damals noch SUVs gekauft undFlugreisen nach Australien unternommen?" Werden wir dann antworten:"DER SPIEGEL, DIE ZEIT und die SZ haben es uns empfohlen und weil sie esuns empfohlen haben, dachte wir das es noch kann!" Bitte setzen Sie sichdafür ein, dass diese klimaschädliche Werbung, ähnlich wie die Tabakwerbung,bald verschwindet. Unsere Kinder haben es verdient! Solange Sie es nichteinfordern, so lange werden es Ihre Leser*innen nicht einfordern und so langefindet dies niemals eine Mehrheit in den Parlamenten! - Klaus Siersch

Schützt also der Marktdas Klima, selbst wenn der US-Präsident auf den Klimaschutz pfeift? Wird Chinadoch noch schneller grün als alle anderen? Sind wir eh schon auf derZielgeraden? Trotz der Coronajahre wächst der Verbrauch an Primärenenergie inChina im 10-Jahresschnitt um 3,4% pro Jahr. Das ist gewaltig bzw. exponentiell- und mit Wasser, Wind und Sonne allein nicht zu machen. Von 2022 auf 2023stiegen die chinesischen CO2-Emissionen aus dem Energie-Sektor um 6,1%. DerÖlverbrauch in China ist zuletzt um über 10% angestiegen. 2023 wurden in China4,7% mehr Kohle verbrannt als 2022 und der Gasverbrauch wächst - im 10-jährigenSchnitt! - mit 8,9 % pro Jahr ungefähr ebenso schnell der gesamte Sektor dererneuerbaren Energien. Exponentielles Wachstum findet nicht nur auf derSonnenseite statt, sondern auch bei der Verbrennung fossiler Energieträger.

Die Zahlen in IhremBericht imponieren wie das berühmte Pfeifen im Walde. Die einzigenentscheidenden Zielgrößen bleiben die Konzentration der Treibhausgase in derAtmosphäre. Und so lange die entsprechenden absoluten globalen Emissionenweiterhin ansteigen, ist jeder Jubel verfrüht. Das 1,5%-Ziel wurde nebenbeischon gerissen, deutlich früher als ursprünglich gedacht. Von der aktivenEliminierung von CO2 aus der Atmosphäre, einer Grundbedingung jedeserträglichen Szenarios, wird öffentlich schon gar nicht mehr geredet. Ebensofrustrierend ist die Tatsache, dass das quasi schon gescheiterte PariserAbkommen eher als Einstieg gedacht war, der eigentliche Kraftakt wäre erstdanach gekommen.

Deutschland hat großeFirmen und - noch - viel internationalen Einfluss. Statt des eherabschreckenden mühsamen Kampfes um jedes einzelne Windrad in windschwachenRäumen sollte es diese Ressourcen für politische Initiativen nutzen, um dieStromproduktion in großem Maßstab dort zu fördern, wo sie tatsächlichunglaublich billig ist, also z.B. in den sonnenverwöhnten bzw. sonnengeplagtenGegenden der iberischen Halbinsel und Nordafrikas. Diese Sprache würde selbstHerr Trump verstehen. - Christian Voll

Leserbriefezu "Links gegen linker" von August Modersohn

Die Bundeswahlleiterinsollte sehr gründlich prüfen, ob eine Partei die Voraussetzungen für dieinnerparteiliche Demokratie erfüllt, wenn durch die unabgestimmte Neuaufnahmeweiterer Mitglieder in einen Landesverband durch die Bundespartei eineUmkehrung der Mehrheitsverhältnisse geschehen kann. - Torsten Berndt

Es wäre eine Katharsisund fast wünschenswert, wenn Wagenknecht das Duell mit Katja Wolf für sichentscheiden würde. Die BSW-Gründerin hätte damit ihre Maske fallen lassen alsFührerin einer stalinistischen Kaderpartei, für die demokratische Prinzipiennur Mittel zum Zweck sind. Auch dafür mag es Gefolgsleute geben, doch diewenigsten dürften Neigung verspüren, zu reinem "Stimmenvieh" desavouiertzu werden, das am Ende nichts zu melden hat. Gerade im Osten sollte dieErinnerung an nordkoreanische Wahlergebnisse noch wach sein. Dann doch bessereine Minderheitsregierung, die Testlabor sein könnte für das, was jenseits derBrandmauer möglich ist. - Christoph Schönberger

ProgrammierteSollbruchstellen. Sahra Wagenknecht scheint auf einem hohen Baum sehr schnellhochgeklettert zu sein. Das Problem hierbei, wie kommt sie unter Beibehaltungihrer Anspruchsmerkmale wieder unbeschädigt runter? Ein Seitenblick auf dessenOrganisationsstrukturen lässt erkennen, dass dessen DNA aus handverlesenen,loyalen Mitgliedern geprägt ist, welche eine disziplinierte Hilfstruppe für dieBerliner Nomenklatura darstellt. Dort existiert ein abgeschotteter,zentralistischer Überbau ohne Parteibasis. Grundsätzlich ist das BSW-Parteimodellclever konstruiert, um zunächst erfolgreich aus der linken Nische auszubrechen:

Nach innen kadermäßigaufgebaut und im Außenverhältnis zumeist konservativ geprägte, sozialpolitischeMilieus anzusprechen, welche zum Teil ökonomisch absturzgefährdet sind. Dochbereits der interne Machtkampf in Thüringen zeigt hierbei Grenzen der EinflussmöglichkeitenWagenknechts exemplarisch auf. Mit einer Regierungsbeteiligung auf Landesebenelässt sich unter den Bedingungen mangelnder Finanzen und Verschuldung keinBlumentopf gewinnen. Schließlich möchte sich Wagenknecht unbeschädigt zurBundestagswahl präsentieren, nach dem Motto, wasch mir den Pelz, aber mach michdabei nicht nass. - Klaus Kunz

Es ist mal wieder typischfür Sahra Wagenknecht: Sobald es ans Regieren geht, wenn es darum geht,Verantwortung für das Land zu übernehmen und konstruktive Lösungen zuerarbeiten, stellt sie sich quer. Das scheint ganz ihrem Naturell zuentsprechen – schließlich war sie ihr Leben lang Oppositionspolitikerin. Dochdas allein reicht nicht aus, um das Wesen von Frau Wagenknecht zu erfassen. Ihrpolitischer Hintergrund als überzeugte Kommunistin, die nie einen Hehl ausihrer Bewunderung für die DDR gemacht hat, ist bezeichnend. Man denke an ihreAussagen, die das Leben in der DDR verklären. Während Putin den Zerfall derSowjetunion als geopolitische Katastrophe betrachtet, könnte man meinen, dasEnde der DDR sei für Frau Wagenknecht ein ähnlicher Verlust gewesen.

Nun also die Gründung des"Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW), mit ihr an der Spitze. Es erinnert anvergangene Zeiten, wenn sie mit ihrer markanten Turmfrisur und im stetsgleichen Outfit (Blazer und Rock; übrigens ähnlich wie Alice Weidel) auf diepolitischen Bühnen tritt und sich mit Leidenschaft über Missstände inDeutschland beklagt. Sie zeigt auf, was alles schiefläuft, kritisiert dieaktuelle wie vergangene Regierung, ohne aber jemals greifbare und umsetzbareLösungen anzubieten. Ihr Auftreten mag vielen wie ein Befreiungsschlag wirken,weil sie den aufgestauten Frust und die Wut vieler Bürger anspricht. Aber: FrauWagenknecht bleibt eine reine Oppositionspolitikerin – eine Schwarzseherin, dievor allem davon lebt, zu monieren, statt selbst Lösungen zu liefern.

Gemeinsam mit ihremEhemann Oskar Lafontaine hat sie bereits mehrfach bewiesen, dass sie eher imZerschlagen von Bündnissen und Koalitionen geübt ist, als diese zu schaffen.Für eine glaubwürdige Regierungsverantwortung fehlt es ihr schlichtweg anSubstanz und einem zukunftsweisenden, positiven Plan für unser Land. StattZuversicht, Visionen und konkreten Reformen verkörpert sie Frust und denRückwärtsgang. Deutschland braucht Mut und Zuversicht, um in das neueIndustriezeitalter zu schreiten – und davon ist Frau Wagenknecht weit entfernt.- Michael Ayten

Leserbriefezu "Sie können wischen und klicken". Gespräch mit Birgit Eickelmann geführt vonMartin Spiewak

Wie kann es sein, dasssich trotz der wesentlich besseren digitalen Ausstattung der Schulen diedigitalen Kompetenzen der "digital natives" nicht weiterentwickelt haben? Essind die nicht-digitalen Kompetenzen, welche viele Kinder und Jugendliche nachwie vor zunächst einmal entwickeln müssen: Lesekompetenz, Texterschließung,kritische Bewertung des Rezipierten. Auf den Punkt gebracht: Wer kaum versteht,was er liest, kann auch mit den Ergebnissen seiner Web-Recherche weniganfangen, geschweige denn KI mit zielführenden Prompts füttern.

Alles das hat zunächstnichts mit Digitalität zu tun, wirkt sich aber auch auf diesen Sektor unsererLebenswelten aus. Eine intensive und ausgeklügelte Sprachförderung, angefangenin der Kita, könnte der Majorität der Heranwachsenden die Chance auf den Anschlussan das erwartbare Niveau ihrer Altersklasse eröffnen. Die Lehrkräfte unsererSchulen sind längst dafür sensibilisiert, die Sorgeberechtigten der Kinder undJugendlichen hoffentlich auch. - Peter Betz

Bis zur vierten Klassesollten Kinder analog lesen und schreiben lernen; Schreiben ist ein komplexerVorgang, das ist gut für die kognitive Entwicklung. Dann an EDV herangeführtwerden. Ansonsten halte ich es mit "Herrn Peltzig:" Wenn einer zu doofist einen Toast in den Toaster zu stecken, dann hilft auf keinen Fall - mehrToast und mehr Toaster. - Thomas Miesel

Wenn ich als 35-jährigerDeutsch- und Geschichtslehrer morgens meinen Unterricht als erstes damitbeginne, auf den Bildschirm zu starren, um die Anwesenheit im digitalenKlassenbuch zu überprüfen, bevor ich den Schülern ,,Guten Morgen‘‘ sage, dannwird mir die Absurdität des Digitalisierungswahns jeden Tag aufs Neue bewusst.Der hilflose Staat pumpt Unmengen Geld in die digitalen Geräte – wir tun dochetwas für die Schulen! – und das Bildungspersonal schreit nach ,,noch mehr!‘‘Wie Martin Spiewak im Interview feststellt, waren die Schulen 2013 fastcomputerfrei und die Schüler deutlich medienkompetenter. Ich selbst wurdestreng medieneingeschränkt erzogen, nicht einmal Pokémon auf RTL 2 konnte ichsehen und programmierte heimlich auf einem monatelang zusammengespartenUraltcomputer mit 13 mein erstes Rollenspiel, das ich an Freunde verkaufte.

Ich fühle mich digitalversiert und wünsche mir als Gymnasiallehrer für meine Schüler, dass wir sieendlich von den digitalen Medien in der Schule befreien, um genau dadurch Raumfür die Persönlichkeitsentwicklung zu bieten, die schließlich zu einer ausgeprägtenMedienkompetenz führt. Wann hören wir auf die aktuelle Studienlage (z.B. durchJonathan Haidt [The Anxious Generation, Depressionen durch die Nutzungdigitaler Medien] aufbereitet) und beginnen wieder miteinander zu reden undunseren Schülern in die Augen zu sehen und zuzuhören, denn dann wird dievielbeklagte Generation Z sich ganz von selbst von TikTok abwenden undInteresse am wahren Leben entwickeln, in dem Kompetenzzuwachs geschehen kann.Im Anschluss werden sie auch wissen, wie sie in der Suchmaschinenauswahl eineParteiwerbung von einer Aufklärungsseite der Bundeszentrale für politischeBildung unterscheiden können. Weniger ist mehr! - Malte Fischer

Mir ist aufgefallen, dasssich das Verhältnis der Jugendlichen zur IT mit dem Smartphone geändert hat. AmPC versuchten die meisten, die Funktion zu verstehen, am Smartphone wirdeinfach ausprobiert, ohne sich Gedanken über das Prinzip zu machen. Dies liegtan der viel bequemeren Oberfläche des Smartphones. Und natürlich sollte mannicht versuchen, die Smartphones wieder schwieriger bedienbar zu machen. - Peter Pielmeier

Leserbriefezu "Womit keiner rechnet. Privatflüge ersetzen Autofahrten auf der Kurzstrecke.(…)" von Marcus Rohwetter

Mich würde interessieren,was die CO²-Kosten sind. Jeder soll ja bald zahlen und der Preis für CO² wirdsteigen. Ist das berücksichtigt? Ich werde den Verdacht nicht los, wenn z.B.ein einfacher Bürger Kredite aufnimmt, um sein Haus zu dämmen und eine Wärmepumpeeinzubauen und er somit Betrag x an CO² einspart und dann kommt z.B. einWohlhabender und fährt mit seiner Superyacht von St. Tropez nach Mykonos undverbrennt Jahresverbrauch an CO² in einem Tag, dass dann die Bemühungen desKreditnehmers für die Katz sind. Gibt es da ausgleichende Gerechtigkeitzwischen den Privatjet-/Privatyachtnutzern und den einfachen CO²-Benutzern? - Wolfgang Michel

Markus Rohwetterberichtet über eine schwedische Studie zu Kurzstreckenflügen. Branchenfachleuteerwarten eine größere Verbreitung der elektrischen Flugtaxis bereits ab 2025sowie eine starke Wachstumsphase ab 2030. Wir kommen dem Himmel elektrischnäher und dürfen auf einen Heiligenschein hoffen. - Klaus Wolfbeisz

Vielen herzlichen Dankfür Ihren Artikel "Womit keiner rechnet: Privatflüge ersetzen Autofahrtenauf der Kurzstrecke. Das legt eine Studie aus Schweden nahe. Was stecktdahinter?" vom 14. November 2024. Vielen Dank für Ihren sehr beruhigendenArtikel. Viele denken ja, dass gerade der Luxustourismus immer massiver zurKlimakatastrophe und globaler Ungerechtigkeit beiträgt. Aber wir alleprofitieren von der Großzügigkeit des Staates! Wussten Sie, dass eine einzelnePerson bei einem Langstreckenflug so viel fossile Energie verbraucht, wie 10mal in den Tank eines SUV passt? Beim Hin- und Rückflug wirkt das aber durchdie Verbrennung in der großen Flughöhe dreimal klimaschädlicher! Also in etwagenauso schädlich, wie wenn Sie 30 mal ein SUV tanken oder ein ungedämmtesMehrfamilienhaus ein Jahr lang mit Heizöl heizen! Reisen Sie zu zweit oder zudritt, dann müssen Sie 60 bzw. 90 mal tanken oder einen ganzen Wohnblockheizen, denn der Klimaschaden verdoppelt oder verdreifacht sich dann!

Bitte weisen Sie beieinem nächsten "Womit keiner rechnet" darauf hin, dass diese Flüge,die sich ja wirklich jeder leisten kann, ein tolles Steuersparmodell sind: Wer30 mal tankt, der zahlt ca.€ 1.800,- an Steuern, wer genauso viel Heizöl verbraucht,immerhin noch ca. € 600! Wer ins Ausland fliegt, zahlt nur eine einmaligeLuftverkehrsabgabe https://de.wikipedia.org/wiki/Luftverkehrabgabe von €15,53 -€ 70,83. Sonst zahlen sie nichts im Bezug auf ihren fossilen Kerosinverbrauch!Flugpassagiere zahlen also maximal nur € 71,- an "Energie-, Umwelt- undCO2-Steuer", ja nicht einmal Mehrwertsteuer auf das Flugticket! Wer insAusland fliegt, bekommt also vom Staat € 1.729 ,- bzw. € 529,- dazu geschenkt!Reisen Sie zu zweit oder zu dritt, bekommen Sie € 3.458,- und € 5.187,- bzw. €1.058 und € 1.587 geschenkt! Dieses Geld holt sich der Staat dann bei uns allenwieder zurück! Auch die, die wegen des Klimas nicht mehr fliegen wollen, aberdas ist ihre eigene Schuld.

Sie müssen also unbedingtihre Leser*innen darüber informieren, dass fürs Fliegen weniger Energie-,Umwelt-, CO2- und Mehrwertsteuer anfällt, als wenn sie ihr Auto volltanken! Mitso einem Wissen steigt man doch viel fröhlicher ins Flugzeug, diese Urlaubsvorfreudedürfen Sie doch Ihren Leser*innen nicht vorenthalten! Sonst bleibt ja Ihrejournalistische Ehrlichkeit und Ihr Vorsatz Ihren Leser*innen zu dienen, indemSie immer unvoreingenommen über alles Wissenswerte informieren, auf derStrecke.

Die aktuelle Politiksteuert unser Wohlstandsschiff geradewegs auf die Klippen der Klimakatastrophezu. Wir wollen uns nicht vorschreiben lassen was wir zu tun hätten, dabei habenwir immer lauter werdende Zweifel: "Eigentlich müssten wir viel mehr fürden Klimaschutz tun, aber wir wollen (noch?) nicht aufhören in SUVs zu fahrenund noch öfter in den Urlaub zu fliegen bzw. Kreuzfahrten zu machen!"Deshalb wollen wir genauso wenig das Klima schützen bzw. eine effektiveKlimapolitik. Hoffen wir nicht alle, dass uns "Etwas" aus unsererVerantwortung für die Klimakatastrophe entlässt, so wie es die rechtenPopulisten tun?

Spiegeln die baldgewählten Politiker*innen nicht diese unwirkliche Wirklichkeit der Gesellschaftbzw. der Medien wider? Denn gerade die in allen Medien inserierendenPR-Fabriken verschärfen einen Spagat, gegen den keine Demokratie der Welt jeeine erfolgreiche Politik machen kann: "Wir wollen das Klima schützen,aber wir wollen auch immer mehr klimaschädlichen Konsum!" Sehen Sie dochbitte nur mal in Ihr ZEIT MAGAZIN No. 48 "die Erde ist eine Scheibe"vom 14.11.2024 und Ihr Verlagsangebot ZEIT REISEN 2025!

P.S. ZEIT MAGAZIN No. 48"die Erde ist eine Scheibe" vom 14.11.2024: Auf dem Cover eineScheibe Brot im Globusständer und drunter der Spruch: "Die Erde ist eineScheibe". Wie witzig wollen Sie sein? Gerade findet die COP 29 in Baku statt.Die Weltdurchschnittstemperatur ist bereits auf über 1,5 Grad angestiegen undwenn es so weiter geht, wird es sehr sehr knapp für die Erdbevölkerung. Nur werso wenig auf die Wissenschaft gibt und z.B. denkt, dass die Erde eine Scheibeist, kann so ein Heft machen:

1. Der Artikel"Unser täglich Brot" auf Seite 20 suggeriert Rezept für Rezepttierische Produkte als Brotbelag. Dabei ist ein schneller Umstieg auf einevegane Ernährung erforderlich, um den weiteren Raubbau an tropischenRegenwäldern und ein Aufheizen des Klimas durch den Ausstoß von Methan vonPaarhufern (Kühen) zu verhindern! 2. Der Artikel "Cheeese!" auf Seite44 könnte der Interessenverband Milchwirtschaft nicht besser machen! Er regtdazu an, noch mehr Käse zu essen und somit den Ernst der Klimakatastrophe weitvon sich zu schieben.

Mit so einem"klima-feindlichen" Heft, ermuntern Sie Ihre Leser*innen dieKlimakatastrophe als unwesentlich, oder Fake-News und als etwas zu betrachten,das von Ihnen keinerlei Lebensumstellung erfordert. "Unser täglichBrot" referiert nach dem biblischen Gebot "sich die Erde untertan zumachen". Der lockere Spruch "Die Erde ist eine Scheibe"suggeriert, dass Sie sehr wohl wissenschaftlich und auf der Höhe der Zeitwären. Dabei ist das Gegenteil der Fall, denn der exorbitant hohe Konsum antierischen Produkten bei uns beschleunigt enorm die Klimakatastrophe:

0,084 Mrd. Menschen inDeutschland verbrauchen 6,694 Mrd. kg Fleisch pro Jahr. 1,450 Mrd. Menschen inIndien verbrauchen 6,587 Mrd. kg Fleisch pro Jahr. Die Bewohner*innen derBundesrepublik stellen 1,4% der Weltbevölkerung. Sie verbrauchen aber einen größerenFleischberg wie die 17,8% in Indien?https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_und_Territorien_nach_Einwohnerzahlhttps://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Fleischkonsum_pro_Kopf3. Ähnlich wirklichkeitsfremd ist die Reklame auf Seite 6/7 von RANGE ROVERSPORT, denn auch sie beschleunigt unverhältnismäßig den Raubbau an wichtigenRohstoffen und den Energieverbrauch. Geradezu perfide bedient sie unzeitgemäßeDenkmuster: Aus der Verhaltensbiologie wissen wir, dass männliche Dominanz aufFrauen anziehend wirkt, und dass unsere Handlungen/Entscheidungen viel eherdurch Emotionen als durch unsere "Ratio" getroffen werden.

Robert Sapolski, sehenSie bitte das beigefügte Interview, beschreibt das und Daniel Kahnemann hat fürdie Entdeckung dieses, auch in seinem SPIEGEL BESTSELLER "SchnellesDenken, langsames Denken" beschriebenen, Effekt den Nobelpreis fürWirtschaft bekommen. Daher kommt die Reklame von Range Rover ohne Worte aus:Der sehr maskuline, bärtige Mann posiert wie ein antiker Held lässig vor einemköniglichen Palast. Von oben herab tätschelt er eine löwenähnliche Dogge, sodass er wie der ultimative Bezwinger des Königs der Tiere und damit wiederjenige erscheint, der über sämtliche Natur herrscht.

Die Range Rover Reklamehebt den männlich dominanten Mann auf den Thron der Schöpfung. Der königsblaueRange Rover SPORT ist sein entsprechendes königliches Gefährt. BMW hebt ganzähnlich in DIE ZEIT vom 24. Oktober 2024 auf Seite 5 neben einer "abdankenden"umwelt- und sozial-bewegten Ricarda Lang, triumphierend "THE 7" aufden Granit/Asphalt-Thron! Gehören nicht schon längst viel mehr Moore und Bäumeauf unseren emotionalen Thron?

4. Ebenso die Reklame fürKreuzfahrten auf Seite 13. Gerade der Luxustourismus trägt immer massiver zurKlimakatastrophe und globaler Ungerechtigkeit bei. Wussten Sie, dass eineeinzelne Person bei einer Kreuzfahrt so viel fossile Energie verbraucht, wie 10mal in den Tank eines SUV passt? Beim Hin- und Rückflug wirkt das aber durchdie Verbrennung in der großen Flughöhe dreimal klimaschädlicher! Also in etwagenauso schädlich wie wenn Sie 30 mal ein SUV tanken oder ein ungedämmtesMehrfamilienhaus ein Jahr lang mit Heizöl heizen! Reisen Sie zu zweit oder zudritt, dann müssen Sie 60 bzw. 90 mal tanken oder einen ganzen Wohnblockheizen, denn der Klimaschaden verdoppelt oder verdreifacht sich dann! WusstenSie das und haben Sie sich trotzdem dazu entschieden Werbung für solcheKreuzfahrt-Flüge zu machen?

Leider haben Sie auchversäumt, darauf hinzuweisen, dass diese Flüge inklusive der anschließendenKreuzfahrt, die sich nur eher reiche Menschen leisten, ein tollesSteuersparmodell sind. Denn wer 30 mal tankt, der zahlt ca.€ 1.800,- anSteuern, wer genauso viel Heizöl verbraucht, immerhin noch ca. € 600! Wer insAusland fliegt, zahlt nur eine einmalige Luftverkehrsabgabehttps://de.wikipedia.org/wiki/Luftverkehrabgabe von €15,53 - € 70,83. Sonstzahlen sie nichts im Bezug auf ihren fossilen Kerosinverbrauch!

Kreuzfahrt-Flugpassagierezahlen also nur € 71,- an "Energie-, Umwelt- und CO2-Steuer", janicht einmal Mehrwertsteuer auf das Flugticket! Wer ins Ausland fliegt, bekommtalso vom Staat € 1.729 ,- bzw. € 529,- dazu geschenkt! Reisen Sie zu zweit oderzu dritt, bekommen Sie € 3.458,- und € 5.187,- bzw. € 1.058 und € 1.587geschenkt! Dieses Geld holt sich der Staat dann bei all jenen wieder zurück,die tanken oder sich keine Wärmepumpe, bzw. keinen solchen Urlaub leistenkönnen!

Sie müssen alsounbedingt, falls Sie wieder Reklame für Kreuzfahrt-Flugreisen machen, ihreLeser*innen darüber informieren, dass für einen solchen Flug weniger Energie-,Umwelt-, CO2- und Mehrwertsteuer anfällt, als wenn sie ihr Auto auf dem Weg zumFlughafen volltanken! Mit so einem Wissen steigt man doch viel fröhlicher insFlugzeug, diese Urlaubsvorfreude dürfen Sie doch Ihren Leser*innen nichtvorenthalten! Sonst bleibt ja Ihre journalistische Ehrlichkeit und Ihr VorsatzIhren Leser*innen zu dienen, indem Sie immer unvoreingenommen über allesWissenswerte informieren, auf der Strecke!

Aber wahrscheinlichkommen Sie nicht dazu, denn das nächste Heft mit einem Fleisch-, Urlaub-,Uhren-, Mode- oder Design-Thema steht schon vor der Türe. Sie werdenwahrscheinlich nicht aufhören, ganz im Sinne von Edward Bernays, dem Erfinderder modernen PR "Propaganda" für klimaschädliche Sachen zu machen.Werden Sie es jemals schaffen, ein "klimaneutrales" Heft zu machen,so wie es ab 2045 gefordert wird? Stimmt's, das ist alles Illusion und geht garnicht?! Sorry, aber wenn dann Ihre Leitartikler*innen Krokodilstränen weinen,weil wieder alle Klimaziele gerissen und Populisten noch mehr Stimmen gewonnenhaben, tun Sie mir nicht leid, dann hätten Sie als Redaktion endlich auch malgenauso viel Farbe fürs Klima bekennen müssen wie Sie es in Text und Bild andauerndfür den klimaschädlichen Luxus-Konsum tun!

P.P.S. Ich binFlugkapitän bei einer großen Europäischen Airline, aber dass gerade DIE ZEITKreuzfahrten und äußerst klimaschädliche Flugreisen anbietet, bzw. noch immerdafür Werbung in redaktionellen Texten macht finde ich äußerst unzeitgemäß undan der Wirklichkeit vorbei. P.P.P.S. Ohne es zu wollen, oder gerade um es zuwollen(?), entsteht durch Ihre Medienarbeit ein Eindruck, der den Tatsachenwiderspricht! Schon die Tabaklobby wusste, wie wichtig die Tabakreklame in denPolitik- und Wirtschaftsseiten der führenden Publikationen war, um möglichstlange einen wirksamen Nichtraucherschutz, also Rauchverbote, zu sabotieren.Bewusst(?) oder unbewusst, geschieht das Gleiche jetzt wieder. So wie sichdamals niemand dem "Mitrauchen" entziehen konnte, so kann sich jetztniemand der globalen Klimakatastrophe entziehen.

So wie damals allePR-Agenturen genau wussten, was sie taten, so wissen sie es auch heute. Ineinigen Jahren werden uns unsere Kinder fragen: "Wieso habt ihr damalsnoch SUVs gekauft und Flugreisen nach Australien unternommen?" Werden wirdann antworten: "DER SPIEGEL, DIE ZEIT und die SZ haben es uns empfohlenund weil sie es uns empfohlen haben, dachte wir das es noch kann!" Bittesetzen Sie sich dafür ein, dass diese klimaschädliche Werbung, ähnlich wie dieTabakwerbung, bald verschwindet. Unsere Kinder haben es verdient! Solange Siees nicht einfordern, so lange werden es Ihre Leser*innen nicht einfordern undso lange findet dies niemals eine Mehrheit in den Parlamenten! - Klaus Siersch

Leserbriefezu "Es wäre dumm, jetzt aufzugeben" von Olivia Kortas

Ich kann mir gutvorstellen, dass dieser nicht enden wollende Krieg nicht nur für Ukrainer,sondern ebenso für viele Europäer mittlerweile nur noch eine seelische Lastdarstellt. Der eigene Vater zündet sich an, der Mann stirbt an einer Halswunde,die ihm ein Schrapnell zugefügt hat. Und selbst dann kann Frau Mykytenko nichtnachvollziehen, wieso ausgerechnet Frauen ihre Männer vor der Einziehungbewahren, indem sie sie verstecken. Der Solidarität mit der Ukraine in allenEhren, doch irgendwann muss dieser Krieg beendet werden. Unvorstellbare Summenan Geldern und Kriegsmaterial wurde in dieses Land geschickt. Und wofür? Nur,dass er sich bis heute in die Länge zieht und kein entscheidendes Endeabzusehen ist. Darum atme ich erleichtert auf, dass Dealmaker Donald Trump imJanuar kommenden Jahres wieder und endlich ins Weiße Haus einziehen wird. - Michael Ayten

Julia Mykytenko istOberleutnant der ukrainischen Armee und führt keine Brigade (ca. 4000Soldaten). Ein Brigadeführer in der ukrainischen Armee muss mindesten den Rangeines Generalleutnants haben. Ein Oberleutnant führt allerhöchstens eineKompanie (ca. 100 Soldaten). - Klaus Stickel

Dass der Krieg in derUkraine seit 'mittlerweile zehn Jahren andauert', ist eine Aussage, die denFact-Checkern der Zeit hätte auffallen müssen. Es ist wichtig, klar zubeschreiben, dass der Mann von Frau Mykytenko in Scharmützeln gegenseitigerProvokationen gefallen ist, in denen auch ukrainische Freischärler Dörfer undStädte überfielen, eben weil sie damals 'viele Leute, viele Waffen und Munitionhatten'. Dieser Krieg hat eine Vorgeschichte. Sie entschuldigt nichts, aber sieist wichtig, um sich (immer wieder neu) ein Urteil zu bilden und irgendwann zueinem Ende zu kommen. Andernfalls wird die Freiheit Europas bis zum letztenUkrainer verteidigt (Naomi Chomsky). - Ingo Klamann

Leserbriefezu "Erst Treueschwur, dann Amtseid" von Anna Sauerbrey et al.

Ob wir jetzt das jetztfür gut befinden oder nicht, Trump wird der nächste Präsident der USA werdenund seine Helfershelfer, ob vorbestraft oder auch nicht, die werden ihmfelsenfest zur Seite stehen. Das ist eine feste Tatsache, da hilft auch keinJammern und kein Wehklagen. Donald Trump dürfte ständig alle Fäden in seinenHänden haben und wer auch immer im Jahr 2025 in Deutschland in derBundesregierung sitzt, der muss das akzeptieren. Wenn Deutschland und die EUauch noch nach Russland, die USA sanktionieren möchte, bitte schön; dann guteNacht Marie, dann dürfte Matthäi wirklich am Letzten sein. - Riggi Schwarz

Lieben Dank an dieAutorinnen und Autoren für den oben erwähnten Beitrag. Wie ein königlichesSchachspiel entfaltet sich Trumps Rückkehr zur Macht. Vom Regentenstuhl inseiner Residenz Mar-a-Lago in Palm Beach, stellt er sein Team peu à peuzusammen – Bauern werden geopfert, während Getreue zu Paladinen erhoben werden.Diese Inszenierung gleicht dem Aufbau eines verschworenen Kreises, um am 20.Januar 2025 das "Project 2025" in die Tat umzusetzen und seine Visionfür Amerika zu verwirklichen.

Was folgt, sindstürmische Zeiten – dessen scheint sich die politische Welt bereits bewusst.Die Demokraten sind alarmiert, einige moderate Republikaner zeigen sich bereitsbei mancher Personalentscheidung kritisch, und das gesamte Land blickt besorgtnach vorne. Doch bleibt auch ein Funke Hoffnung: Die amerikanische Demokratiehat in der Vergangenheit schon viele Herausforderungen gemeistert. Vielleichtwird sie – wider aller Schwarzmalerei – auch die kommende Trump-Ära überstehen.Wir dürfen gespannt sein, was uns in Zukunft erwarten wird! - Michael Ayten

Im Artikel "ErstTreueschwur, dann Amtseid" haben Sie die Überschrift noch sehr höflichformuliert. Es könnte auch heißen "eine Schar von Böcken, die Gärtnerwerden" oder " Eine Schar Wölfe, die zu Hütern der Schafewerden". Das Wort "great" für groß oder großartig, was das Landwieder werden soll, ist in der Geschichte schon vielfach bei sehr zweifelhaftenVerdiensten vergeben worden, nicht an große Wohltäter der Menschheit, sondernan große Menschenschlächter, Angriffs-Aggressoren und Diktatoren, die ihregroßen Herrschaftsgebiete durch Gewalt errangen, ohne jede Notwehr oderVerteidigungsnotwendigkeit.

Hier bei der neuenAdministration ist es allerdings zunächst mal kein Krieg gegen andere Länder,sondern gegen große Teile des eigenen Volkes und vor allem seiner Zukunft undder der Menschheit, vor allem in Puncto Klima. Es kann einen nur noch grausenbei fast jeder neuen Nachricht über die kommende US-Regierung. Es ist einfachschrecklich, wie die Mehrheit eines ganzen Landes und sogar viele schwarze undLatinos, auf all das hereinfallen und sich so einseitig informieren lassenkonnte. – Dr.Peter Selmke

Leserbriefezu "Wie lange darf man trauern?" von Sina Pousset

Auch ich möchte FrauPousset umarmen, wie das ihre Schulfreundin getan hat. Und ihr danken fürdiesen Artikel, der mein Lebensgefühl seit dem Tod meiner Mutter vor zweiJahren so genau wiedergibt, dass ich es auf diese Weise nie, auch nicht bei denliebevollst zugewandten Menschen erlebt habe. - Denise Menting

Heute habe ich IhrenArtikel in der aktuellen ZEIT-Ausgabe gelesen, in dem Sie von Ihrer Trauer überden Tod Ihrer Mutter erzählen. Ich fand ihn sehr eindrücklich und berührend unddachte, ich teile einfach mal ein paar meiner Gedanken dazu mit Ihnen. Vorab:Ich will mir gar nicht anmaßen zu verstehen, wie es ist, wenn ein Menschstirbt, mit dem man so eine enge Beziehung hat(te). Das kann ich gar nicht.Aber ich bin ehrenamtlich aktiv beim Verein Trauernde KinderSchleswig-Holstein, wo ich eine der Kindertrauergruppen begleite, und habedaher zumindest auf theoretischer Ebene einiges über Trauer gelernt. So oder sosoll das hier nicht belehrend sein, ich dachte nur, vielleicht ist der ein oderandere Gedanke dabei, den Sie schön finden, der Sie stützt oder Ihnen sonstirgendwie etwas bringt.

Während des Lesens mussteich immer wieder an zwei der Grundsätze der (Kinder-)Trauerarbeit denken.Erstens: Es gibt keine richtige oder falsche Art zu trauern. Und zweitens:Trauer ist nicht irgendwann vorbei, man kann Trauer nicht "überwinden" oder fertigdamit sein. Da ist schließlich auf einmal ein Mensch für immer weg und kommtnie wieder. Natürlich tut das richtig weh. Und natürlich wird es immer undimmer wieder Momente geben, in denen man das besonders spürt und die Trauereinen dann so richtig umhaut. Ralph Caspers beschreibt dazu in seinem Buch"Wenn Papa jetzt tot ist, muss er dann sterben?" eine (auf den ersten Blicketwas brutale, aber vielleicht deshalb sehr passende) Metapher, nach der einTodesfall wie ein Messerstich in den Oberschenkel ist.

Zuerst ist man unterSchock und reagiert vielleicht gar nicht so stark, weil man es einfach nichtfassen kann. Dann wird einem bewusst, dass man ein Messer im Oberschenkelstecken hat und versucht irgendwie die Wunde (und den Schmerz) zu versorgen;manchmal geht das alleine, manchmal braucht man Unterstützung. Irgendwannbeginnt die Wunde zuzuwachsen, sodass sie weniger präsent ist und man nichtmehr so oft daran denkt - aber trotzdem kann es immer wieder passieren, dassman sich den Oberschenkel an einer Tischkante stößt, die Narbe aufreißt und eswieder unfassbar doll wehtut.

Solche Tischkanten könnenJahrestage oder Feste wie Weihnachten sein, aber natürlich auch vermeintlichkleinere Ereignisse wie Rückblicke der Fotogallerie auf dem Handy, dieTelefonnummer der verstorbenen Person in den Kontakten, etc. Und, um wieder aufden ersten Grundsatz zurückzukommen, so schreibt Ralph Caspers: "Verschwindenwird die Narbe nie so richtig, aber man gewöhnt sich an sie, sie ist zu einemTeil von einem selbst geworden." Ich glaube, das wissen Sie auch alles mehroder weniger selbst; so las es sich zumindest. Aber manchmal kann es ja auchguttun, das auch von anderen Menschen zu hören - selbst wenn es irgendwelcheFremden sind, die man gar nicht kennt.

Weil es auch immer wiederum Rituale und Erwartungen bzgl. Trauer ging, musste ich außerdem an dasTrauerkaleidoskop nach Chris Paul, einer renommierten deutschenTrauerbegleiterin, denken. Es soll einen Gegensatz bilden zu den klassischenStufenmodellen, nach denen Trauerprozesse angeblich immer in der gleichenReihenfolge ablaufen und eben irgendwann abgeschlossen sind. Stattdessenbesteht Chris Pauls Konzept aus sechs Facetten: Überleben, Gefühle, einordnen,sich anpassen (gemeint ist damit: an den neuen Alltag, nicht diegesellschaftlichen Erwartungen), Wirklichkeit und verbunden bleiben. Diesesind, wie in einem Kaleidoskop, immer alle irgendwie da, aber inunterschiedlich starker Ausprägung.

Die Facetten sindflexibel in ihrer Reihenfolge und sie können sich auch wiederholen. Es lohntsich meiner Meinung nach, die einzelnen Aspekte noch genauer anzugucken (hierzum Beispiel:https://trauerkaleidoskop.de/modell-trauerkaleidoskop-kaleidoskop-des-trauerns-chris-paul/),aber insbesondere an die Facette des Verbundenbleibens musste ich denken, alsSie z.B. von den Blumen auf der Straße schrieben oder wie Sie die Sprache IhrerMutter teilweise übernehmen. Wie eine Art Lebendighalten der Erinnerungen,sodass Sie Ihre Mutter dort noch für und bei sich haben. Ich zumindest fanddiese Erzählungen beim Lesen sehr schön und hoffe, dass Sie das ähnlich fühlen.

So, und jetzt bin ichauch endlich fertig - ich hoffe, Sie kannten das nicht alles schon längst,sodass es doch einen besserwisserischen Touch hatte… Auf jeden Fall auch nocheinmal vielen Dank dafür, dass Sie all das überhaupt mit der Welt geteilt haben,selbstverständlich ist das schließlich nicht. Und außerdem kann unsereGesellschaft noch jede Menge Enttabuisierung von Trauer gebrauchen, unteranderem durch Stimmen wie Ihre. - Charlie Brodersen

Heute istSonntagnachmittag. Ich sitze in unserem Haus auf dem Land am Küchentisch undstarre aus dem Fenster in die schnell dahinziehenden Wolken - vor einemunglaublichen Sonnenuntergang. Ich habe immer noch Tränen in meinen Augen -meine Wimperntusche ist regelrecht heruntergeheult. Ihr zweiseitiger Text überdas Trauern hat mich mit voller Wucht ergriffen. Zuerst habe ich mich gar nichtherangetraut. Ich hatte Angst davor gehabt, dass es wieder so einoberflächliches Gewäsch sein würde: "hach, stellen Sie sich nicht so an,das erlebt jeder".

Aber Ihr Foto, Ihreoffenen, vertrauensvoll blickenden Augen haben mir Mut gemacht und so habe ichdann doch ganz vorsichtig mit Ihren ersten Sätzen begonnen. Beim Lesen habe ichRotz und Wasser geheult! Mir sind die Tränen nur so heruntergelaufen! Sie sindmit Ihrem Empfinden nicht allein, mir geht es auch so! Mein Vater ist im April2018 gestorben und ich habe da den Anker in meinem Leben verloren. Ich habe dievolle Wucht von alledem erst verstanden, als es zu spät war! Jetzt haben wirNovember 2024 und ich bin mittlerweile 55.

Oft sitze ich einigeMinuten wie teilnahmslos da und begreife nicht, wie es sein kann, dass derWolkenhimmel so schön aussieht, dass die Blumen im Frühjahr wieder neu blühenund dass die Vögel zwitschern, dass die Welt es wagt sich einfach weiter zudrehen ... Ich dachte, meine ab und zu aufkommende Teilnahmslosigkeit wärennoch Nachfolgen von meinem Burnout (Sommer 2023). Ich habe mir selbst Vorwürfedeswegen gemacht - dass ich das immer noch nicht in den Griff gekriegt habe. Nein,das ist ist Trauer. Das weiß ich seit eben. Ich werde die Papierseiten aus derZEIT Nr.48 aufbewahren; für später. Ich danke Ihnen für Ihre ehrlichen Sätze.Ich danke Ihnen s e h r . Ich denke, wir beschließen jetzt beide, dass dieTrauer jetzt zu uns gehört, und nehmen sie mit uns mit - überall hin, wohin wirauch gehen. Das ist nämlich LIEBE. Kopf hoch! - Ilona Hermanns

Leserbriefezu "Da sind wir ja wieder" von Christine Lemke-Matwey

"Politik findet vorKameras statt. Zu verdanken ist das dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, allseinen Live-Schalten, Brennpunkten und Polit-Talks." Ich habe wenig vomöffentlich-rechtlichen Rundfunk. Der letzte Brennpunkt, den ich gesehen habe,kam aus London und enthielt die auf viele Minuten gestreckte brandaktuelleMeldung: Es gibt nichts Neues. Talkshows sind mir zu anstrengend undlangweilig. Langweilig, weil fast nur bereits Bekanntes gesagt wird,anstrengend weil es viel Mühe kostet oder für mich persönlich unmöglich ist,den ausgesprochen Unsinn vom Sinnvollen zu trennen. Ich habe nichts davon. Live-Schalten?Wozu soll das gut sein? Ich kann doch auch spazieren gehen, Musik machen oderhören, Lesen, mich mit Familie oder Freunden unterhalten.

Und wenn ich Zeit undLust habe, lese ich zusammengefasst, was passiert ist und überlege, wie weitmich das betrifft und was ich tun sollte oder muss. Meistens ist es für michnicht relevant oder ich kann nichts ändern. "Politik findet vor Kamerasstatt". Ja, stimmt - das läuft wirklich nicht gut. Politik wird nur nochfür den Augenblick gemacht. Ich sehe nie Nachrichten. Die letzteNachrichtensendung, an die ich mich erinnern kann, zeigte dieWasserstoffexplosion in Fukushima. Lineares Fernsehen gibt es bei uns nichtmehr seit DVB-T abgeschaltet wurde, und sich meine nur acht Jahre vorherangeschafften Elektrogeräte von jetzt auf gleich par ordre du mufti inElektroschrott verwandelt haben. Seitdem nehme ich das nicht mehr so ernst,wenn in den öffentlichen-rechtlichen Radiosendern Natur-, Ressourcen- undKlimaschutz propagiert wird.

Letztens hatte ich eineSupportanfrage beim WDR, weil ich ein Problem mit dem Internetradio hatte.Wörtliche Antwort: "Kaufen Sie sich neue Geräte." (Ressourcenschutz?- Ach was soll's?) Meinen Hinweis, dass die Probleme ausschließlich bei neuenGeräten auftreten, wurde mit den Worten gekontert: "Kaufen Sie sich neueGeräte." So viel dazu. Unbezahlbar als Unterhaltungsprogramm finde ich,leider fehl am Platz.

Dieöffentlichen-rechtlichen Radiosender waren während der Corona-Kriseunerträglich. Es wurde immer nur das Gleiche wiederholt, obwohl und weil sichnichts verändert hatte. Meine Frau und ich hatten uns angewöhnt sofortabzuschalten oder umzuschalten, wenn das das Wort "Corona" fällt. Dasdauerte meistens nur Sekunden. Ich höre Radio (oft WDR5, DLF, WDR3, DLF-Kultur)lese Zeitung und Bücher und schaue mir Vorträge und Vorlesungen von Fachleuten(keine selbsternannten) und Professoren/Dozenten auf Youtube an.

Meine Lieblingsmusiksuche ich selbst über Youtube und finde immer wieder Perlen, die imöffentlich-rechtlichen Rundfunk (fast) niemals vorkommen (zum Beispiel WagakkiBand aus Japan, Khruangbin aus Texas, Lor aus Polen). Gute Radiosendungen, dieich mag, werden oft abgesetzt. Unvergesslich bleibt für mich Hallo Ü-Wagen, derdurch banale Langeweile ersetzt wurde. Die Musiksendung Spirits habe ich auchgeschätzt. Warum also sollte man nicht besser über Kürzungen der Beiträgenachdenken? Damit wiedermehr überlegt werden muss, wofür es sich lohnt Geldauszugeben. - Christian Fahn

Sicher sollte es heißen:"Vielleicht denken S (!)ie noch einmal darüber nach, ob es nicht doch zumutbarwäre, auf eine Banane im Monat zu verzichten." Meine Meinung: Es gibt keineernstzunehmenden Argumente gegen den ÖRR. Aber ein Loblied? Auf dieProgramminhalte? Z.T. computergesteuerte Dauerberieselung? Wiederholungen trotzMediathek und zeitversetzter Möglichkeit? Auf die Orga? Z.B. Verwaltungs-,Infrastrukturen, dezentrale IT-Abteilungen, parallel arbeitendeKorrespondenten. Auf die Gehälter der oberen Etage? Z.B. bis 427.000€? Auf dieZahl der Rundfunkprogramme? Z.Zt. 60? Auf die Zahl der TV Programme? Z.Zt. 20?Und, und und … Die geplante Kosmetik ist wenig überzeugend und gefährdet dieAkzeptanz der wichtigen Info-Instanz. - Uwe-Carsten Edeler

Frau Lemke-Matweyplädiert sehr ausschweifend für eine Beitragserhöhung. Aber eine grundlegendeReform ist dringend notwendig, die nicht erkennbar ist. Das System ist nichtnur krank, sondern auch inzwischen ein intransparentes bürokratisches Gebilde.Es wird von Instrumenten gesprochen, um sich selbst zu reformieren. Das istdoch naiv! Wer verzichtet auf eine Position oder auf eine Gehaltserhöhung?Gerade das Vergütungsniveau ist bei den Sendern deutlich zu hoch und über demdes öffentlichen Dienstes. Die Reform muss von außen kommen! Und derBeitragszahler muss in den Prozess einbezogen werden. Die Grundfrage lautet,die zuerst zu klären ist, warum brauchen wir für die Grundversorgung rd. 20 TV-und über 70 Radiosender? mit vergleichbaren Verwaltungsabläufen? Wir erlebenfast tgl. in der Wirtschaft Fusionen, warum nicht auch hier? Außerdem fehlenwirksame interne und externe Kontrollorgane, die auch ihren Namen verdienen. DerBeitragszahler erwartet endlich spürbare Reformen und nicht nur unbegründete Rufeder Intendanten nach Beitragserhöhungen. - D. Möhring

Leserbriefezu "Für mich gilt: bleiben und sich der Lage stellen". Gespräch mit RichardFord geführt von Peter Kümmel

In dem Interviewbehauptet Peter Kümmel, Bill Clinton habe 2000 "die politische Bühneverlassen müssen", weil ihm sein Sexualleben zum Verhängnis geworden sei. Dasstimmt nicht: Bill Clinton musste abtreten, weil er bereits zweiPräsidentschafts-Perioden hinter sich hatte - und mehr geht nicht nach derUS-Verfassung. Immerhin hatte er den größten Haushaltsüberschuss derUS-Geschichte erwirtschaftet! - Dr. Wilhelm Otto Deutsch

Die Zeit Ausgabe liegtschon etwas zurück, war aber so provozierend, dass ich unbedingt meine Meinungdazu äußern will. Alter weißer Mann, Richard Ford, mobbt oder basht, wie manwill, die für die Präsidentschaft der USA bestqualifizierte Kandidatin derletzten 20 Jahr, Kamala Harris. Seine Behauptungen: "Von einem Schlagabtauschmit Trump, der keinen Respekt vor ihr oder der Wahrheit hat, ist sieüberfordert." Das Gegenteil ist der Fall. Kamala Harris hat ihn in allenPunkten geschlagen.

Weitere falscheBehauptung. "Sie ist auch keine besonders gute Rednerin, ihre Stimmetendiert zum Weinerlichen, und sie hat die race card nicht genuggespielt." Das ist infam - Kamala Harris ist eine begnadete Rednerin,sowohl was ihr Aussehen, ihr Stil und ihr auf den Punkt gebrachten Aussagen.Und ihr gewinnendes Lächeln! Kann sich ein alter weißer Mann eine Scheibe davonabschneiden! Ich vermute, dass der alte weiße Mann Richard Ford großeVorurteile gegen Frauen und vor allen Dingen, schwarze Frauen hegt. Es wäreschön gewesen, wenn Sie Herr Kümmel, seine Behauptungen widerlegt hätten. Abervielleicht sind auch sie ein alter schwarzer Mann mit Komplexen. - Monika Utermann

Mich überrascht folgenderSatz: "Damals hatte Bill Clinton gerade die politische Bühne verlassenmüssen, sein Sexualleben - Stichwort Monica Lewinsky - war ihm zum Verhängnisgeworden." Bill Clinton war volle acht Jahre Präsident der USA, sein Sexuallebenist ihm nicht zum Verhängnis geworden. Nach seiner Präsidentschaft war BillClinton immer noch sehr beliebt und angesehen in den USA und ein gefragterRedner und Autor. Hätte Al Gore im Jahr 2000 Bill Clintons Angebot, sich fürihn im Wahlkampf zu engagieren, angenommen, wäre Al Gore vielleicht ClintonsNachfolger als Präsident der USA geworden. Was also möchten Sie mit dem Satzsagen? - Dr.Ulrich Willmes

Leserbriefezu "Aber du bist doch Latina!" von Amrai Coen

Für die Grafiken auf S8in Zeit No 48 zu Trumps Wählern hätte es bei meinen Dozenten etlichePunktabzüge gegeben. Bei den beiden linken Balkendiagrammen fehlt dieBeschriftung der Y-Achse. Vermutlich Millionen oder Prozent? Bei der ganzrechts (Einschätzung der wirtschaftlichen Lage ) ist die Summe der Prozentegrößer als 100. Waren da wirklich Mehrfachnennungen möglich? - Wolfram Leonhardt

Vielen herzlichen Dankfür Ihren Artikel "Aber du bist doch Latina" vom 14. November 2024.Wir wählen doch ähnlich wie die Latainamerikaner*innen in den USA. Wir wollendas Klima für unsere (Enkel-)Kinder schützen, aber wählen trotzdem Parteien,die den Klimaschutz vernachlässigen. So steuern wir geradewegs auf dieKlimakatastrophe zu. So wie die Menschen in den USA so wollen auch wir unsnicht vorschreiben lassen was wir zu tun hätten: "Eigentlich müssten wirviel mehr für den Klimaschutz tun, aber wir wollen (noch?) nicht aufhören inSUVs zu fahren und noch öfter in den Urlaub zu fliegen bzw. Kreuzfahrten zumachen!" Deshalb wollen wir genauso wenig das Klima schützen bzw. eineeffektive Klimapolitik.

Hoffen wir nicht alle,dass uns "Etwas" aus unserer Verantwortung für die Klimakatastropheentlässt, so wie es die rechten Populisten tun? Spiegeln die bald gewähltenPolitiker*innen nicht diese unwirkliche Wirklichkeit der Gesellschaft bzw. derMedien wider? Denn gerade die in allen Medien inserierenden PR-Fabrikenverschärfen einen Spagat, gegen den keine Demokratie der Welt je eineerfolgreiche Politik machen kann: "Wir wollen das Klima schützen, aber wirwollen auch immer mehr Konsum!" Sehen Sie doch bitte nur mal in Ihr ZEITMAGAZIN No. 48 "die Erde ist eine Scheibe" vom 14.11.2024 und IhrVerlagsangebot ZEIT REISEN 2025!

P.S. ZEIT MAGAZIN No. 48"die Erde ist eine Scheibe" vom 14.11.2024: Auf dem Cover eineScheibe Brot im Globusständer und drunter der Spruch: "Die Erde ist eineScheibe". Wie witzig wollen Sie sein? Gerade findet die COP 29 in Baku statt.Die Weltdurchschnittstemperatur ist bereits auf über 1,5 Grad angestiegen undwenn es so weiter geht, wird es sehr sehr knapp für die Erdbevölkerung. Nur werso wenig auf die Wissenschaft gibt und z.B. denkt, dass die Erde eine Scheibeist, kann so ein Heft machen:

1. Der Artikel"Unser täglich Brot" auf Seite 20 suggeriert Rezept für Rezepttierische Produkte als Brotbelag. Dabei ist ein schneller Umstieg auf einevegane Ernährung erforderlich, um den weiteren Raubbau an tropischenRegenwäldern und ein Aufheizen des Klimas durch den Ausstoß von Methan vonPaarhufern (Kühen) zu verhindern! 2. Der Artikel "Cheeese!" auf Seite44 könnte der Interessenverband Milchwirtschaft nicht besser machen! Er regtdazu an, noch mehr Käse zu essen und somit den Ernst der Klimakatastrophe weitvon sich zu schieben.

Mit so einem"klima-feindlichen" Heft, ermuntern Sie Ihre Leser*innen dieKlimakatastrophe als unwesentlich, oder Fake-News und als etwas zu betrachten,das von Ihnen keinerlei Lebensumstellung erfordert. "Unser täglichBrot" referiert nach dem biblischen Gebot "sich die Erde untertan zumachen". Der lockere Spruch "Die Erde ist eine Scheibe"suggeriert, dass Sie sehr wohl wissenschaftlich und auf der Höhe der Zeitwären. Dabei ist das Gegenteil der Fall, denn der exorbitant hohe Konsum antierischen Produkten bei uns beschleunigt enorm die Klimakatastrophe:

0,084 Mrd. Menschen inDeutschland verbrauchen 6,694 Mrd. kg Fleisch pro Jahr. 1,450 Mrd. Menschen inIndien verbrauchen 6,587 Mrd. kg Fleisch pro Jahr. Die Bewohner*innen derBundesrepublik stellen 1,4% der Weltbevölkerung. Sie verbrauchen aber einen größerenFleischberg wie die 17,8% in Indien? https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_und_Territorien_nach_Einwohnerzahlhttps://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Fleischkonsum_pro_Kopf

3. Ähnlichwirklichkeitsfremd ist die Reklame auf Seite 6/7 von RANGE ROVER SPORT, dennauch sie beschleunigt unverhältnismäßig den Raubbau an wichtigen Rohstoffen undden Energieverbrauch. Geradezu perfide bedient sie unzeitgemäße Denkmuster: Ausder Verhaltensbiologie wissen wir, dass männliche Dominanz auf Frauen anziehendwirkt, und dass unsere Handlungen/Entscheidungen viel eher durch Emotionen alsdurch unsere "Ratio" getroffen werden. Robert Sapolski, sehen Siebitte das beigefügte Interview, beschreibt das und Daniel Kahnemann hat für dieEntdeckung dieses, auch in seinem SPIEGEL BESTSELLER "Schnelles Denken,langsames Denken" beschriebenen, Effekt den Nobelpreis für Wirtschaftbekommen.

Daher kommt die Reklamevon Range Rover ohne Worte aus: Der sehr maskuline, bärtige Mann posiert wieein antiker Held lässig vor einem königlichen Palast. Von oben herab tätschelter eine löwenähnliche Dogge, so dass er wie der ultimative Bezwinger des Königsder Tiere und damit wie derjenige erscheint, der über sämtliche Natur herrscht.Die Range Rover Reklame hebt den männlich dominanten Mann auf den Thron derSchöpfung. Der königsblaue Range Rover SPORT ist sein entsprechendeskönigliches Gefährt. BMW hebt ganz ähnlich in DIE ZEIT vom 24. Oktober 2024 aufSeite 5 neben einer "abdankenden" umwelt- und sozial-bewegten RicardaLang, triumphierend "THE 7" auf den Granit/Asphalt-Thron! Gehörennicht schon längst viel mehr Moore und Bäume auf unseren emotionalen Thron?

4. Ebenso die Reklame fürKreuzfahrten auf Seite 13. Gerade der Luxustourismus trägt immer massiver zurKlimakatastrophe und globaler Ungerechtigkeit bei. Wussten Sie, dass eineeinzelne Person bei einer Kreuzfahrt so viel fossile Energie verbraucht, wie 10mal in den Tank eines SUV passt? Beim Hin- und Rückflug wirkt das aber durchdie Verbrennung in der großen Flughöhe dreimal klimaschädlicher! Also in etwagenauso schädlich wie wenn Sie 30 mal ein SUV tanken oder ein ungedämmtesMehrfamilienhaus ein Jahr lang mit Heizöl heizen! Reisen Sie zu zweit oder zudritt, dann müssen Sie 60 bzw. 90 mal tanken oder einen ganzen Wohnblockheizen, denn der Klimaschaden verdoppelt oder verdreifacht sich dann! WusstenSie das und haben Sie sich trotzdem dazu entschieden Werbung für solcheKreuzfahrt-Flüge zu machen?

Leider haben Sie auchversäumt, darauf hinzuweisen, dass diese Flüge inklusive der anschließendenKreuzfahrt, die sich nur eher reiche Menschen leisten, ein tollesSteuersparmodell sind. Denn wer 30 mal tankt, der zahlt ca.€ 1.800,- anSteuern, wer genauso viel Heizöl verbraucht, immerhin noch ca. € 600! Wer insAusland fliegt, zahlt nur eine einmalige Luftverkehrsabgabehttps://de.wikipedia.org/wiki/Luftverkehrabgabe von €15,53 - € 70,83.

Sonst zahlen sie nichtsim Bezug auf ihren fossilen Kerosinverbrauch! Kreuzfahrt-Flugpassagiere zahlenalso nur € 71,- an "Energie-, Umwelt- und CO2-Steuer", ja nichteinmal Mehrwertsteuer auf das Flugticket! Wer ins Ausland fliegt, bekommt alsovom Staat € 1.729 ,- bzw. € 529,- dazu geschenkt! Reisen Sie zu zweit oder zudritt, bekommen Sie € 3.458,- und € 5.187,- bzw. € 1.058 und € 1.587 geschenkt!Dieses Geld holt sich der Staat dann bei all jenen wieder zurück, die tankenoder sich keine Wärmepumpe, bzw. keinen solchen Urlaub leisten können!

Sie müssen alsounbedingt, falls Sie wieder Reklame für Kreuzfahrt-Flugreisen machen, ihreLeser*innen darüber informieren, dass für einen solchen Flug weniger Energie-,Umwelt-, CO2- und Mehrwertsteuer anfällt, als wenn sie ihr Auto auf dem Weg zumFlughafen volltanken! Mit so einem Wissen steigt man doch viel fröhlicher insFlugzeug, diese Urlaubsvorfreude dürfen Sie doch Ihren Leser*innen nichtvorenthalten! Sonst bleibt ja Ihre journalistische Ehrlichkeit und Ihr VorsatzIhren Leser*innen zu dienen, indem Sie immer unvoreingenommen über allesWissenswerte informieren, auf der Strecke!

Aber wahrscheinlichkommen Sie nicht dazu, denn das nächste Heft mit einem Fleisch-, Urlaub-,Uhren-, Mode- oder Design-Thema steht schon vor der Türe. Sie werdenwahrscheinlich nicht aufhören, ganz im Sinne von Edward Bernays, dem Erfinderder modernen PR "Propaganda" für klimaschädliche Sachen zu machen.Werden Sie es jemals schaffen, ein "klimaneutrales" Heft zu machen,so wie es ab 2045 gefordert wird? Stimmt's, das ist alles Illusion und geht garnicht?!

Sorry, aber wenn dannIhre Leitartikler*innen Krokodilstränen weinen, weil wieder alle Klimazielegerissen und Populisten noch mehr Stimmen gewonnen haben, tun Sie mir nichtleid, dann hätten Sie als Redaktion endlich auch mal genauso viel Farbe fürsKlima bekennen müssen wie Sie es in Text und Bild andauernd für denklimaschädlichen Luxus-Konsum tun! P.P.S. Ich bin Flugkapitän bei einer großenEuropäischen Airline, aber dass gerade DIE ZEIT Kreuzfahrten und äußerst klimaschädlicheFlugreisen anbietet, bzw. noch immer dafür Werbung in redaktionellen Textenmacht finde ich äußerst unzeitgemäß und an der Wirklichkeit vorbei.

P.P.P.S. Ohne es zuwollen, oder gerade um es zu wollen(?), entsteht durch Ihre Medienarbeit einEindruck, der den Tatsachen widerspricht! Schon die Tabaklobby wusste, wiewichtig die Tabakreklame in den Politik- und Wirtschaftsseiten der führendenPublikationen war, um möglichst lange einen wirksamen Nichtraucherschutz, alsoRauchverbote, zu sabotieren. Bewusst(?) oder unbewusst, geschieht das Gleichejetzt wieder. So wie sich damals niemand dem "Mitrauchen" entziehenkonnte, so kann sich jetzt niemand der globalen Klimakatastrophe entziehen. Sowie damals alle PR-Agenturen genau wussten, was sie taten, so wissen sie esauch heute.

In einigen Jahren werdenuns unsere Kinder fragen: "Wieso habt ihr damals noch SUVs gekauft undFlugreisen nach Australien unternommen?" Werden wir dann antworten:"DER SPIEGEL, DIE ZEIT und die SZ haben es uns empfohlen und weil sie esuns empfohlen haben, dachte wir das es noch kann!" Bitte setzen Sie sichdafür ein, dass diese klimaschädliche Werbung, ähnlich wie die Tabakwerbung,bald verschwindet. Unsere Kinder haben es verdient! Solange Sie es nichteinfordern, so lange werden es Ihre Leser*innen nicht einfordern und so langefindet dies niemals eine Mehrheit in den Parlamenten! - Klaus Siersch

Leserbriefezu "Ich habe geweint" von Christoph Amend

"Wer dieFreundschaft aus dem Leben verbannt, entfernt aus der Welt die Sonne",dieses Zitat stammt vom römischen Redner und Staatsmann Marcus Tullius Cicero(106 - 43 vor Chr.) Die erste Single-Platte von Paul Simon (*1941) und ArtGarfunkel (*1941), bekannt als "Simon & Garfunkel" hieß "HeySchoolgirl" aus dem Jahr 1957. "Auseinandergelebt" haben sichdie beiden irgendwie und -wo, im Jahr 1970; genau in dem Jahr, wo sie ihrMega-Album "Bridge over troubled water" veröffentlicht haben, mit denHit-Singles "The Boxer", "Bridge over troubled water","Cecilia" und "El Condor Pasa (If I could)"; das mit 25Millionen verkaufter Exemplare, zum absoluten Mega-Erfolg der beiden gewordenist.

Wie es halt im Leben sokommt, so ist es im Leben von Paul Simon und von Art Garfunkel gekommen,plötzlich hat man sich nichts mehr zu sagen und aus ist die Maus! Jetzt habensich die beiden älteren Herren endlich, nach sehr, sehr langer Zeit wiederversöhnen und umarmen können! Wie sangen beide einst in ihrem Hit "I ama rock" aus dem Jahr 1966: "I have no need of friendship, friendshipcauses pain. It´s laughter and it´sloving I disdain." auf gut deutsch: "Ich brauche keine Freundschaft,Freundschaft verursacht Schmerz. Es ist Lachen und es ist Liebe, die ichverachte." Diese Zeilen stammen aus der Feder von Paul Simon; vielleichthatte er damals schon eine kleine Vorahnung, wie alles, so kommen könnte undschließlich auch gekommen ist. - Klaus P. Jaworek

Ihr Beitrag über Simon& Garfunkel "Ich habe geweint" ist tatsächlich zum Weinen. Selbst wenn einRotstift die Anzahl der möglichen Zeilen reduziert haben mag - Sie erwecken denEindruck, dass die beiden sich seit 1970 aus den Augen verloren hätten und sicherst jetzt wieder versöhnt haben. Sie sind vielleicht zu jung, um sich an daslegendäre Konzert des Duos im Central Park 1981 zu erinnern aber dieBeleidigung, in der Art seinen Freund Simon als Idioten bezeichnete, das war2015 nach vielen Begegnungen und gemeinsamen Auftritten der beiden über all dieJahre. Mein Kommentar wird nicht der Einzige zu diesem Thema sein. Ihreirreführende Darstellung hat natürlich den Charme einer guten Story, liegendoch so 54 Jahre zwischen Trennung und Versöhnung aber wäre sie wirklichweniger gut, wenn man diese etwas weniger angreifbar geschildert hätte? - Robert Schneider

Leserbriefezu "Israel allein" von Maxim Biller

Maxim Biller macht eseinem nie leicht, ihm zu folgen. Unerheblich davon, ob er recht hat. Was er invorliegendem Falle wieder einmal hat. Zunächst stolpert man zwar über dieBemerkung, dass "viele kluge Menschen des freien Westens und unfreien Südensein historisches Ereignis völlig falsch interpretieren". Kluge Menschen?Viele gar? Wie das? Können kluge Menschen kollektiv irren? Tausende gar? Nachder Lektüre seiner Kolumne - und der Auflösung des Rätsels - stellt man dannallerdings fest: ja. Biller legt gnadenlos bloß, wie doppelbödig die Moral auchunter Literaten ist. Das 1. Buch Sally Rooneys trug den Titel "MitFreunden reden". Weiter kann eine Schriftstellerin sich nicht vom eigenenWerk entfernen. Aber mit Annie Ernaux befindet sie sich ja in besterGesellschaft - vielleicht wird sie ja auch einmal Nobelpreisträgerin. Sie wirdniemand boykottieren: sie ist nicht Teil der jüdischen Community. - Hans-Dieter Schabram

Wenn Sie mit IhrerKolumne zumindest bei mir etwas erreichen, dann ist es dieses: ungläubigesKopfschütteln über Ihre Chuzpe, anderen vorgaukeln zu wollen, Israel und"das Judentum und dessen Kultur" seien ein und dasselbe. Sind sienämlich nicht. Heute weniger denn je. - Björn Luley

Leserbriefezu "Gegen die Ohnmacht" von Anne Backhaus

Unsere Zweifel werdenlauter: "Eigentlich müssten wir viel mehr für den Klimaschutz tun, aberwir wollen (noch?) nicht aufhören in SUVs zu fahren und noch öfter in denUrlaub zu fliegen bzw. Kreuzfahrten zu machen!" Hoffen wir nicht alle,dass uns "Etwas" aus unserer Verantwortung für die Klimakatastropheentlässt, so wie es die rechten Populisten tun? Und wenn es nur Seegraswiesensind?

Spiegeln die gewähltenPolitiker*innen nicht genau die unwirkliche Wirklichkeit unserer Gesellschaftbzw. unserer Medien wider? Verschärfen die in allen Medien inserierendenPR-Fabriken einen Spagat, gegen den keine Demokratie der Welt je eineerfolgreiche Klimapolitik machen kann: "Wir wollen das Klima schützen,aber wir wollen auch immer mehr klimaschädlichen Konsum!" Sehen Sie dochbitte nur mal in Ihr ZEIT MAGAZIN No. 48 "die Erde ist eine Scheibe"vom 14.11.2024 und Ihr Verlagsangebot ZEIT REISEN 2025!

P.S. ZEIT MAGAZIN No. 48"die Erde ist eine Scheibe" vom 14.11.2024: Auf dem Cover eineScheibe Brot im Globusständer und drunter der Spruch: "Die Erde ist eineScheibe". Wie witzig wollen Sie sein? Gerade findet die COP 29 in Baku statt.Die Weltdurchschnittstemperatur ist bereits auf über 1,5 Grad angestiegen undwenn es so weiter geht, wird es sehr sehr knapp für die Erdbevölkerung. Nur werso wenig auf die Wissenschaft gibt und z.B. denkt, dass die Erde eine Scheibeist, kann so ein Heft machen:

1. Der Artikel"Unser täglich Brot" auf Seite 20 suggeriert Rezept für Rezepttierische Produkte als Brotbelag. Dabei ist ein schneller Umstieg auf einevegane Ernährung erforderlich, um den weiteren Raubbau an tropischenRegenwäldern und ein Aufheizen des Klimas durch den Ausstoß von Methan vonPaarhufern (Kühen) zu verhindern! 2. Der Artikel "Cheeese!" auf Seite44 könnte der Interessenverband Milchwirtschaft nicht besser machen! Er regtdazu an, noch mehr Käse zu essen und somit den Ernst der Klimakatastrophe weitvon sich zu schieben.

Mit so einem"klima-feindlichen" Heft, ermuntern Sie Ihre Leser*innen dieKlimakatastrophe als unwesentlich, oder Fake-News und als etwas zu betrachten,das von Ihnen keinerlei Lebensumstellung erfordert. "Unser täglichBrot" referiert nach dem biblischen Gebot "sich die Erde untertan zumachen". Der lockere Spruch "Die Erde ist eine Scheibe"suggeriert, dass Sie sehr wohl wissenschaftlich und auf der Höhe der Zeitwären. Dabei ist das Gegenteil der Fall, denn der exorbitant hohe Konsum antierischen Produkten bei uns beschleunigt enorm die Klimakatastrophe:

0,084 Mrd. Menschen inDeutschland verbrauchen 6,694 Mrd. kg Fleisch pro Jahr. 1,450 Mrd. Menschen inIndien verbrauchen 6,587 Mrd. kg Fleisch pro Jahr. Die Bewohner*innen derBundesrepublik stellen 1,4% der Weltbevölkerung. Sie verbrauchen aber einen größerenFleischberg wie die 17,8% in Indien?https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_und_Territorien_nach_Einwohnerzahlhttps://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Fleischkonsum_pro_Kopf

3. Ähnlichwirklichkeitsfremd ist die Reklame auf Seite 6/7 von RANGE ROVER SPORT, dennauch sie beschleunigt unverhältnismäßig den Raubbau an wichtigen Rohstoffen undden Energieverbrauch. Geradezu perfide bedient sie unzeitgemäße Denkmuster: Ausder Verhaltensbiologie wissen wir, dass männliche Dominanz auf Frauen anziehendwirkt, und dass unsere Handlungen/Entscheidungen viel eher durch Emotionen alsdurch unsere "Ratio" getroffen werden. Robert Sapolski, sehen Siebitte das beigefügte Interview, beschreibt das und Daniel Kahnemann hat für dieEntdeckung dieses, auch in seinem SPIEGEL BESTSELLER "Schnelles Denken,langsames Denken" beschriebenen, Effekt den Nobelpreis für Wirtschaftbekommen.

Daher kommt die Reklamevon Range Rover ohne Worte aus: Der sehr maskuline, bärtige Mann posiert wieein antiker Held lässig vor einem königlichen Palast. Von oben herab tätschelter eine löwenähnliche Dogge, so dass er wie der ultimative Bezwinger des Königsder Tiere und damit wie derjenige erscheint, der über sämtliche Natur herrscht.Die Range Rover Reklame hebt den männlich dominanten Mann auf den Thron derSchöpfung. Der königsblaue Range Rover SPORT ist sein entsprechendeskönigliches Gefährt. BMW hebt ganz ähnlich in DIE ZEIT vom 24. Oktober 2024 aufSeite 5 neben einer "abdankenden" umwelt- und sozial-bewegten RicardaLang, triumphierend "THE 7" auf den Granit/Asphalt-Thron! Gehörennicht schon längst viel mehr Moore und Bäume auf unseren emotionalen Thron?

4. Ebenso die Reklame fürKreuzfahrten auf Seite 13. Gerade der Luxustourismus trägt immer massiver zurKlimakatastrophe und globaler Ungerechtigkeit bei. Wussten Sie, dass eineeinzelne Person bei einer Kreuzfahrt so viel fossile Energie verbraucht, wie 10mal in den Tank eines SUV passt? Beim Hin- und Rückflug wirkt das aber durchdie Verbrennung in der großen Flughöhe dreimal klimaschädlicher! Also in etwagenauso schädlich wie wenn Sie 30 mal ein SUV tanken oder ein ungedämmtesMehrfamilienhaus ein Jahr lang mit Heizöl heizen! Reisen Sie zu zweit oder zudritt, dann müssen Sie 60 bzw. 90 mal tanken oder einen ganzen Wohnblockheizen, denn der Klimaschaden verdoppelt oder verdreifacht sich dann! WusstenSie das und haben Sie sich trotzdem dazu entschieden Werbung für solcheKreuzfahrt-Flüge zu machen?

Leider haben Sie auchversäumt, darauf hinzuweisen, dass diese Flüge inklusive der anschließendenKreuzfahrt, die sich nur eher reiche Menschen leisten, ein tollesSteuersparmodell sind. Denn wer 30 mal tankt, der zahlt ca.€ 1.800,- anSteuern, wer genauso viel Heizöl verbraucht, immerhin noch ca. € 600! Wer insAusland fliegt, zahlt nur eine einmalige Luftverkehrsabgabehttps://de.wikipedia.org/wiki/Luftverkehrabgabe von €15,53 - € 70,83. Sonstzahlen sie nichts im Bezug auf ihren fossilen Kerosinverbrauch!

Kreuzfahrt-Flugpassagierezahlen also nur € 71,- an "Energie-, Umwelt- und CO2-Steuer", janicht einmal Mehrwertsteuer auf das Flugticket! Wer ins Ausland fliegt, bekommtalso vom Staat € 1.729 ,- bzw. € 529,- dazu geschenkt! Reisen Sie zu zweit oderzu dritt, bekommen Sie € 3.458,- und € 5.187,- bzw. € 1.058 und € 1.587geschenkt! Dieses Geld holt sich der Staat dann bei all jenen wieder zurück,die tanken oder sich keine Wärmepumpe, bzw. keinen solchen Urlaub leistenkönnen!

Sie müssen alsounbedingt, falls Sie wieder Reklame für Kreuzfahrt-Flugreisen machen, ihreLeser*innen darüber informieren, dass für einen solchen Flug weniger Energie-,Umwelt-, CO2- und Mehrwertsteuer anfällt, als wenn sie ihr Auto auf dem Weg zumFlughafen volltanken! Mit so einem Wissen steigt man doch viel fröhlicher insFlugzeug, diese Urlaubsvorfreude dürfen Sie doch Ihren Leser*innen nichtvorenthalten! Sonst bleibt ja Ihre journalistische Ehrlichkeit und Ihr VorsatzIhren Leser*innen zu dienen, indem Sie immer unvoreingenommen über allesWissenswerte informieren, auf der Strecke!

Aber wahrscheinlichkommen Sie nicht dazu, denn das nächste Heft mit einem Fleisch-, Urlaub-,Uhren-, Mode- oder Design-Thema steht schon vor der Türe. Sie werdenwahrscheinlich nicht aufhören, ganz im Sinne von Edward Bernays, dem Erfinderder modernen PR "Propaganda" für klimaschädliche Sachen zu machen.Werden Sie es jemals schaffen, ein "klimaneutrales" Heft zu machen,so wie es ab 2045 gefordert wird? Stimmt's, das ist alles Illusion und geht garnicht?!

Sorry, aber wenn dannIhre Leitartikler*innen Krokodilstränen weinen, weil wieder alle Klimazielegerissen und Populisten noch mehr Stimmen gewonnen haben, tun Sie mir nichtleid, dann hätten Sie als Redaktion endlich auch mal genauso viel Farbe fürsKlima bekennen müssen wie Sie es in Text und Bild andauernd für denklimaschädlichen Luxus-Konsum tun! P.P.S. Ich bin Flugkapitän bei einer großenEuropäischen Airline, aber dass gerade DIE ZEIT Kreuzfahrten und äußerst klimaschädlicheFlugreisen anbietet, bzw. noch immer dafür Werbung in redaktionellen Textenmacht finde ich äußerst unzeitgemäß und an der Wirklichkeit vorbei.

P.P.P.S. Ohne es zuwollen, oder gerade um es zu wollen(?), entsteht durch Ihre Medienarbeit einEindruck, der den Tatsachen widerspricht! Schon die Tabaklobby wusste, wiewichtig die Tabakreklame in den Politik- und Wirtschaftsseiten der führendenPublikationen war, um möglichst lange einen wirksamen Nichtraucherschutz, alsoRauchverbote, zu sabotieren. Bewusst(?) oder unbewusst, geschieht das Gleichejetzt wieder. So wie sich damals niemand dem "Mitrauchen" entziehenkonnte, so kann sich jetzt niemand der globalen Klimakatastrophe entziehen. Sowie damals alle PR-Agenturen genau wussten, was sie taten, so wissen sie esauch heute.

In einigen Jahren werdenuns unsere Kinder fragen: "Wieso habt ihr damals noch SUVs gekauft undFlugreisen nach Australien unternommen?" Werden wir dann antworten:"DER SPIEGEL, DIE ZEIT und die SZ haben es uns empfohlen und weil sie esuns empfohlen haben, dachte wir das es noch kann!" Bitte setzen Sie sichdafür ein, dass diese klimaschädliche Werbung, ähnlich wie die Tabakwerbung,bald verschwindet. Unsere Kinder haben es verdient! Solange Sie es nichteinfordern, so lange werden es Ihre Leser*innen nicht einfordern und so langefindet dies niemals eine Mehrheit in den Parlamenten! - Klaus Siersch

Es ist sehr bedauerlich,dass Sie über ein solches Projekt berichten, das sicher in seinem Engagementseinesgleichen sucht, und nirgendwo eine Spendenadresse angeben. - Katrin Asmussen

Leserbriefezu "Der Thronfolger und seine Milliardäre" von Heike Buchter

Einst war derRechtsanwalt, Politiker und Autor J.D. (James David) Vance, derDonald-Trump-Gegner schlechthin. Nun soll er unter Donald Trump, derUS-Vizepräsident werden. Wurde nun hier aus dem "Paulus" Vance ein"Saulus" Vance oder umgekehrt? Warten wir doch erstmals ab, was da soalles auf die Staaten zukommen könnte? Nach der Wahl dürfte es in den Staatennur, um die USA gehen; "America first", eben. In den Staaten dürftees jetzt nicht um Deutschland oder um die EU oder um sonst irgendjemandengehen, was immer sich auch diese Länder der Welt, sich da im Augenblick sozusammenreimen mögen! Im Januar 2025 und danach werden wir mehr wissen, wasdas, für die übrigen Länder der Welt bedeuten könnte. Wir müssen uns da(leider) noch etwas gedulden. - Klaus P. Jaworek

Das Narrativ, das FrauBuchter erzeugt, entspricht der gewohnten Interpretation weiter Teile desdeutschen Journalismus: Ein junger, talentierter Mann, gerät in die Fänge desunheilvollen, radikalkapitalistischen, Investoren-Klüngel. Hier werden gleichzwei wichtige Faktoren ignoriert, zunächst der etwas weniger wichtige: 1. Esgibt ausreichen Beispiele für ähnliche persönliche Geschichten auf derlinks-demokratischen Seite in den USA, z.B. Bill Gates und Mark Zuckerberg. 2.Dass ein Mann wie JD Vance, der den Niedergang der industriellen Regionen unddie dort grassierende Armut am eigenen Leibe erlebt, nicht gleichzeitig voneinem ehrlichen Willen beseelt sein kann, durch Innovationen neuen Schwung inein Land zu bringen, scheint das Vorstellungsvermögen von Frau Buchter zuübersteigen - oder es wird vermutet, dass die Leserschaft keine positiveInterpretation von JD Vance lesen will, da bereits eine intellektuelleSchublade für ihn reserviert ist.

Es kann also nur eineErklärung geben: Ein traumatisierter Mann kommt zufällig zu Geld, wechseltdurch üblen Einfluss auf die "böse Seite der Macht", um nun das Spieldes Finanzkapitalismus fortzuführen. Die Tatsache, dass Herr Vance in Startupsinvestiert (also kleine Unternehmen mit sehr engagierten Gründern und Teams),was ein extrem hohes Risiko des kompletten Kapitalverlustes bedeutet, anstattmit seinen Buchtantiemen das Leben eines Playboys zu führen und das Geld zuverprassen, spricht gegen die einseitige, simplistische und unempathischeInterpretation von Frau Buchter.

Aber das von Frau Buchtergezeichnete Narrativ passt sicher besser in das von Misstrauen geprägteErklärungsmuster welches in Deutschland bzgl. Innovation, Startups undInvestoren wie Thiel, Musk etc. vorherrscht - obwohl diese (bei allerberechtigten Kritik und auch negativen Paralleleffekten) den technischenFortschritt maßgeblich mitgestalten. Schade - eine differenziertere Darstellungwäre interessanter gewesen (und sicher auch näher an der Wahrheit).

Nachtrag: Frau Buchterversäumt leider festzustellen, dass der DEI-Ansatz, dem man hehre Zieleunterstellen muss, in einem nicht auflösbaren Widerspruch zum meritokratischenAnsatz in Wissenschaft, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur steht. Deshalbmüssen alle möglichen, an Verschwörungstheorien erinnernden, gedanklichenKonstrukte bemüht werden, um eine Brücke zu bauen: Hierbei besondersproblematisch das Konzept des "Privilegs" z. B. aufgrund Geschlechtsoder Hautfarbe, welches sexistische und rassistische Stereotypen perpetuiert. -VincentGressieker

Leserbriefzu "Die Inflation ist ein gieriges Biest". Gespräch mit Joachim Nagel geführtvon Kolja Rudzio und Roman Pletter

Ihr Interview ist einParadebeispiel für neoklassische Ideologie, bitte lassen Sie mich erläutern,damit Sie in der Zukunft solche Wortbilder bestenfalls entzaubern, statt sieals Schlagzeile zu verwenden. Preise steigen nicht. Inflation ist kein Lebewesen.Preise werden erhöht. Bestien gibt es in Märchen, nicht an Märkten. Es istgenau diese sprachliche Verblendung, diese Tarnung der Täter die einenJournalisten hellhörig machen sollten. Stattdessen werden solche Wortgebildeunhinterfragt übernommen und abgedruckt. Ich persönlich finde das beschämend.Zum einen, weil es die Wahrheit verschleiert, zum anderen weil es die Frageaufwirft, ob Ihre Redaktion selbst verblendet ist vom Bling Bling desDauerwachstums. Wie können Ihnen solche stümperhaften Fehler passieren? Siehätten das im Gespräch ankreiden können, hätten sich gegen den Druckentscheiden können, aber nichts.

Bleibt zu fragen: WarIhnen überhaupt bewusst, dass Sie einem Strohmann aufgesessen haben? Und waswäre schlimmer? Wenn Sie es wissentlich hinnähmen oder wenn Sie es wirklichnicht wüssten? Ich möchte an dieser Stelle enden mit einem Zitat undLeseempfehlungen, am besten an die gesamte Redaktion. Das Zitat geht zurück aufein Buch von Mark Fisher, welcher es wiederum Žižek und Jameson gehört habenwill: "It’s easier to imagine the end of the world than the end of capitalism".Und wie nennt man es, wenn Menschen im Glauben leben, die einzige Wahrheit zukennen? Ideologie, Dogmatismus. Als zweites Buch empfehle ich "Die Sprache desKapitalismus" von Sahner & Stähr. - Paul Lauer

Leserbriefzu "Speed, Speed und nochmals Speed" von Jens Tönnesmann

Bei der Lektüre IhresBeitrages kam mir spontan die Assoziation "Lemminge". Laut Wikipedia sind dieEchten Lemminge eine Gattung aus der Tribus der Lemming. "Die Arten dieserGattung bewohnen die arktischen Tundren. Sie sind für Wanderungen bekannt, diesie aufgrund des periodisch auftretenden Populationsdrucks unternehmen. DieseWanderungen und die ebenfalls beobachteten heftigen Schwankungen in der Populationsdichteführten in Skandinavien zu einer Theorie des "Massenselbstmords". Obwohl sienach heutigem Wissensstand unzutreffend ist, wird sie nach wie vor vertreten.Wahr ist lediglich, dass viele Tiere diese Wanderungen auf der Suche nach neuenLebensräumen nicht überleben."

Auch deutsche Unternehmengehen offenbar gerne auf Wanderschaft nach China. Nicht mit der Absicht Selbstmordzu begehen, aber mit den gleichen Folgen. Wer Fertigung nach China verlagert,zieht sich zukünftige Wettbewerber heran, gegen die er den Wettbewerb mitSicherheit verlieren wird. Ob Lemming kurzsichtig sind konnte ich nicht finden.Bei Ratten ist das belegt. Eventuell lässt sich dieser Befund auf alleNagetiere erweitern. Bei Menschen erklärt uns wiederum Wikipedia (Textinhaltlich leicht modifiziert): Zur Entstehung von Kurzsichtigkeit tragensowohl genetische Faktoren als auch Umweltfaktoren bei. Als einer der größtenRisikofaktoren gilt mangelnder Aufenthalt im Freien während des BWL-Studiums.Aufgrund der größeren Verbreitung in Industriestaaten kann Kurzsichtigkeit alseine Zivilisationskrankheit bezeichnet werden. - Bernd Roos

Leserbriefzu "Gefährliche Partnerschaft" von Ingo Malcher

Es geht darum, dassSüdkorea die Ausfuhr von Batterien nach Russland verboten hat. Aber Russlandhelfen, die Batterien selbst zu produzieren und aufzurüsten. Im Kreml ist manplatt. Putin gibt Krimsekt aus und Kaviar. Und erklärt: was will man in Seoul denn?Aufrüsten, das können wir selbst. Und Batterien herstellen auch. Wir habenRohstoffe dafür im Land und fähige Techniker auch. Seoul bleibt auf seinenBatterien sitzen und kann sie gratis ans Volk verteilen. Für batteriefressendeSpielereien. - Hans-Emil Schuster

Leserbriefzu "Jetzt mal was Anderes" von Peter Dausend

Ihren Artikel zu o.g.Vorschlag zukünftiger Märchen-Koalitionen habe ich mit großem Amüsementgelesen. Allerdings fehlte ein wichtiger Teil: Wenn ich mich nicht irre,wünschte sich Schneewittchens leibliche Mutter eine Tochter "weiß wie Schnee,rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz". Wo würden Sie eine entsprechende weißePartei hernehmen, um dem ursprünglichen Gedanken gerecht zu werden? Vielleichtfällt Ihnen etwas dazu ein - mir leider nicht! - Britta Ziegler

Leserbriefzu "Versteht eine die Gen Z" von Benedikt Herber

Anastasia Barner wirftbei einem Auftritt dem Auditorium, hauptsächlich mittelalte Männer, vor, mitden Hostessen, anscheinend alle Gen Z, keine ernsthafte Unterhaltung geführt zuhaben. Was soll das? Wären die Servicekräfte älter gewesen, hätte auch niemandeine ernsthafte Unterhaltung mit ihnen geführt. Sie hätten auch gar keine Zeitdafür gehabt, weil sie nämlich on the Job waren. Erstaunlich, wie vieleAnwesende dennoch auf diesen Trick reingefallen sind. - Kurt Eimers

Leserbriefzu "BELLA CIAO" von Torben Becker

"Im zweiten Weltkriegkämpften auf den Bergkämmen ringsum Partisanen gegen Faschisten. Die Partisanentrugen Gewehre geschultert, Granaten und Revolver am Gürtel, im RucksackDynamit usw." Das ist natürlich Geschichtsfälschung, denn sie kämpften gegen Soldaten, unter denen warenauch Antifaschisten, denn auf der Stirn der Soldaten stand nicht, ich bin einFaschist. Ist mehr als bedauerlich das die Zeit so einen Artikel druckt. Aberes gibt noch wache Bürger!!! – D.Jacobsen

Leserbriefzu "Es beginnt mit der Fingerpistole" von Florian Eichel

Das schöne Foto vonRachel Eliza ist eine schon oft gesehene und offenbar ertragreiche Mischung ausästhetischer Arroganz, beleidigter Leberwurst und moralischer Anklage. Beieinem alten DDR-Bürger kommt das wenig an. Unterdrückung und im Gefängnislanden für ein freies Wort, ging auch ohne Unterschiede in der Hautfarbe. VonNachbarn drangsaliert, weil man zugezogen ist, oder geschieden oder anderesoziale Standards hatte, ging auch ohne Unterschiede in der Hautfarbe. Überallmuss man um Freiheit, Gerechtigkeit und sein Leben kämpfen. Und den meisten Menschensteht dabei so ein markiger Begriff wie "Rassismus" nicht zurVerfügung. Böses und Gutes haben keine Hautfarbe und kein Geschlecht. Wenn ichFlorian Eichel richtig verstanden habe, würde auch er gerne etwas mehr erfahrenüber Konflikte und ihre Ursachen. - Fred Klemm

Leserbriefzu "Wer hilft ihnen noch?" Gespräch mit Mirjana Spoljaric geführt von AndreaBöhm

Es ist selbstverständlichvöllig angemessen, sich über menschliches Elend und Leid in Gaza und anderswobetroffen zu zeigen und Änderungen zu wünschen. Nur die Hilfen, die von UNRWAund dem IKRK seit Jahrzehnten, mindestens seit 1950, in diesem Gebiet Gaza undUmgebung angeboten und erteilt werden, haben nicht geholfen. Sie habengeholfen, die Korruption zu legalisieren und Waffen von dem Geld der beidenOrganisationen zu kaufen. Wer zählt die Einwohner, für die Hilfsgüterangeschafft werden? Wer kontrolliert diejenigen, die Hilfsgüter herstellen undtransportieren?

Wenn man sieht, welchemodernen Waffen HAMAS nutzt, muss es sich um Milliardenbeiträge handeln, dievon den sog. Geberstaaten und von Hilfsorganisationen gegeben wurden. ImGazastreifen kann das niemals erwirtschaftet worden sein. Auch der Iran willfür seine Lieferungen bezahlt werden. Beim Geld hört die Freundschaft auf. Esgibt nach meiner Meinung nur die Möglichkeit: Hilfe durch Selbsthilfe. DiePalästinenser in Jordanien haben fast alle eine Arbeit, vor der sie lebenkönnen. In den Flüchtlingslagern leben nur noch wenige. Anstatt einem Hungrigeneinen Fisch zu schenken, schenke ihm eine Angel. Und noch eins: Es gibt seit1950 eine Vererbung des Flüchtlingsstatus der Palästinenser. Das gebiertUntätigkeit und Faulheit. Einem Flüchtling muss geholfen werden. Klar. Aberirgendwann ist der Flüchtling angekommen. Und dann muss er für sich selbstsorgen. - Hartmutvan Meegen

Leserbriefzu "Jetzt mal ganz ruhig!" von Stefanie Kara

Vor 230 Jahren, hat Kantdie dritte Option zu "raus damit!‘" oder "expressive Unterdrückung," die ‚im[…Gemüt (mehr als Gehirn)], Nicht im Gesicht" zu suchen ist, wenn es um‚Schmerz‘ aller Art im Leben geht! Neben der "Leidenschaft" (Lust) für dienicht wahrnehmbare, universelle Ordnung (physisch und moralisch) in denPhänomenen findet man in Kants "philosophischer Anthropologie" eine alternativeAntwort auf Schmerzen im Leben.

Angesichts derLangeweile, des Schmerzes, des Leidens, der Ungerechtigkeit in der Welt, undFurcht u.a., lehnte Kant sowohl stoische Gleichgültigkeit; lehnt epikureischeWollust; lehnte zynische Betrachtung des Leids als Lektion, um sich abzuhärten;lehnte "Melancholie" (die Überzeugung, daß "Schmerz" der grundlegende Zustandallen Lebens ist, der Selbstmord attraktiv macht); lehnte sophistischeIndifferenz der Wahrheit gegenüber, die alle möglichen Wege beschreitet, nur umzu "gewinnen;" lehnte mystische Weltflucht, und lehnte er Alkohol alszuverlässig ab, als auch gibt Warnung auf passive Warten auf göttliche Gnade.

Vielmehr betrachtet Kants"negative Methode" das Negative in der Welt (Langeweile, Schmerz, Leid undUngerechtigkeit in der Welt, und Furcht u.a.) als den Dorn im Auge, der die"Leidenschaft" (Lust) für das Positive erzeugt: absichtliche Kreativität, diesich gegenüber universellen Maximen verantwortlich fühlt, welches die höchsteZufriedenheit im Leben erreicht. Kurz gesagt, etwas gutes tun! "[…] Irrthümerführen doch immer einen Schein der Wahrheit und Ergözlichkeit bei sich."

"UnsereRechtsgelehrsamkeit ist mit so vielen Einschränkungen und Subtilitätenüberladen, daß von den vielen Menschen oft der, der die gerechteste Sache hat,des Rechts verlustig geht [Denken Sie an Kants eigenen Vater!]. ZumVereinfachen und Wegschneiden vieler Gelehrsamkeit ist die negative Methode dieVeranlassung." Selbst die sogenannten Machtlosesten (sogar Kinder) können einenkreativen und verantwortungsvollen Unterschied machen. (Zitaten vom Autorerhältlich) - Douglas R McGaughey, Emeritus Professor

Leserbriefzu "Er will’s nicht gewesen sein" von Florian Kaufmann

Unter Bezug auf IhrenArtikel im Wirtschaftsteil der ZEIT Ausgabe Nr. 48 "Er will’s nicht gewesensein" von Florian Kaufmann bitte ich Sie dem Autor (und am besten allenbetreffenden Journalisten Ihrer Redaktion) mitzuteilen, dass einBauunternehmer, wie er Christoph Gröner fälschlicherweise bezeichnet, jemandist, der baut, nicht jemand, der Immobilien-Projekte finanziert, entwickelt undverkauft.

Ein Bauunternehmer führteine Baufirma, die mit eigenem Personal und Gerät physisch baut und dabei inder Regel das Bau- und Baukostenrisiko übernimmt. Ein Projektentwickler kauftin der Regel Grundstücke, die er von Architekten überplanen und von Baufirmenmit (Wohn-) Häusern bebauen lässt und dafür das Finanzierungs- undVermarktungsrisiko trägt.

Der in dem Artikelbeschriebene Projektentwickler Christoph Gröner ist also kein Bauunternehmer!Dies ist insofern wichtig, als dass in der Öffentlichkeit sehr oft der Eindruckentsteht, dass Bauunternehmer die bösen Buben sind, die solche windigen Immobilienspekulationen,bisweilen mit spektakulären Pleiten am Ende a la René Benko, betreiben. DieseLeute nennt man dann Baulöwen, was eigentlich auch falsch ist. Das wäre so, alswenn man einen normalen Hausarzt, der einen Patienten zur OP ins Krankenhausüberweist, als Chirurgen bezeichnet. - Peter Breuninger

Leserbriefzu "Stimmt’s? Lasten auf dem Kopf zu tragen, ist gut für die Wirbelsäule" vonChristoph Drösser

Lasten auf dem Kopf zutragen ist in Afrika üblich und dabei soll es bleiben. Wie sieht es denn aus,wenn man auf dem Kopf die Aktentasche trägt, ein Köfferchen, wenn man verreisenwill, den Einkaufsbeutel, den Laptop und so weiter und sofort. Die Wirbelsäuleist verwirrt und lässt eine Bandscheibe raus. Also nix mit Kopflasten. Der Kopfist zu Denken da und nicht eine Tragefläche. - Hans-Emil Schuster

Leserbriefzu "Die Sirene Gottes" von Wolfgang Bauer

Ich schätze WolfgangBauers Reportagen über alles, aber vielleicht hätte er bei seinem letztenBeitrag über die Funde auf "seiner Hausburg" Hohengenkingen vorherden Text seinem Kollegen Urs Willmer in der Redaktion zu lesen geben sollen,bevor er über die Sarazenen schreibt: Nicht die Sarazenen bauten die Türmeentlang den italienischen Küsten, um vor den Piratenüberfällen zu warnen,sondern die lokalen Grundherren, Städte bzw. die Bevölkerung. Die Sarazenenwaren selbst die Piraten, die man mit dem Sammelbegriff "Sarazenen"nannte (die meisten kamen damals von Nordafrika). Noch heute gibt es imItalienischen den Begriff "saracinesche" für die Rollos, die beimHerannahen der Sarazenen flugs herunterließ. - Dr. phil. Dipl.-Ing. Günther Stanzl

Leserbriefzu "Der Arzt stellt eine Aufgabe. (…)" von Nadine Ahr

Ein bewegender Berichtüber ein Leiden, das sich am Beginn des Lebens noch versteckt hält, in seinerMitte ausbricht und mit furchtbaren Symptomen chronisch progredient zum Todeführt. Über das grausame Dilemma, in dem Kinder erkrankter Mütter und Väter vieleJahre lang stecken: testen oder nicht, schreckliche Gewissheit oder dauerhafteAngst? Über die manifest Erkrankten, die auf eine wirksame Therapie oderHeilung hoffen, die lebensverlängernde Maßnahmen ablehnen oder selbstbestimmtsterben wollen. Über Ärzte, die allenfalls Symptome lindern, den Angehörigenbeistehen und in ihrer Hoffnung bestärken können.

Über Wissenschaftler, dietrotz sicherlich bescheidener finanzieller Unterstützung - es ist ja keine"Volkskrankheit" - mit hohem Einsatz nach Therapiemöglichkeitenforschen, medikamentösen, chirurgischen, Eingriffen ins Genom. Und über die"Heldin" des Artikels, deren Hauptsorge ihrer Tochter gilt; die jedengesunden Tag als besonderes Geschenk erlebt, so dass sie mit Überzeugungschreiben kann: "Das Leben ist schön". Noch schöner wäre es, dieNeurologen könnten sagen: 'Das Leben ist bis in euer hohes Alter schön. Denndie medizinische Forschung hat eine Therapie gefunden, die die ChoreaHuntington heilt'! - Dr. med. Ulrich Pietsch

Leserbriefzu "Wenn Streit sich lohnt" von Carla Neuhaus

Vielen Dank für den o.g.Artikel, dessen Meinungscharakter ich nur zustimmen kann; ich würde aber nochgern ein paar Punkte draufsetzen: Die Einigung ist ein Vorbild nicht nur fürunsere Politik, sondern auch für etliche andere Gewerkschaften, insbesondereVERDI und GDL, aber auch Vorstandsetagen, gesellschaftliche Gruppen und dieWähler, mit diesem Sieg der Vernunft, des Rundum- und Weitblicks, derZukunftsverantwortung etc. incl. dem Verzicht auf übliche Verdrehungen,Opfermythen und Ego-First-Haltungen.

Es war natürlichweitgehend aus der Not geboren, denn es ging beidseits um viele Existenzen vonFirmen, zumindest Firmensitzen und damit auch Arbeitsplätzen, angesichts der anderenFaktoren der Wettbewerbsfähigkeit wie Energiepreisen, besser werdenderKonkurrenzen, Demographie, Bürokratie und Lieferketten. Nur mit solchenAugenmaß-Abschlüssen kann die deutsche Industrie vielleicht noch zu größerenTeilen gerettet werden. Dieser Abschluss war von der früher so militantenIGMetall mit am wenigsten zu erwarten und damit ein halbes Wunder angesichtsder bis vor kurzem noch gestellten Forderung von 7%, die sicher nicht für 2,sondern für ein Jahr gemeint war, und der Inflation von immer noch ca. 2 %.

Zu danken ist dieser sofriedliche, schnelle und gegenseitig vernünftige Abschluss wohl ganzvornehmlich der neuen Gewerkschaftsvorsitzenden Benner, die genau diese ganzenCharakteristika verkörpert und deren Wahl ein Phänomen ist in einer Umgebung,wo sich sonst immer eher die radikalsten Heißsporne durchsetzen. Sie fiel schonin einem kürzlichen Interview und in einer Talk-Show durch vorsichtige,abwägende und intelligente Äußerungen auf, mit denen sie sich nicht auf Dingefestlegte, die unrealistisch oder unverantwortlich gewesen wären. Ein weiteresPhänomen wäre, wenn dies auch bei der Mehrheit der Mitglieder so akzeptiertwerden würde. – Dr. Peter Selmke

Leserbriefzu "Auf die turbulenten Tage" von Nele Pollatschek

Die Redakteurin sprichtsich in ihrem Artikel erst vorsichtig und relativierend, dann aber dochdeutlich gegen den Konsum von Alkohol aus. Hat man den Artikel gelesen - gutrecherchiert und formuliert -, schaut man verwundert auf das große Foto vonCharles Schumann, das oberhalb des Artikels abgebildet ist. Charles Schumann,wir wissen es, hat über Jahrzehnte eine Bar in München erfolgreich gemanagt.Man möchte ja nicht wissen, was in dieser Zeit an Alkohol durch seine Leber gerauschtist. Auf dem Foto sehen wir jedoch einen 83jährigen Charles Schumann, derblendend aussieht - natürlich mit einem Drink. Bewundernswert der Kontrast zumArtikel. - Hagen Treutmann

Leserbriefzu "Die Berliner Theaterszene soll sparen. (…)" von Peter Kümmel

Mit großer Begeisterungund Interesse lese ich Ihre Recherchen und Kommentare im Feuilleton der Zeit.Immer wieder so auch diesmal ihr Bericht über die Kürzungen im BerlinerischenKulturbetrieb. Subventionierte Kultur in Deutschland ist Tradition und vielfachbewundert von anderen Ländern. Sie beschreiben das Problem sehr detailliiertund tiefschürfend. Herrlich zu lesen. Aber die Welt dreht sich nicht ohne Geld.Und wenn die Einnahmen zurückgehen und die Ausgaben besonders im Sozialbereichausufern (Bürgergeld, Renten mit der Gießkanne etc.) dann muss eben auchgekürzt werden dürfen, wo es geht. Oder und das fehlt mir wirklich an IhremBericht man muss schauen woher bekomme ich mehr Geld. Also Eintrittspreise um10% erhöhen oder Sponsoring verbessern. Wir können nicht in allen Bereichenmehr fordern, ohne an die Einnahmen zu denken. Schade, dass Sie diesen Aspektnicht beleuchtet haben. Wer geht denn ins Theater?? Die Ärmsten oder dieBessergestellten?? - Dr. Wolfgang Schulze

Leserbriefezu "Über ein verlorenes Telefon und eine Reise in die Zukunft" von HaraldMartenstein im ZEIT Magazin

Einechter Martenstein-Artikel, Hauptsache mal wieder gegen Deutschland stänkernund billige Vorurteile verbreiten, auch wenn dabei die Wahrheit gebogen werdenmuss. Herr Martenstein für fehlendes Gepäck sind die Airlines zuständig undnicht Berlin. Und wie würden Sie den beschriebenen Prozess digitalisieren? Ichbin gespannt auf Ihre Ideen. P.S. das mit dem Handy ist mir in Sofia passiert,nach 30 Minuten hatte ich es wieder in der Hand. Dafür muss man keinenSchnüffelstaat errichten und auch nicht in Dubai sein. Ehrliche Menschengenügen. – Frank Zehnle

Heutemorgen habe ich meinem Enkel, 13, die Kolumne vorgelesen. Wir sind gestern inder Nacht aus Istanbul zurückgekommen, wo ich 5 Tage im Schweiße meinesAngesichts versucht habe - vergeblich -, ihn in wenigstens eines der ganzenMuseen zu bekommen. Habe ich gefragt, und, was meinst Du, hat der Sohn, einJahr jünger als Du gesagt zu Handy weg, Karten weg, nix Museum der Zukunft?Antwort: "Zum Glück". - Gerlinde Schött-Pascual

Diesist ein wunderbares Beispiel für das, was man meist"Täter-Opfer-Umkehr" nennt, und zugleich ein Beleg für die, es tutmir leid, Besessenheit, mit der Sie nach Möglichkeiten suchen, unser Land zuverleumden: Sie verlieren in einem Taxi in Dubai Ihr Handy. Anstatt nun, wennSie schon als Zeilenschinder irgendetwas zu Papier bringen müssen, eine Glosseüber Ihre Schusseligkeit, Tollpatschigkeit und Dummheit zu verfassen, nehmenSie diesen Vorfall zum Anlass Ihrer tausendundersten Schmähung unseres Landes. Waskommt als Nächstes? Sie protzen ja gern mit Ihren tollen Reisen - also: Siewaren in einem bei Deutschen sehr beliebten Luxushotel an der Côte d'Azur undwollten morgens im Swimming Pool ein Bad nehmen.

Leiderhatten Sie Ihr Handtuch vergessen, aber, oh Wunder!, auf allen Liegen lagenschon Handtücher bereit. So fürsorglich behandelt man Sie im Ausland! ImColumbiabad in Neukölln ist Ihnen so etwas noch nie passiert, ist ja klar, dawären die Handtücher sofort weg, die Finstermänner (oder ihre kleinen Paschas)in Berlin klauen ja wie die Raben. Wenn Ihnen mal partout nichts einfällt - ichhelfe gern mit täuschend echten Martenstein- bzw. Münchhausenfabeln zurVerteufelung unseres Landes ein wenig nach. - Prof. Dr. Wolf-RüdigerHeilmann

Siewissen, wir lieben Sie, aber Dubai!! - Angela Scheidt

Leserbriefezu "DICK AUFGETRAGEN" von Alexander Krex im ZEIT Magazin

Einwunderbares ZeitMagazin. Zum belegten Brot. Doch eines fehlt mir. Ein wirklichgutes Brot – man muss es suchen, mein bisher bestes stammt aus Prag aus einerkleiner Kellerbäckerei, dunkle, krosche Kruste, ein Roggenmischbrot – mitwirklich guter Butter bestrichen. In Wellen, mal feist dick, an anderen Stellenseidig dünn. Auch gute Butter muss man erst einmal suchen. Nicht diese mitWasser verlängerte streichfähige Rapsölbutter. Auf dem Markt findet man soetwas noch. Fassbutter. Sauerrahmbutter. Nicht kühlschrankkalt, sondernKüchenwarm. Wenn sich schon leichte Butterschmelze bildet. Und wenn man es dannauf die Spitze treiben möchte: eine Prise Salz. Und dazu ein Glas kühlesWasser. Und was ich bis heute liebe: trockenes Brot in Scheiben, dass sich obder Dürre schon wellt. Ebenfalls bebuttert. Kindheitserinnerung. Nicht, weilwir nichts hatten. Nein, weil es einfach lecker war. Und ist. - JörgKohlstedt

"DieWelt isst eine Scheibe". Beim Lesen dieser Überschrift vermutete ich zuersteinen Druckfehler. Ich rechnete damit, dass das ZEITmagazin über die Personberichten würde, die in der zukünftigen US-Regierung das Ressort für Forschungund Wissenschaft besetzen würde. Der Inhalt des Artikels war dann wesentlicherfreulicher – wir sollten uns den Appetit nicht verderben lassen. - BerndOltmanns

Leserbriefzu "LIEBE LEUTE. Dürfen reiche Menschen jammern?" von Claire Beermann im ZEITMagazin

Ich möchte mich für denArtikel von Claire Beermann in Heft 48 bedanken. Ja, wie war, dieseLuxusprobleme haben wir alle hier. Manchmal ist es beschämend, über welcheDinge wir uns aufregen. Und anderswo herrscht Krieg und dann kommt die AFDdaher, und erzählt uns was von billigem russischen Gas und Rückkehr ins fossileZeitalter, damit wir weiter so tun können als gäbe es keine wirklichen Problemezu lösen. - Philip Hörsch

Trump-Bewegung, Neuwahltermin, Russlandpolitik: Leserbriefe zur Ausgabe 48/2024 (2024)
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Author: Mrs. Angelic Larkin

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Name: Mrs. Angelic Larkin

Birthday: 1992-06-28

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Job: District Real-Estate Facilitator

Hobby: Letterboxing, Vacation, Poi, Homebrewing, Mountain biking, Slacklining, Cabaret

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